Das Quartier Mühlkanal gilt als Start- und Referenzprojekt der IBA 2027. Die Entwürfe wurden nun bei einer zweiten Bürgerwerkstatt präsentiert.

Salach - Die Ideen für das Quartier Mühlkanal auf dem ehemaligen Schachenmayr-Areal in Salach nehmen Gestalt an. Drei namhafte Architekturbüros aus Tübingen, Köln und Zürich haben bei einer zweiten Bürgerwerkstatt im Foyer der Stauferlandhalle ihre ersten Entwürfe für das sieben Hektar große Gelände präsentiert, auf dem einmal bis zu 800 Menschen leben sollen. Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Etwa 80 Bürger waren gekommen, um sich zu informieren und die Vorschläge zu diskutieren. Bis zu einer Schlusspräsentation am 16. Dezember haben die Büros Zeit, ihre Entwürfe zu vertiefen und die Anregungen der Bürger einzuarbeiten.

 

Autos sollen draußen bleiben

„Sie sind der Start- und Referenzpunkt“, sagte Andreas Hofer, der Intendant der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2027. Er bescheinigte dem Projekt ein großes Entwicklungspotenzial. Das Quartier Mühlkanal ist eines von 72 IBA-Projekten in Stuttgart und der Region. Besonders erstaunlich fand Salachs Bürgermeister Julian Stipp die Bandbreite der Entwürfe. Das zeige, welch großes Potenzial in dem Gelände stecke. Verschiedene Ansätze verfolgen die Architekten nicht nur bei der Nutzung der unter Denkmalschutz stehenden Industriegebäude. Auch die Ideen für den geplanten Bürgerpark auf den Krautländern nördlich der Bahnlinie und die geforderten 42 Reihenhäuser weichen stark voneinander ab. Einig waren sich alle Architekten, dass die Autos aus dem Viertel draußen bleiben sollen.

Das Kölner Büro BeL Sozietät für Architektur will die früheren Industriebauten weitgehend unangetastet lassen. „Es wäre schade, größere Eingriffe zu machen, uns ist es wichtig, den Bestand zu erhalten“, erklärte die Architektin Anne-Julchen Bernhardt. Sie schlägt vor, in den bestehenden Gebäude Gewerbe- und Einzelhandelsbetriebe und eventuell auch eine Markthalle anzusiedeln.

Das Büro Helsinkizurich legt seinen Schwerpunkt auf das Wohnen. Die Züricher Architekten wollen verschiedene Wohnformen in der bestehenden Industriearchitektur ermöglichen und nur jeweils das Erdgeschoss für Gewerbe nutzen. Besonders angetan hat es ihnen ein stützenloser Sheddachbau, der als Multifunktionshalle genutzt werden könnte. „Man sollte dieses Gebäude leer lassen“, sagte die Architektin Mirjam Niemeyer.

Lärmschutz beschäftigt alle Büros

Stärker in den Altbestand eingreifen will auch das Büro Hähnig und Gemmeke aus Tübingen. Die Architekten sehen dort ebenfalls das Potenzial, verschiedene Wohnformen zu ermöglichen. In die Räume der ehemaligen Spinnerei aber, einem Industriebau aus der Gründerzeit, könnte eine Hochschule einziehen. Unmittelbar daneben schwebt ihnen ein „Future-Gewächshaus“ für eine urbane Nahrungsmittelproduktion vor.

Abgekommen sind Hähnig und Gemmeke von der Idee eines Bürgerparks in den Krautländern nördlich des Quartiers. Sie wollen dort neben dem geforderten Mehrgenerationenhaus Wohnhäuser bauen. Dafür soll im Süden des Areals direkt an der Fils ein Park für die vielfältigen Nutzungen entstehen. Auch die Kölner Architekten sehen in den Krautländern keinen Bürgerpark, sondern Platz für Gärten. Der Lärmschutz spielt ebenfalls eine große Rolle in den Entwürfen. Die Kölner und die Tübinger Architekten schlagen als Lärmschutzwall ein Parkhaus an der Bahnlinie vor, Helsinkizurich plant dagegen Geschosswohnungen, die das Gelände gegen den Bahnlärm aus dem Norden abschirmen und sich zu einem Innenhof nach Süden öffnen.