Am Bahnhof Korntal wird der Fußgängersteg saniert. Wer nicht gut zu Fuß ist, hat gerade besonders das Nachsehen: Er muss weite Umwege auf sich nehmen.
Defekte Aufzüge an Bahnhöfen sind ein Ärgernis. Der Aufzug am Bahnhof Korntal funktioniert zwar, den Fahrgästen der S-Bahn nutzt das zurzeit aber nichts. Er ist außer Betrieb, weil der Fußgängersteg über den Gleisen saniert wird und gesperrt ist – der Weg, der den nördlichen und südlichen Teil der Stadt verbindet und einen barrierefreien Zugang zu den mittleren Gleisen ermöglicht; der Aufzug bringt einen zu den Gleisen 2 und 3. Wer schlecht zu Fuß ist oder gar im Rollstuhl sitzt, schweres Gepäck hat, einen Kinderwagen oder ein Fahrrad schiebt, hat nun also besonders das Nachsehen.
Es bleiben bis voraussichtlich Ende Oktober nur die Treppen – oder die Weiterfahrt zu anderen Bahnhöfen mit anschließender Rückfahrt. Nach Richtung Weil der Stadt und Böblingen geht es von Gleis 1 und daher ohne Probleme. Wer indes barrierefrei Richtung Stuttgart will, muss bis Ditzingen fahren und die S-Bahn zurück nehmen. Wer aus Richtung Stuttgart in Korntal aussteigen möchte, kommt auf Gleis 1 raus. Aus Richtung Leonberg kommend ist dafür Neuwirtshaus/Porscheplatz der Umstiegsbahnhof, um in Korntal barrierefrei den Bahnhof verlassen zu können.
Treppen zu steil für eine Rampe
Laut der Korntal-Münchinger Stadtverwaltung handelt es sich um eine „gängige Vorgehensweise der Bahn, wenn ein barrierefreier Zugang aufgrund von Baumaßnahmen oder technischen Störungen nicht mehr gegeben ist“. Über die Bauarbeiten und ihre Folgen würden Stadt und Bahn „umfassend“ informieren, im Netz und unter anderem mit Aushängen.
Der Unmut der Reisenden bleibt. Und manch einer fragt sich, warum an den Treppen nicht wenigstens eine Rampe möglich ist? Ein Bahnsprecher erklärt das damit, dass die Treppen zu steil sind. Rampen müssten Normen erfüllen und dürften eine maximale Steigung nicht überschreiten. Um in Korntal eine Rampe anzubringen, die nicht „wie eine Rutschbahn“ sei, müsste man „sehr weit ausholen“. Mangels Platz stoße man an bauliche Grenzen.
Der Sprecher verweist auf den Mobilitätsservice der Bahn: Er organisiert nach eigenen Angaben alles Notwendige, wenn jemand Unterstützung beim Ein-, Um- oder Aussteigen benötigt. „Wir versuchen Alternativen zu finden“, sagt der Sprecher und auch, die Unannehmlichkeiten seien ärgerlich. „Das tut uns leid.“
Der Fußgängersteg hat „erhebliche Schäden“
Für Fußgänger und Radfahrer erfolgt eine Umleitung über die Stettiner Straße und Solitudeallee oder über die Stettiner Straße, die Karlsbader und die Weilimdorfer Straße.
Der Fußgängersteg wurde turnusmäßig geprüft. Unterm Strich hat er laut der Stadtverwaltung „erhebliche Schäden“.
Vorigen November, als der Gemeinderat den Baubeschluss fasste, waren Sanierungsarbeiten von rund drei Monaten vorgesehen. Stand jetzt sind es vier. „Zu diesem Zeitpunkt waren die Sperrzeiten der Bahn für den Auf- und Abbau des Baugerüsts noch nicht bekannt“, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Auf die von der Bahn vorgegebenen Sperrzeiten habe die Stadt „leider keinen Einfluss“. Die Firma Züblin werde ohne Bauferien am Steg arbeiten.
Der Optimismus bleibt bestehen
Die Stadtverwaltung betont, trotz längerer Bauzeit würden die Kosten gleichbleiben. Der Gemeinderat hatte zunächst entschieden, dass die Kosten die im Haushalt beantragten 645 000 Euro – die Kosten für Planung und Bahnsicherung inklusive – nicht übersteigen sollen. Später stimmte er den überplanmäßigen Ausgaben von 169 000 Euro zu, für Gerüst, Betoninstandsetzung, Ausstattung. Auch fallen „zusätzliche Beratungs- und Sicherungsleistungen“ an.
In der Stadt dürfte man drei Kreuze machen, wenn die Sanierung beendet ist – nach der Erfahrung mit der Sanierung der Brücke Weilimdorfer Straße, ebenfalls über die Gleise. Das Unterfangen wurde immer teurer, die Arbeiten dauerten immer länger. Im Rathaus gibt man sich beim Fußgängersteg weiter „optimistisch, dass die Bauzeit eingehalten wird. Aus derzeitiger Sicht spricht nichts dagegen“.