Drei Stuttgart-21-Gruppierungen haben sich im Bezirksbeirat Nord vorgestellt. Trotz einiger Unterschiede wollen sie in Zukunft besser mit dem Gremium zusammenarbeiten.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Die Stuttgart-21-Gruppierungen im Bezirk und der Bezirksbeirat wollen künftig enger zusammenarbeiten und sich gemeinsam verstärkt dafür einsetzen, dass die Bürger in Stuttgart-Nord vor Lärm und Staub von den Baustellen des Bahnprojekts geschützt werden. Das war der einvernehmliche Tenor in der Gremiumssitzung am Montagabend.

 

Auf Vorschlag von Anna Kedziora (Freie Wähler) hatte die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger drei Vereine eingeladen, die sich im Bezirk mit Stuttgart 21 beschäftigen: das Netzwerk Killesberg und Umgebung, die Gruppe Nordlichter sowie den Infoladen Stuttgart 21 auf der Prag.

Das Netzwerk Killesberg und Umgebung zähle sowohl Gegner wie auch Befürworter des Bahnprojektes in seinen Reihen, hauptsächlich Eigentümer, deren Häuser untertunnelt werden, erklärte Ulrich Hangleiter, Bauingenieur im Ruhestand und Vorsitzender. Bei den Verhandlungen zu den Unterfahrungsverträgen habe sich herausgestellt, dass die Bahn sich nicht vom Fleck bewege: „Die Gefahren werden ausgeblendet, und das Risiko bleibt an den Eigentümern hängen“, so Hangleiter. Aktuell sorgt sich der Verein insbesondere um das Entrauchungsbauwerk Killesberg, das nun an den Zwischenangriff Prag verlegt werden soll, allerdings noch ohne Genehmigung. Die Stelle sei „technisch ungeeignet“, aber eine Standortalternative, die der Verein vorgeschlagen habe, werde von der Bahn ignoriert. „Wir wünschen uns eine ideelle Unterstützung vom Bezirksbeirat Nord“, resümierte Hangleiter. „Wenn Auflagen im Planfeststellungsbeschluss nicht erfüllt werden, muss Druck gemacht werden.“

Ähnliches beschrieb Claudia Jechow von der Gruppe Nordlichter. „Wir haben uns als Bürgerinitiative gegründet, als die Lastwagenfahrten durchs Nordbahnhofviertel massiv zugenommen haben“, erklärte sie. „Uns ist bewusst, dass das Projekt politisch gewollt ist, aber die Bahn hebelt alle Schutzmaßnahmen, die es für die Bürger gibt, aus. Niemand schützt uns.“ Seit zwei Jahren sei die Lebensqualität im Nordbahnhofviertel massiv eingeschränkt. „Die Baustellen – nicht nur die für Stuttgart 21 – müssen verträglich für die Anwohner abgewickelt werden“, forderte Jechow.

Klegraf begleitet das Projekt seit 16 Jahren

Bereits gut im Bezirk bekannt ist Josef Klegraf, Vorsitzender des Vereins Infoladen Stuttgart 21 auf der Prag – nicht zuletzt deshalb, weil Klegraf lange Jahre Bezirksvorsteher im Norden war. Klegraf begleitet das Projekt Stuttgart 21 mit dem Verein seit 16 Jahren, organisiert Ausstellungen und Informationsabende. Seit September 2013 findet alle zwei Monate ein Anwohner-Stammtisch mit Bahnvertretern statt. „Seitdem informiert die Bahn besser“, meint Klegraf, „auch wenn die Informationspolitik insgesamt weiterhin zu wünschen übrig lässt.“

Erfreulich fand es Sebastian Sage (SPD), dass keine der Gruppen über den Sinn und Unsinn von Stuttgart 21 generell diskutierten wollte. Auch die Neutralität im Bezirksbeirat sei wichtig – zwar gebe es unterschiedliche Meinungen, alleine schon aufgrund der jeweiligen Parteizugehörigkeit, aber um die Interessen der Bürger vertreten zu können, sei es besser, sich nicht offiziell zu positionieren. „Natürlich muss man trotzdem mit der Bahn schimpfen, weil deren Informationspolitik schlecht ist“, so Sage. Er wünsche sich, dass die gemeinsame Initiative in der Öffentlichkeit als neutral wahrgenommen werde. Dem widersprachen Ulrich Hangleiter und Claudia Jechow für ihre jeweilige Gruppe: „Wir sind nicht neutral, wir können uns mit Stuttgart 21 nicht arrangieren“, erklärte Hangleiter.

Das Beste für den Bezirk wollen alle

Trotzdem verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: „Wir wollen das Beste für Stuttgart-Nord herausholen“, befand Armin Serwani (FDP), man arbeite seit Jahren als Gremium einstimmig an Verbesserungen für die Anwohner. Hier merkte Sabine Rinck-Klaffke (SÖS-Linke-Plus) an, dass der Bezirksbeirat anscheinend keine Handhabe habe, Einfluss auf die Bahn zu nehmen. „Unsere Beschlüsse werden ignoriert. Als Gremium müssen wir uns dazu äußern, dass man so nicht mit uns umgehen kann.“ Dem stimmten die anderen Bezirksbeiräte zu. Ralph Wöhrle (Grüne) wünschte sich einen engeren Kontakt zu den Gruppen, „sodass Anliegen direkt an uns herangetragen werden, dann können wir Anträge dazu stellen“.

Aus dem Publikum regte Hans-Jörg Jäkel, ein weiteres Mitglied der Nordlichter, an, erneut – wie einst von der Bahn angekündigt – eine Informationsveranstaltung zu den Stuttgart-21-Arbeiten im Bezirk abzuhalten. Die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger kündigte an, die Bahn um den frühestmöglichen Termin dafür zu bitten.