Der Autor Heiko Volz hat mit 600 Actionfiguren eine der größten Sammlungen dieser Art. Der 57-Jährige näht die Klamotten seiner Helden und färbt sie schon mal mit schwarzem Tee. Mit uns sprach er über ein ungewöhnliches Hobby.

Stuttgart - Wer in das Büro von Heiko Volz tritt, lässt mit dem Schritt vom Wohn- ins Arbeitszimmer die Realität des 21. Jahrhunderts hinter sich. Gerade noch in einer modern eingerichteten Wohnung im Stuttgarter Westen, gerät man in eine Welt voller Western mit Helden, Cowboys, Apachen, Cherokee. „Mein Hobby ist, alte Actionfiguren zu Persönlichkeiten einer Westernwelt umzugestalten“, erklärt der 57-Jährige.

 

Seine Sammlung bewegt sich zwischen beeindruckend und bizarr . Auf ungefähr zweieinhalb mal vier Meter seines Büros erstreckt sich eine Regalwand mit rund 600 Figuren, die jeweils rund 24 Zentimeter groß sind – ob nun beritten, im Kanu, auf einer Kutsche oder auf der Veranda des Saloons. Die Fantasie des „Äffle & Pferdle“-Autors scheint keine Grenzen zu kennen: angefangen bei Winnetou über Jesse James und Billy the Kid bis hin zu Clark Kent.

Angefangen hat es mit den Barbiepuppen der Schwester

Clark Kent, das Alter Ego von Superman? „Ich habe mich auf die Big-Jim-Figuren von Mattel spezialisiert, doch die werden seit Mitte der 1980er Jahre nicht mehr hergestellt“, sagt Volz, „deshalb nehme ich für meine Arbeit auch gern Figuren, die nicht aus dem Big-Jim-Universum stammen, und funktioniere sie um.“ Deshalb könne man in seiner Sammlung auch einen Commander Spock aus der Science-Fiction-Serie „Star Trek“ finden. „Costumizing“ nennt sich dieses Prinzip der individuellen Gestaltung von Gegenständen, wie man es etwa von personalisierten Geschenkverpackungen kennt.

Angefangen hat alles mit den Barbiepuppen seiner Schwester und deren Puppenfreund Ken, sagt Volz. Doch der sei viel zu glatt gewesen – ganz im Gegensatz zu Big Jim. 1970 auf dem Markt erschienen, verfügten die Figuren über einen Druckknopf am Rücken, durch den man den rechten Arm bewegen konnte, um den Bizeps anzuspannen, um einen Ball zu werfen oder eine Holzplatte zu zerschlagen.

„Als ich größer wurde, habe ich die Puppen aufgegeben. Doch 1998 habe ich diesen Traum gehabt, der mich wieder auf die Figuren gebracht hat“, erzählt er. Die Motive entsprächen den Geschichten um Winnetou. Die Faszination dafür habe bis heute nicht abgenommen.

Auch die Klamotten näht er selbst

So gut wie alle der Big-Jim-Figuren im Arbeitszimmer des 57-Jährigen sind in irgendeiner Art und Weise individuell gestaltet. „Ich nähe die Klamotten selbst“, erklärt Volz, „filze die Hüte von Hand und baue gemeinsam mit einem Freund die passenden Häuser dazu.“ Zusätzlich tönt er mit schwarzem Tee auch schon mal die Kleider seiner Figuren, verpasst ihnen mithilfe von Haarteilen aus der Drogerie neue Frisuren oder lässt die Köpfe bestimmter Charaktere von einem Freund „beflocken“ – eine Technik, durch die die Figuren stark gekrauste und nach allen Seiten abstehende Bärte und Haare bekommen.

Bei der Frage, ob er jemals für sein Hobby belächelt wurde, muss Volz selbst schmunzeln. Die erste Reaktion sei meist ein Ausdruck der Verwunderung. Auf ein „Ach, du meine Güte“ folge auch mal ein „Wow“. Während der eine zu zählen beginne, suche der andere nach neuen Figuren, die er noch nicht kennt. „Letztlich ist es aber mehr ein Staunen über das Ungewöhnliche“, sagt er. Ein Umstand, den er für „wunderbar“ hält.