Die Intendantinnen der Rampe können mit ihrer ersten Spielzeit zufrieden sein. Nun folgt die zweite. Bewohner des Stuttgarter Südens bekommen einen vergünstigten Eintritt.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Mit 18 Jahren hat sie ihr erstes Stück geschrieben über sexuellen Missbrauch. Inzwischen ist Katja Brunner 22 Jahre alt und wurde bereits mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Auch das neue Theaterstück der Schweizer Jungautorin lässt aufmerken: Sie schreibt über das Verhältnis zwischen den Geschlechtern und entwickelt einen Gegenentwurf zur mitunter gewalttätigen Geschlechterordnung – mit der Figur des Hermaphroditen. „Die Hölle ist auch nur eine Sauna“ nennt Brunner ihr Stück, mit dem die Rampe ihre neue Saison eröffnet. Die Uraufführung ist am 8. Oktober.

 

Für Marie Bues und Martina Grohmann ist es die zweite Spielzeit an der Rampe. Sie wollen sie dazu nutzen, das bisherige Programm zu präzisieren, Kooperationen fortzusetzen und „Themen zu vertiefen und zu verschärfen“, wie sie es nennen. „Unsere Ideen und Visionen haben sich sehr oft eingelöst“, sagt Marie Bues, „Der jetzige Ruf der Rampe ist das, was wir wollten“. So hat sich zwar ein Teil des Stammpublikums der Rampe verabschiedet, dafür habe man neue, vor allem jüngere Zuschauer dazugewonnen. Die Auslastung der Vorstellungen sei stabil. Vor allem hat sich das Team auch schon überregional einen Namen machen können. Bei der Kritikerumfrage der Theaterzeitschrift „Die Deutsche Bühne“ wurde die Stuttgarter Rampe zum „Off-Theater des Jahres“ gekürt.

Die Rampe übernimmt den Stuttgarter Theaterpreis

Auch in der kommenden Spielzeit setzen Bues und Grohmann auf eine Mischung aus Autorentheater und Gastspielen aus der freien Szene. Nachdem das Theaterhaus aus der Organisation ausgestiegen ist, wird die Rampe auch den Stuttgarter Theaterpreis übernehmen. Bues und Grohmann haben diesen Wettbewerb für die freien Tanz- und Theaterensembles aus Baden-Württemberg nun neu konzipiert. So werden bei dem Festival künftig keine Geldpreise mehr verliehen, sondern soll es eine Art „Bestenschau“ geben. Während des Festivals, das sich fortan „6 tage frei“ nennt, werden in der Rampe und der neuen Spielstätte Ost zehn Theater- und Tanzproduktionen zu sehen sein. Das Publikum wird aber weiterhin einen Preis vergeben. Außerdem werden Kritiker das Festival begleiten und einen Preis vergeben, der verbunden ist mit einem Gastspiel an den Berliner Sophiensälen.

„Wem gehört die Welt“ – so lautete das Motto der vergangene Spielzeit in der Rampe. Die neue Saison will sich mit der Zukunft beschäftigen und steht unter dem Slogan „Lauf, die alte Zeit liegt hinter dir“. Dabei soll es um den Versuch gehen, sich „die Zukunft wieder anzueignen“, wie Martina Grohmann es nennt. So soll zum Beispiel die Science Fiction „W.I.R.“ auf die Bühne kommen, in Anlehnung an einen Roman von Jewgeni Samjatin aus dem Jahr 1920. Inszenieren wird Christina Paulhofer, die sich an den großen deutschsprachigen Bühnen einen Namen gemacht und mehrfach am Burgtheater inszeniert hat.

Das Theater als sozialer Ort

Bis Januar wird die Forschungsreihe „Bouvard und Pecuchet 3000“ noch fortgesetzt werden, danach soll im Atelier der Rampe wieder ein freieres Programm stattfinden mit Performances und Ausstellungen. Hier wird auch Anna Gschnitzer arbeiten, die ein Stipendium an der Akademie Schloss Solitude bekommt. Die Solitude ist einer von mehreren Kooperationspartnern der Rampe. Es wird auch eine gemeinsame Produktion der Württembergischen Landesbühne geben. Und die Akademie für Darstellende Kunst Ludwigsburg wird zwei Stücke an der Rampe aufführen.

Wichtig ist Bues und Grohmann aber auch die Nähe zum Stuttgarter Süden. Sie verstehen das Theater schließlich als „sozialen Ort“ und wollen den „partizipativen Charakter“ verstärken. Statt herkömmlicher Abonnements gibt es eine „Nachbarschaftskarte“, mit der die Bewohner des Südens vergünstigt Karten kaufen können.