Sachsenheim 50 Jahre Feuerwehr Sachsenheim – Wie zwei Männer ihr Engagement leben

Peter Henger (links) und Siegfried Jauß haben die Fusion der Wehren in Sachsenheim selbst miterlebt 1974. Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Sachsenheimer Feuerwehr (Kreis Ludwigsburg) feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Peter Henger und Siegfried Jauß sind seit Jahrzehnten dabei und berichten von der Fusion damals, kalten Schnitzeln und harten Einsätzen.

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

Vor 50 Jahren wurde aus den Feuerwehren in Groß- und Kleinsachsenheim, sowie aus denen in Häfnerhaslach, Spielberg, Ochsenbach und Hohenhaslach eine gemeinsame Wehr. Ein Jahr zuvor, am 1. Januar 1973 wurden die Orte zur Kommune Sachsenheim zusammengefasst. Wie bei den Eingemeindungen zuvor gab es auch bei der Zusammenlegung der Feuerwehren kleinere oder größere Animositäten zwischen den einzelnen neuen Abteilungen.

 

„Die Frage war damals schon, wer jetzt Kommandant der Gesamtwehr wird“, erinnert sich der 68-jährige Peter Henger. Eine Wahl sei so umstritten gewesen, dass eine Abteilung den Versammlungsort geschlossen verlasse habe. „Und da hat man die anderen mit den Schnitzeln sitzen gelassen“, sagt Henger. Das sei aber das einzige Mal gewesen, dass die Fusion für größeren Zwist gesorgt habe, sagt der Großsachsenheimer, der mittlerweile in Hohenhaslach lebt.

Ganz einträchtig sitzt er heute, bei der Erinnerung an die Anfangszeit der Gesamtwehr neben seinem Kleinsachsenheimer Kollegen in der Alterswehr. Siegfried Jauß ist 73 Jahre alt und seit 1969 bei der Feuerwehr. Er hat den Spielmannszug mitgegründet. Wie bei Henger, dessen Großvater schon in der Feuerwehr war, ist es auch bei Jauß eine Familientradition, sich zu engagieren in der Wehr. Beide haben das Feuerwehr-Gen auch an die nachfolgenden Generationen weitergegeben.

Fusion bringt finanzielle Vorteile

Von links: Kommandant Philipp Rousta, Siegfried Jauß, Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Fusion damals sei vor allem finanziell gut gewesen für die kleinen, zuvor eigenständigen Wehren. „Größere Anschaffungen waren praktisch davor nicht finanzierbar“, sagt Jauß. Und Henger erinnert sich an teils abenteuerliche Umstände, unter denen im Kirbachtal die kleinen Wehren arbeiten mussten. Das fing schon mit Uniformen schlechter Qualität an. „Das war ein erstes Plus als alle Wehren einheitliche Uniformen bekamen“, sagt Henger.

Jauß erinnert auch daran, dass mit der Fusion endlich der Boden bereitet wurde für neue Feuerwehrhäuser, auch weil Fördermittel vom Land flossen im Zuge der Gemeindereform. Zu den Uniformen hat Henger aber auch noch eine kuriose Geschichte aus der Zeit des Zusammenwachsens. Nachdem es ein eigenes Logo für die Feuerwehr Sachsenheims gab, gingen einige Kameraden dazu über, das alte Logo ihrer Vorfusionswehr innen zu tragen und das neue Außen. „In Großsachsenheim hat man sogar um das Logo herum einen entsprechenden Schriftzug anbringen lassen. Den mussten die Kameraden aber auf Geheiß des damaligen Kommandanten herausreißen“, erinnert sich Henger.

Feuerwehrhäuser nach identischer Bauart

Schon von Beginn an sei viel Wert darauf gelegt worden, zusammenzuwachsen und allen die gleichen Voraussetzungen zu bieten. Das ging sogar so weit, dass die neuen Feuerwehrhäuser alle den gleichen Zuschnitt hatten. „Der Bauamtschef der Stadt hat damals einen Plan gemacht und den praktischerweise einfach immer nur kopiert für die anderen Abteilungen“, sagt Jauß.

