Der Sängerbund Plieningen feiert sein 175-Jahr-Jubiläum mit einem Chorkonzert.

Stuttgart-Plieningen - Gäste und Nachbarn hatte er sich eingeladen, die das Gleiche lieben: den Gesang. Sein nun 175 Jahre währendes Bestehen feierte der Sängerbund Plieningen am Samstagabend mit einem bestens besuchten Chorkonzert im Saal der Katholischen Akademie in Hohenheim. Zum Gratulieren waren auch Hildegard Naumann, Vizepräsidentin des Schwäbischen Chorverbands, und der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann gekommen.

 

Launig und kundig führten als Moderatoren Stefan Braack und der Vorsitzende Andreas Neubert durch den Abend. Der Sängerbund war die längste Zeit ein reiner Männerchor. Inzwischen haben auch Frauen das Sagen. Seit 2006 leitet Ludmilla Meißner den Gemischten Chor, der seinerseits heuer das 40-jährige Bestehen begeht. Von Elena Benditskaya am Flügel begleitet, hoben die fast 40 Stimmen – die Frauen mit schmucken türkisfarbenen Stolen – zu Mozarts Hymne „Dir, Seele des Weltalls“ an. Zwischen heißblütigen spanischen Weisen, sardischen Schmuseliedern und deutschem Volksgut spannten sich die Sätze samt Klatschen und Summen bis zu einem gospelartigen „Geht es Dir gut?“ und zu Franz Grothes „So schön wie heut“.

Die Dirigentin leitet auch einen reinen Männerchor

Die Leitfarbe der Gäste vom Sängerkranz Birkach war Orange. Dirigent Eckard Wagner hatte neben Franz Schuberts Hymne an die Nacht auch viel Internationales einstudiert, etwa Konradin Kreutzers andalusisches Abendgebet aus dem „Nachtlager von Granada“ oder den Zigeunerchor aus Verdis „Troubadour“. Von ihrem Chorleiter jetzt mitreißend vom Flügel aus angefeuert, sangen und pfiffen sich die Birkacher bei „Oh, Champs Elysées“ richtig frei. Dann wehte die Zeitmaschine in Frack und Zylinder den greisen „Gottlob“ aus dem Jahr 1913 herein, der als Zeitzeuge und 1838er Jahrgänger allerhand Unterhaltsames und Erstaunliches aus dem alten Stuttgart und dem alten Plieningen zu erzählen wusste. Wolfgang Enderle hat dazu – auch für die Festschrift – nicht nur Geschichten von überfahrenen Hühnern, Heiratsverboten und unehelichen Kindern ausgegraben, sondern auch Berichte aus Zeiten von Not und Elend, als viele verarmte Plieninger Familien auf die Krim nach Odessa auswandern mussten oder nach Amerika.

Die Dirigentin Ludmilla Meißner leitet auch einen reinen Männerchor. Mit breitkrempig schwarzen spanischen Hüten und blutroten Schärpen traten die kraftvollen Sänger vom Liederkranz Glashütte bei Waldenbuch und der Sängerlust Scharnhausen gemeinsam zu Willy Schneiders pfiffiger Chor-Revue über „Die phantastischen Abenteuer des Don Quijote“ auf die Bühne, die mit historischen Fest-Standarten und einem wertvollen Trinkhorn aus dem Jahr 1883 geschmückt war. Natürlich war auch da eine Zugabe fällig.

Mit dem gemeinsamen Lied „Spiel mir eine alte Melodie“ von Irving Berlin endete des Jubiläums-Konzert so stimmungsvoll harmonisch, wie es die Reime beschwören.