Die Stadt Sachsenheim muss in den kommenden zwei Jahren 80 Flüchtlinge aufnehmen. Dafür bittet die Verwaltung private Vermieter um Hilfe. Streit gibt es um eine mögliche Unterkunft in Spielberg.
Sachsenheim - Den dreistufigen Notfallplan hat Jochen Winkler schon in der Schublade. Als erste Maßnahme sieht er den Bau neuer Sammelunterkünfte für die ankommenden Flüchtlinge vor, im zweiten Schritt würde die Stadt versuchen, die Flüchtlinge in öffentlichen Gebäuden wie etwa Turnhallen unterzubringen. „Und wenn dann immer noch nicht genügend Plätze verfügbar sind, müssten wir als letzte Möglichkeit freien, privaten Wohnraum beschlagnahmen“, sagt Winkler. Doch so weit will es der Fachbereichsleiter Verwaltung im Sachsenheimer Rathaus auf keinen Fall kommen lassen. „Aber dazu brauchen wir die Hilfe der Bürger.“
Die Stadt bittet Vermieter um Hilfe
Die Stadt bittet Vermieter um Hilfe
Um diese Hilfe zu bekommen, hatte die Sachsenheimer Verwaltung am Donnerstag zu einem Informationsabend eingeladen, zu dem etwa 70 Personen kamen. Neben Jochen Winkler wandte sich auch der Bürgermeister Horst Fiedler mit einer Bitte an die Anwesenden: „Wer eine Wohnung vermieten kann, soll sich dringend bei uns melden“, sagte Fiedler. Er rechne mit 80 Flüchtlingen, die der Kreis Ludwigsburg der Stadt zuteilen werde: 40 Personen in diesem Jahr, weitere 40 im kommenden. „Das stellt uns vor eine sehr große Herausforderung“, sagte Fiedler. Die städtischen Kapazitäten reichten für diese Zahl an Flüchtlingen bei weitem nicht mehr aus. Der Bau einer weiteren Sammelunterkunft ist aus Sicht der Stadtverwaltung aber keine akzeptable Lösung. „Private Unterkünfte sind deutlich sozialverträglicher“, sagte Jochen Winkler.
Ein Grund für die Probleme, vor denen Sachsenheim jetzt stehe, sei eine Zusage des Landkreises, die aktuell nicht mehr gehalten werden könne, fügte Fiedler hinzu. Bislang habe der Kreis bei der Zuteilung der Asylsuchenden darauf geachtet, dass Kommunen, die eine Sammelunterkunft betreiben, weniger Personen für die Anschlussunterbringung zugeteilt bekommen. Angesichts der stark steigenden Flüchtlingszahlen gelte das aber nicht mehr, sagte Fiedler. „Wir müssen als Stadt jetzt zusammenstehen.“
Ob dieser Gedanke auch bei allen Einwohnern stark ausgeprägt ist, bleibt indes abzuwarten. Wie schon in der Vergangenheit scheint auch jetzt die Debatte über die Unterbringung von Flüchtlingen in Sachsenheim nicht reibungslos zu verlaufen. Vor allem ein Thema erhitzte in der Fragerunde während der Informationsveranstaltung die Gemüter: eine mögliche Flüchtlingsunterkunft des Landkreises im Stadtteil Spielberg.
Kreis will Gasthaus Ochsen kaufen
Kreis will Gasthaus Ochsen kaufen
Konkret geht es dabei um den ehemaligen Landgasthof Ochsen. Die Eigentümer des sei eineinhalb Jahren geschlossenen Gasthauses verhandeln aktuell mit dem Landratsamt über einen Verkauf. Der Sprecher des Amts, Andreas Fritz, bestätigt: „Wir beabsichtigen, den Gasthof als Unterkunft zu nutzen.“ Jedoch sei noch keine Entscheidung gefallen, zunächst seien verschiedene Gremienbeschlüsse abzuwarten.
Trotz der noch ausstehenden Entscheidung regte sich am Donnerstagabend deutlicher Unmut bei Teilen der Anwesenden. Kritik wurde insbesondere daran laut, dass die Stadt nicht selbst versucht habe, das ehemalige Gasthaus zu kaufen, um ihrerseits Wohnraum für Flüchtlinge zu bekommen. Bürgermeister Horst Fiedler sagte, man werde sich nicht „in ein Wettbieten mit dem Kreis begeben. Zumal es so oder so um Ihr Steuergeld geht.“