Der Förderverein der Sana Herzchirurgie will seit fünf Jahren Menschenleben von Kindern aus armen Ländern retten. Logistikprobleme verhinderten aber häufig den Erfolg. Jetzt können die Ärzte dank eines neuen Partners neue Hoffnung schöpfen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Das zwölfjährige Mädchen Hawa aus Gambia wird leben. Das hat sie dem Förderverein der Sana Herzchirurgie zu verdanken, der Hawa am 4. November operieren ließ. Denn Hawa litt unter einem schweren Herzfehler. Drei Herzklappen waren kaputt, wäre sie nicht behandelt worden, so die Einschätzung der Ärzte, hätte sie nur noch wenige Monate zu leben gehabt. Doch der Eingriff glückte. Heute ist Hawa, die mit der Hilfsorganisation Friedensdorf International reiste, wieder wohlauf.

 

So rund lief es nicht immer. 2014: Der kleine Mohammed (Name v. d. Red. geändert) ist gestorben. Auch er hätte von den Ärzten desFördervereins der Sana Herzchirurgiebehandelt werden sollen. Aber die Hürden waren damals hoch. Zum einen war die Nachversorgung der Patienten problematisch, weil die Nachbehandlung ausländischer Patienten sehr teuer war. Der damalige Kooperationspartner – die in Affären verwickelte International Unit des Klinikums Stuttgart – veranschlagte die gleichen Behandlungskosten, wie sie es bei anderen ausländischen Patienten getan hatte, die viel Geld für das medizinische Know-how in Stuttgart bezahlten. Darum übernimmt die Sana Herzchirurgie mittlerweile auch die stationäre Betreuung der Förderverein- Patienten selbst.

Schlecht vernetzt in die Dritte Welt

Die zweite Schwierigkeit bestand im Transport. Die Ärzte in der Sana Herzchirurgie sind zwar Spezialisten auf ihrem Gebiet. Besonders gut vernetzt in die Dritte Welt sind sie aber nicht. „Häufig waren wir auf die Hilfe von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund angewiesen, um Kontakte zu knüpfen“, sagt Detlef Roser, Oberarzt der Sana Herzchirurgie und Gründungsmitglied des Fördervereins.

Kinder reisen alleine

Darum fällt die Bilanz bislang nüchtern aus. Hawa ausgenommen, hat der Verein während seines fünfjährigen Bestehens bislang nur ein einziges Kind aus dem Jemen behandelt. Jetzt sind Roser und seine Mitstreiter zuversichtlich, mit Hilfe des neuen Kooperationspartners, dem Friedensdorf, deutlich aktiver werden zu können.

Das Friedensdorf arbeitet auch mit anderen Kliniken zusammen. Das spendenfinanzierte Hilfswerk mit Sitz in Oberhausen bei Köln hilft jedes Jahr etwa 400 Kindern, für die es keine ausreichende medizinische Versorgung in ihren Heimatländern gibt. Alle reisen allein, ohne ihre Familien. Auch Hawa ging das nicht anders. Das wird aus Kostengründen so gehandhabt, da das Friedensdorf möglichst viele Kinder versorgen will.

Auch andere Kliniken helfen

Etwa zwei von ihnen werden jährlich in Stuttgart behandelt. Seit neun Jahren pflegt das Friedensdorf eine Kooperation mit der plastischen Chirurgie des Karl-Olga-Hospitals und neuerdings auch mit der Orthopädie des Olga-Hospitals. „Auch dort werden die Kinder mit den Mitteln von Fördervereinen behandelt“, sagt eine Sprecherin des Friedensdorfs.

Beim Klinikum Stuttgart kommt es allerdings nur vereinzelt zu Behandlungen von kranken Kindern aus dem Ausland. „Pro Jahr behandeln wir etwa fünf ausländische Kinder, wenn uns eine Zusage der Kostenübernahme von Angehörigen, Organisationen oder anderen vorliegt“, sagt Ulrike Fischer, Sprecherin des Klinikums. Auch beim Marienhospital ist die Behandlung von Kindern aus dem Ausland, etwa aus Krisengebieten, eher die Ausnahme denn die Regel.

„Wir behandeln jährlich zwei bis drei Kinder aus dem Ausland, wenn beispielsweise Ministerien oder Hilfsorganisationen darum bitten“, sagt Pressesprecher Rainer Kruse. Anders sehe es aber bei erwachsenen Menschen aus dem Ausland aus. „Die Malteser-Migrantenmedizin betreibt dafür am Marienhospital eine eigene Arztpraxis“, so Kruse weiter. Dort werden allerdings nur in Deutschland erkrankte Patienten behandelt – anders als das bei den Kindern ist, die das Friedensdorf vermittelt.

Nicht mal Fotos von den Eltern

Ein intaktes Herz, auch wenn Hawa vermutlich ihr ganzes Leben lang Medikamente nehmen muss, ist aber nicht alles, was das Mädchen aus Deutschland in ihre Heimat mitnehmen wird. Als sie vom Friedensdorf nach Stuttgart kam, stellten Roser und sein Team fest, dass Hawa nicht mal Fotos von ihren Eltern besaß – ja, ihr die Fotografie im Besonderen und weite Teil der modernen, westlichen Technik im Allgemeinen größtenteils unbekannt gewesen war.

Das Mädchen ins Herz geschlossen

Darum haben die Mitarbeiter der Sana Herzchirurgie Hawas Krankenhausaufenthalt mit Bildern dokumentiert. Sie haben das Mädchen, das eine für sich ganz neue Welt erkundet hat, ins Herz geschlossen. Zum Abschied hat sie von ihren Lebensrettern ein Fotoalbum bekommen. Hawa wird sich immer an ihre Zeit in Deutschland erinnern können.