Weil er sein Lager aufgeben muss, trennt sich Hermann Unfried von vielen Exponaten. Besonders am Herz liegen dem Schlepper-Fan seine historischen Traktoren der Marken Porsche und Allgaier.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zufenhausen - Manchmal sitze ich einfach hier drin, trinke ein Gläschen Wein und bin glücklich“, sagt der bald 75-jährige Zuffenhäuser. Hier drin, das ist im Gewächshaus einer Zuffenhäuser Gärtnerei, wo er seine Sammlung vor Wind und Wetter schützt. Dort ist Hermann Unfried umlagert von Hunderten Gegenständen früherer Zeiten. Wer ihn in seinem gläsernen Reich besucht, erlebt eine Reise in die Vergangenheit.

 

Vor 20 Jahren begann das Sammelfieber

An der Wand gleich am Eingang lehnen dutzende alter Skier, manche noch aus Tagen, als man auf hölzernen Brettern die Pisten hinabwedelte. Davor ein Sammelsurium verschiedener Werkzeuge und Haushaltsgeräte: schwere Dreschflegel, rostige Sensen und Sägen, Fleischwölfe, Radios und Schreibmaschinen. Bügeleisen verschiedener Fabrikate stehen in Reih und Glied im Regal, daneben sind Fahrradklingeln festgeschraubt, an der Mistgabel baumelt eine Grubenlampe, am Eck hängt an einer Schnur ein halbes Dutzend Bettpfannen aus Zink und Kupfer. Auf dem Boden stehen eine große und etliche kleine Spätzlespressen, Bottiche, Siebe, ein Butterfass, ein Spinnrad, Werbeschilder, Wagen, Krüge, Möbel und vieles Ungezähltes mehr. „Vor 20 Jahren habe ich mit dem Sammeln angefangen“, sagt Unfried. „Ich habe Bauernschränke, Tische und Stühle renoviert und habe Autos und Motorräder restauriert.“ Jahrelang war Unfried im Außendienst tätig. Hat die Welt bereist und war in ganz Deutschland unterwegs. Da kommt einiges zusammen. „Manches wollten die Leute einfach auf den Schrott werfen, dann habe ich gefragt, ob ich es haben kann und es auf meinen Hänger geladen.“ Andere Dinge hat er sich etwas kosten lassen. Etwa die hölzerne Pferdekutsche, mit der sich Erich Honecker zur Jagd hatte chauffieren lassen. Oder die Porsche-Baumaschine B 309, von der nur 150 Stück gebaut worden sind und von denen es heute wohl keine 30 mehr gibt, die funktionieren. Die von Hermann Unfried tut es. Dafür hat er das tonnenschwere Gerät in 1200 Stunden mühevoller Handarbeit restauriert. „Zum Teil waren es mehr als 40 Grad hier im Gewächshaus, ich bin unter der Maschine gelegen und wäre schier eingegangen.“ Ist er aber nicht. „Ich bin dankbar, dass mir der Herrgott so zur Seite steht.“ Unterstützt hat ihn freilich auch seine Frau Gerda. „Wir waren nicht groß im Urlaub und haben auf viel verzichtet, aber ich rauche nicht und habe mein Geld lieber in mein Hobby gesteckt.“ Und das Geld behält er nicht nur für sich: Seit vielen Jahren organisieren Hermann und Gerda Unfried Treffen für Traktorenfreunde. Die Erlöse, mittlerweile mehrere Tausend Euro, wurden ans Kinderhospiz und ans Olgäle gespendet.

Flohmarkt im Gewächshaus

Besonders am Herz liegen dem Schlepper-Fan seine historischen Traktoren der Marken Porsche und Allgaier. Zehn Stück hat er noch. Einige wird er verkaufen müssen. Ebenso wie den Großteil seine Exponate und Mopeds. „Ich muss aus baulichen Gründen aus dem Gewächshaus ausziehen und mir eine andere Bleibe suchen.“ Weil diese noch nicht fest steht und voraussichtlich nicht so groß ausfallen werde, trennt sich Unfried von den Exponaten. „Was sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, ist des Guten zu viel.“ Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, sich zu trennen, meint der Zuffenhäuser. „Sonst wird es ja immer mehr.“

Einige Museen haben schon bei ihm angeklopft und Exponate erstanden. Schleifmotoren zum Beispiel gehen ins Freilichtmuseum nach Beuren. Auch das Stadtmuseum Stuttgart hat Interesse bekundet. „Wer sich für einen Schlepper interessiert, kann sich direkt bei mir melden“, sagt der Sammler. Auch wer eine überdachte Fläche zu vermieten habe, dürfe gern anrufen. „Gut 200 Quadratmeter sollten es schon sein.“ Viele Gegenstände, die er nicht mitnehmen kann und für die er nicht gleich einen Käufer findet, sollen bei einem Flohmarkt im Gewächshaus an den Mann gebracht werden. Ein Termin steht noch nicht fest.

Den einen oder anderen Schlepper will Unfried auf jeden Fall behalten. Zum einen steckt zu viel Herzblut drin, zum anderen ist es die Lebensqualität: „Wenn ich auf meinem Schlepper sitze und mit zehn, fünfzehn Stundenkilometern durchs Land fahre, dann höre ich die Vögel singen, dann sehe ich den Weizen wachsen – dann bleibt die Zeit für mich stehen.“