Eine Feuerwehrübung in Kleinsachsenheim in den 1960er-Jahren vor der Fusion. Foto: Stadt Sachsenheim

Wenn man Jauß und Henger danach fragt, wie sie es so lange bei der Feuerwehr ausgehalten haben, kommen ein Schulterzucken und der Hinweis, dass das eben in ihren Familien dazugehörte. Die Kameradschaft möchten sie auch nicht mehr missen. Dabei ist das Leben eines (freiwilligen) Feuerwehrmanns keineswegs nur Geselligkeit und lustige Abende. Beim Gedanken an schwere Einsätze muss Henger tief durchatmen. „Ja, da erlebt man so einiges“, sagt und geht nicht näher auf einzelne Ereignisse ein. Vieles wird man nicht mehr los. „Zum Glück sind heute die Notfallseelsorger immer zur Stelle und helfen einem. Das war früher nicht so“, sagt der 68-Jährige. Da habe es oft geheißen, Runterschlucken und Weitermachen.

Bestmögliche Ausrüstung für Feuerwehrleute

Zwischen den Kameraden in den einzelnen Ortsteilen habe es übrigens nie mehr als Frotzeleien gegeben, sagt Jauß. Viel zu klar sei allen gewesen, dass die Fusion wichtig sei und vor allem Vorteile mit sich bringe. „Feuerwehrleute sind vor allem daran interessiert, bestmöglich ausgerüstet zu den Einsätzen zu kommen. Allen war klar, dass das ohne die Fusion schwierig wird“, erinnert sich der Kleinsachsenheimer.

Die Wehren in den einzelnen Ortsteilen Sachsenheims, wie hier Hohenhaslach, sind natürlich deutlich älter als 50 Jahre. Foto: Stadt Sachsenheim

Der aktuelle hauptamtliche Kommandant Philipp Rousta und Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich betonen, wie wichtig ein Engagement wie das von Henger und Jauß insbesondere in der heutigen Zeit sei. „Wir hatten letztes Jahr am 24. Dezember einen Einsatz, und keiner der Leute hat gemurrt“, lobt Rousta den Einsatzwillen der Truppe. Das liege auch daran, dass die Partner regelmäßig zu Events miteingeladen würden. „Die Partner sind ganz wichtig, denn sie müssen oft auf ihre Liebsten verzichten“, sagt Albrich.

Dass das Zusammenwachsen bei allen positiven Erfahrungen auch nach 50 Jahren noch ein Prozess ist, zeigt der Umstand, dass erst 2023 eine Altersabteilung für die Gesamtwehr ins Leben gerufen wurde. Gleichzeitig sollen die Alterswehren in den einzelnen Abteilungen aber ihre eigenständigen Veranstaltungen behalten. Auch hier mischen Henger und Jauß wieder mit, weil für beide die Feuerwehr in Sachsenheim zum Leben dazugehört.

Weitere Fusion steht an in Sachsenheim

Zukunftsfähig
 Die Feuerwehrabteilungen Hohenhaslach, Spielberg und Ochsenbach stehen vor einer Fusion. Schon länger gibt es den Plan, die Wehren im Kirbachtal zusammenzulegen. Gründe sind die sinkende Personalzahl, die taktische Leistungsfähigkeit und der desolate Zustand der aktuellen Feuerwehrhäuser in den Ortsteilen.

Neuer Standort
 Kernpunkt der Fusion ist der Neubau eines Feuerwehrhauses. Die Stadt hat dafür ein Grundstück nach der Ortsausfahrt von Hohenhaslach in Richtung Spielberg gefunden und vom Land gekauft. Auch ein Zielabweichungsverfahren wurde erfolgreich abgeschlossen, weil das neue Feuerwehrhaus in einem regionalen Grünzug liegt. Bis Ende seiner Amtszeit 2027 will Bürgermeitser Holger Albrich „schon etwas sehen“ am neuen Standort.

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