Mehr als 340 Kilogramm Kronkorken hat Familie Wagner-Ziegler im vergangenen Jahr gesammelt – und damit nicht nur der Umwelt Gutes getan.
Sie haben einen Durchmesser von knapp 30 Millimeter und wiegen nicht einmal zwei Gramm: Oft werden sie einfach achtlos in die Natur geworfen oder landen im Müll. Doch Kronkorken einfach wegschmeißen? Das käme für Doris Wagner-Ziegler aus Ehningen nicht in Frage. „Kronkorken aus Metall sind ein wichtiger Rohstoff“, weiß sie. „Die Deckel von Bierflaschen oder Limonaden bestehen meist zu 100 Prozent aus Weißblech und können wiederverwendet werden“, so die 60-Jährige, die vor knapp einem Jahr für die Ehninger eine Kronkorken-Sammelstelle eingerichtet hat. Jeder kann bei ihr die metallenen Deckel abgeben. Mittlerweile hat die Gemeindediakonin mehr als 340 Kilogramm Kronkorken gesammelt und der Aktion „Kronen-Kinder“ für krebskranke Kinder in Tübingen gespendet.
Auf die Idee kam Doris Wagner-Ziegler, weil sie bei ihrem Getränkehändler in Gärtringen ein Plakat mit dem Aufruf sah, Kronkorken für einen guten Zweck zu sammeln. „Die Aktion „Kronen-Kinder“ hat mich gleich angesprochen und auch berührt“, sagt Wagner-Ziegler. Sie habe dann bei sich zuhause eine Sammelstelle eingerichtet. „Wir haben in der Scheune unseres Hauses genug Platz für die Lagerung der Deckel“, erklärt sie. Mittlerweile spaziere sie mit ganz anderen Augen durch die Landschaft. „Man sieht dort so viele Kronkorken herumliegen“, bemängelt sie. Dass die Deckel einer Bier- oder Limonadenflasche in der Natur nichts verloren haben und für den Müll zu schade sind, ist vielen nicht bewusst. Der im Deckel enthaltene Kunststoffanteil gehört ebenso wenig in die Umwelt wie das gut recycelbare Weißblech. Der Metallanteil im Kronkorken verrottet nur durch Korrosion. Dafür braucht er 80 bis 200 Jahre.
Fast täglich hat Doris Wagner-Ziegler Tüten, Säcke oder Kisten mit Kronkorken vor ihrer Haustür stehen. Mal sind darin 20 Kronkorken, mal sogar mehrere Kilogramm. Ob Kronkorken von Bier, Cola, Fanta oder Bionade ist vollkommen egal, nur Schraubverschlüsse können nicht angenommen werden. Die Ehningerin findet besonders schön an dem Projekt, dass mit dem Erlös nicht nur krebskranken Kindern und ihren Angehörigen eine Freude bereitet wird. „Man tut gleich doppelt Gutes“, sagt sie. Man helfe Menschen, die nicht vom Glück gezeichnet seien und man verwerte zugleich Rohstoff. „Man kann dadurch auch Menschen sensibilisieren, auf die Umwelt mehr acht zu geben“, sagt Doris Wagner-Ziegler, die ihr Bild nicht in der Zeitung sehen möchte. Es berühre sie ganz besonders, wenn jemand in der Natur unterwegs sei und dort die Kronkorken aufsammele. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagt sie.
Die Ehningerin bringt die Kronkorken regelmäßig zu ihrem Getränkehändler nach Gärtringen, dort werden sie schließlich von einer Rohstoffverwertungsfirma aus Reutlingen abgeholt und recycelt. 500 Kronkorken wiegen etwa ein Kilogramm und für ein Kilogramm Weißblech bekommt man aktuell etwa 12 Cent. Im vergangenen Jahr konnte die Initiative 23 545 000 Kronkorken recyceln. Das sind fast 47 Tonnen an Weißblech.
Die Erlöse des Projekts „Kronen-Kinder“, das von einer privaten Initiative aus dem Schwarzwald initiiert wurde, fließt zu hundert Prozent an den Förderverein für krebskranke Kinder in Tübingen. Dieser unterstützt Familien, deren Kind an Krebs erkrankt ist. Neben psychologischer Betreuung bietet der Förderverein zusätzlich verschiedene Möglichkeiten, wie gemeinsame Freizeitaktivitäten, Kunst- und Musiktherapien. Doris Wagner-Ziegler will auf jeden Fall weiterhin fleißig Kronkorken sammeln. „Solange es diese Aktion gibt, werde ich weiter sammeln“, sagt Doris Wagner-Ziegler. „Das Projekt liegt mir sehr am Herzen.“
Initiative
Die private Initiative aus dem Schwarzwald ist mit ihrer Aktion „Kronen-Kinder“ unter dem gleichnamigen Namen auf Facebook und Instagram zu finden.
Sammelstellen
Sammelstellen im Kreis Böblingen sind neben der Familie Wagner-Ziegler, Schulstraße 15 in Ehningen, untere anderem der Getränkemarkt Klauss und Klauss in Gärtringen, die Stadtbibliothek Böblingen und einige andere Firmen und Privatpersonen.
Erlös
Die Spenden gehen an den Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen. Seit mehr als 35 Jahren ermöglicht er durch Spenden vielseitige, unterstützende und begleitende Projekte und Angebote für krebskranke Kinder und ihre Angehörigen.
