Beim Monopoly-Spiel traf der FDP-Fraktionschef Christian Schmitt den NPD-Chef Frank Franz. Das Treffen hat nun ungeahnten Folgen.  

Stuttgart - Gerade erst schien sich die Situation in der saarländischen FDP mit der Neuwahl des Bundestagsabgeordneten Oliver Luksic zum Landesvorsitzenden ein wenig beruhigt zu haben - da geht das Hauen und Stechen schon wieder los. Die Hauptpersonen in dieser an eine Schmierenkomödie erinnernden Geschichte: der Anfang 2011 ins Amt gekommene Fraktionsvorsitzende im Landtag, Christian Schmitt (30), der seit 23. Mai amtierende Kreisvorsitzende im Saar-Pfalz-Kreis Stefan Krämer (45) und der NPD-Landesvorsitzende Frank Franz (32).

 

Krämer hatte Schmitt am 16. Oktober 2010 zum Abendessen in ein Haus auf dem Land eingeladen. Kurz zuvor erhält Schmitt nach seiner Darstellung einen Anruf von Tom Rohrböck, dem Politikkorrespondenten des Medien-Informationsdienstes Rundy, den er zuvor bei einer Reportage kennengelernt hatte. Auch er sei zu dem Essen eingeladen. Ob er, Schmitt, nicht bei ihm, Rohrböck, in Homburg vorbeikommen und ihn abholen könne. Schmitt willigt ein. Als er Rohrböcks Wohnung betritt, sieht er mehrere Leute am Esszimmertisch sitzen und - Monopoly spielen. Schmitt wundert sich, was erwachsene Männer an einem Samstagabend so treiben. Er wird hinzugebeten und schaut sich dann erst die Leute genauer an. Da habe er den FDP-Parteifreund Stefan Krämer entdeckt, der sich als Wirtschaftswissenschaftler bezeichnet und damals noch mit den Titeln Prof. Dr. schmückt. Doch dazu später mehr.

"Ich setze mich nicht mit Faschisten an einen Tisch"

Und plötzlich, so erzählt Schmitt, sei ihm klar geworden, wer da noch am Tisch sitzt. Er fragt: "Sind Sie nicht der NPD-Landesvorsitzende Frank Franz?" Der bejaht. Schmitt steht auf, fragt die anderen am Tisch, ob sie damit kein Problem hätten, was verneint wird. Darauf Schmitt: "Ich jedenfalls setze mich nicht mit Faschisten an einen Tisch." Konsterniert verlässt er die Wohnung, ruft umgehend seinen damaligen Kreisvorsitzenden Peter Müller an, erzählt ihm die kuriose Geschichte. Zusammen kommen sie zu dem Schluss, den damaligen Landesvorsitzenden Christoph Hartmann, weitere Parteimitglieder und den Verfassungsschutz zu informieren.

Seitdem schien der Monopoly-Abend, über den die regionalen Medien kurz berichteten, schon fast wieder in Vergessenheit geraten zu sein. Denn in der Saar-FDP gab es weitere Turbulenzen. Der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Horst Hinschberger, vergaloppiert sich mit einer persönlichen Anzeige gegen mehrere Parteimitglieder im Vorstand der parteinahen Stiftung Villa Lessing. In den folgenden Strudel der parteiinternen Auseinandersetzungen wird auch Landeschef Christoph Hartmann hineingezogen. Beide treten schließlich von ihren Ämtern zurück. Plötzlich findet sich der Landtagsneuling Christian Schmitt auf dem Sessel des Fraktionsvorsitzenden wieder. Und plötzlich holt ihn auch der Monopoly-Abend wieder ein.

Schmitt hat eine Vermutung

Denn dieser Tage verschickte ein bisher Unbekannter unter dem Namen "Rumpelstilzchen" eine anonyme Mail an 369 Adressaten. Darin wird Schmitt bezichtigt, seit Anfang 2010 "enge Beziehungen zur rechtsextremen Szene" zu unterhalten. Als Beleg wird auf Fotos und Begegnungen von Schmitt mit Rohrböck verwiesen. Rohrböck sei aber nicht nur FDP-Mitglied, sondern auch Pressesprecher der rechten Splitterbewegung Aufbruch 21 - Die Freiheitlichen gewesen und habe enge Beziehungen zum verstorbenen österreichischen FPÖ-Chef Jörg Haider gehabt. Über Rohrböck sei Schmitt auch mit Toni Xaver Fiedler in Kontakt gekommen - der war Beisitzer im Bundesvorstand der rechtsextremen "Republikaner" und wechselte nach Querelen in die ebenfalls rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU). Beide findet man im Impressum der Internetplattform "frei.gesagt", die mit dem Slogan wirbt: "Der Freiheit die Ehre".

Der junge FDP-Fraktionsvorsitzende Schmitt ist entsetzt über diese Vorwürfe. Rohrböck habe er kennengelernt, weil der nach der Bildung der Jamaikakoalition im Saarland um ein Interview gebeten habe. Später sei er ins Saarland gezogen und habe einige neue Mitglieder geworben. Fiedler, den er vorher überhaupt nicht gekannt habe, sei von Rohrböck zu dem Interview mitgebracht worden, zu dem auch Fotos gemacht worden seien. Schmitt reimt sich die Geschichte im Nachhinein so zusammen, dass man versucht habe, ihn bewusst in eine Falle zu locken, um ihn - falls es auch noch zu Fotos von dem Monopoly-Spielabend gekommen wäre - in der Hand zu haben. Er hat wegen der E-Mail Strafanzeige gegen unbekannt gestellt.

Krämer ist erst mal ins Ausland abgetaucht

Aber offenbar hat Schmitt eine Vermutung. Zwischen den Zeilen hört man, dass eben jener Stefan Krämer, der mit dem NPD-Vorsitzenden am Spieltisch saß, hinter der Attacke auf ihn stecken könnte. Das glauben auch andere Liberale. Krämer wurde Ende Mai überraschend zum Vorsitzenden im FDP-Kreisverband Saar-Pfalz gewählt, zu dem auch Schmitts Ortsverband gehört. Schmitt hatte sich öffentlich gegen Krämer ausgesprochen. Denn es hatte sich herumgesprochen, dass Krämer seine akademischen Titel, die er so gerne vor sich hertrug, gar nicht führen durfte. Er hatte in der Slowakei nur den "kleinen" Doktorgrad PhDr erworben. Die Deutsch-Arabische Gesellschaft drängte ihn daraufhin aus dem Vorstand, der Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte warf ihn wegen "akademischer Hochstapelei" raus. Dagegen klagte Krämer erfolgreich. Doch der Verband geht in Berufung.

Krämer wiederum, und da schließt sich der Kreis, hat alte Kontakte zu Rohrböck und seiner Internetplattform "frei.gesagt". Krämers schrieb darin neben dem NPD-Landesvorsitzenden Frank Franz. Zwei FDP-Ortsverbände und die Julis fordern deshalb nun Neuwahlen des Vorstands. Doch Krämer ist erst mal ins außereuropäische Ausland abgetaucht.