Während in anderen Städten samstags der Marktplatz ein Ort des Handels und des Erlebnisses ist, bleibt er in Leonberg leer.

Leonberg - Mittwochvormittag auf dem Marktplatz: Es herrscht reger Betrieb. An den Ständen nehmen die Kunden frisches Obst und Gemüse in Augenschein. Man grüßt sich, bleibt stehen, hält ein kleines Schwätzle. In den Cafés sind die Tische gut besetzt, obwohl Werktag ist. Wer kann, nutzt die besondere Atmosphäre auf dem Marktplatz: Entspannen und Kaufen vor historischer Kulisse.

 

Am Samstag, der Tag an dem die meisten Menschen frei haben, ergibt sich ein anderes Bild. Der Marktplatz ist leer. Auch in der Außengastronomie ist es nicht so voll, obwohl das Wetter schön ist. Ein Touristenpaar fragt: „Wo ist denn euer Markt?“

Der ist Luftlinie einen Kilometer weiter auf einem Parkplatz in der Steinstraße. Betrieb herrscht dort auch. Die Kunden kaufen und sind schnell wieder weg. Warum sollten sie auch länger bleiben?

Funktion eines Supermarktes

Leonberg dürfte eine der wenigen Städte mit historischem Kern sein, die ihren Markt am Haupttag, dem Samstag, auf eine Betonpiste verbannt. Nicht aus Prinzip, sondern weil der Markt funktioniert wie ein Supermarkt: Es geht um den Einkauf, um sonst nichts. Der Markt als Erlebnis- und Begegnungsstätte spielt keine Rolle.

Die Händler haben kein Problem damit. Ihre Kasse stimmt zumeist auch so. Doch die Bemühungen der Stadt, die Schätze Leonbergs stärker in den Vordergrund zu stellen, werden so konterkariert. Dabei ist ein Markt vor historischer Kulisse ein Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen gleichermaßen.

Soziale Funktion überhaupt nicht ausgeschöpft

Klaus Brenner hält das auch in Leonberg für möglich. „Die soziale Funktion des Marktes schöpfen wir überhaupt nicht aus“, sagt der Baubürgermeister, der sich seit langer Zeit für die Altstadt stark macht. „Der Markt ist viel mehr als nur Einkaufen. Und davon profitieren alle.“

Brenner hat sich in anderen Städten umgehört. Die Beschicker freuen sich dort über neue Kunden, die vor allem wegen des Erlebnisses kommen. Die Gastronomen sind durchweg zufrieden. Selbst zusätzliche Stände, an denen beispielsweise Fruchtcocktails oder regionaler Wein angeboten wird, laufen gut. In Mainz beispielsweise ist der Markt mit diesem Konzept zu einer Attraktion für Einheimische und Besucher geworden und immer voll.

Altstadt-Parkhaus am Samstag kostenfrei?

Damit der Markt zur Kulisse passt, so sagt Brenner, müssten die Stände entsprechend geordnet werden: „Das Ganze braucht eine Struktur. Darüber müssen wir mit den Betreibern sprechen.“ Um den Besuch des Altstadt-Marktes so attraktiv und unproblematisch wie möglich zu machen, plädiert der Bürgermeister dafür, dass das Altstadt-Parkhaus an Samstagen kostenfrei genutzt werden kann. „Dann wäre der Zugang vom Parkplatz zu den Ständen fast noch näher als jetzt in der Steinstraße“, sagt Brenner mit Blick auf die Bedenken einiger Händler, dass ohne nahe Parkplätze die Kunden wegblieben.

Voraussetzung ist allerdings, dass das Parkhaus als solches ein neues Konzept bekommt und optisch aufgefrischt wird. Bekanntermaßen wird derzeit über das Bezahlsystem diskutiert. Außerdem gibt es harsche Kritik am Zustand der Eingänge.

Das Reiterstadion wird saniert

Neben einem Parkleitsystem, das nun bald kommen soll, will der Baubürgermeister neue Fußgängertafeln installieren lassen. „Der Pomeranzengarten liegt um die Ecke“, meint Brenner. „Doch wer ortsfremd ist, findet ihn nicht.“

Einen Termin für die Rückkehr des Marktes an seine historische Stätte hat Klaus Brenner schon im Auge. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen das Reiterstadion und der Parkplatz an der Steinstraße saniert werden. „Das wäre ein idealer Zeitpunkt für den Umzug.“