Die Realschule hat schon seit vielen Jahren mit Problemen zu kämpfen, die jetzt auch andere Schularten betreffen: Es sind Schüler in den Klassen, die entweder ein wenig zu stark oder zu schwach im Unterricht sind.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Sandwichschule – das gilt mittlerweile fast als Schimpfwort für die Realschule, doch ursprünglich zielte diese Bezeichnung gerade auf ihre Stärken ab. Fred Binder, geschäftsführender Schulleiter der Stuttgarter Realschulen und Rektor der Vaihinger Robert-Koch-Realschule, sagt: „Ich habe das Bild gerne benutzt, um zum Ausdruck zu bringen: das Gute ist immer zwischendrin, wie bei einem Sandwich – und wie bei der Realschule.“

 

Genau genommen hat die Realschule schon seit vielen Jahren mit Problemen zu kämpfen, die jetzt auch andere Schularten betreffen: Es sind Schüler in den Klassen, die entweder ein wenig zu stark oder zu schwach im Unterricht sind. Der Lehrer müsse dann versuchen, dieser Heterogenität mit speziellen Unterrichtsmethoden gerecht zu werden. Seit die verbindliche Grundschulempfehlung weggefallen ist, sehen sich auch Gymnasien von diesen Problemen betroffen, weil in den fünften Klassen plötzlich Schüler sitzen, die eigentlich eine Werkreal- oder Realschulempfehlung bekommen haben. „Die Realschulen sind schon lange mit dieser Situation konfrontiert, wir kennen das Problem und haben verschiedene Lösungsansätze bereits ausgearbeitet“, erzählt Fred Binder.

Die Lehrer an Realschulen seien es gewohnt, entsprechenden Unterricht zu machen und die Schüler unterschiedlich zu unterrichten. Vor allem seit der Einführung von G8 besuchten viele Schüler mit Gymnasialempfehlung lieber erst einmal die Realschule, um so doch noch neun Jahre bis zum Abi zu haben, das sie dann an beruflichen Gymnasien machen.

Vor allem die fünften Klassen sind von Heterogenität betroffen

„Wir versuchen einerseits, die Kinder zu fördern, so dass sie in der Schulart bestehen können, es ist aber auch wichtig, dass wir uns nicht darauf beschränken, die Schwachen zu fördern, sondern auch die besonders Guten“, sagt Fred Binder. Er betont: „Grundsätzlich ist uns jedes Kind, das an unsere Realschule kommt, sehr willkommen.“

Die Realschulen versuchen jetzt ihr Bestes, um den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden. „Das Problem ist, dass sich ja der Bildungsplan nicht geändert hat“, gibt Fred Binder zu bedenken. Deshalb werde an vielen Schulen bereits konzeptionelle Arbeit geleistet: Die Lehrer versuchten, sich pädagogisch auf die unterschiedlich starken Schüler einzustellen.

Oft seien gerade die fünften Klassen von einer immensen Heterogenität betroffen, meint Fred Binder. „Ende der Fünften schicken wir dann einige auf die Werkrealschule oder auch auf das Gymnasium, weil es bei uns einfach nicht passt. Wir bekommen aber dann auch immer wieder Schüler von den beiden anderen Schularten nach der Fünften.“

Oft seien Schüler, die zuvor eher schwache Leistungen erbracht haben, auf der neuen Schulart dann viel erfolgreicher, auch weil ihnen die guten Noten plötzlich wieder Auftrieb geben. So hat es Binder jedenfalls oft erlebt bei Schülern, die nach der Fünften vom Gymnasium auf seine Realschule gewechselt haben.