Der ehemalige Ochsen am Bihlplatz hat einen neuen Besitzer. Rolf Soller hat das Gebäude gekauft und saniert nun. Die Gaststätte im Erdgeschoss sowie der Laden nebenan sollen erhalten werden. Doch die Kundschaft muss sich auf etwas Neues einstellen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Das vorläufige Ende des Ochsens vor einem Jahr war für fast ganz Heslach ein Einschnitt. Im Oktober 2013 musste das schwäbische Traditionslokal am Bihlplatz schließen. Die Firma Dinkelacker hatte dem Pächterpaar Angelika van der Kolk und Willi Warsow aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Das Herzblut, mit dem die Pächter das Lokal betrieben haben, habe nicht ausgereicht, hieß es damals seitens der Brauerei. Doch nicht nur der Ochsen musste schließen, zugleich war unklar, ob das Gebäude überhaupt fortbestehen würde. Die Erbengemeinschaft plante den Verkauf. In Heslach machte seinerzeit eine Unterschriftenliste die Runde, in welcher der Erhalt des stadtbildprägenden Gebäudes gefordert wurde. Die Stadt selbst hatte kein Interesse an dem Haus, machte sich aber für einen Käufer stark, der das Gebäude erhalten wollte.

 

„Ich plane keine Weinstube oder ähnliches“

Mit Rolf Soller ist dieser gefunden. Im Stuttgarter Süden geboren und aufgewachsen, liegt dem 57-Jährigen der Stadtbezirk am Herzen. Seit rund zehn Jahren ist Soller im Immobilienbereich tätig, kauft alte Gebäude auf und saniert diese mit dem Ziel. den Charme der alten Bausubstanz zu bewahren. Dies plant er nun mit dem Ochsen-Gebäude am Bihlplatz. „Die Stadt hat es positiv aufgenommen, dass ich das Haus erhalte“, sagt Soller. „Auch Bezirksbeirat und Gemeinderat haben das begrüßt.“

Das Gebäude gehört zum Sanierungsgebiet Alt-Heslach. „Es gab deshalb nur drei Möglichkeiten“, sagt Soller: Den Abriss, einen Eimer Farbe in die Hand zu nehmen oder eine umfassende Sanierung in Absprache mit der Stadt Stuttgart. Soller hat sich für Letzteres entschieden. Für die Sanierung, deren Kosten sich nach Sollers Angaben auf rund eine halbe Million Euro belaufen, erhält er Fördermittel der Stadt. Ende des Jahres läuft die Frist aus, deshalb plant er, bis dahin mit dem wichtigsten Arbeiten fertig zu sein. Zum Kaufpreis will sich Soller nicht konkret äußern. Er sagt nur, dass er etwas „über den marktüblichen Preisen“ in diesem Quartier lag.

Soller will auch die Gaststätte im Erdgeschoss sowie den Laden nebenan erhalten. Doch die Kundschaft muss sich auf etwas Neues einstellen, Freunde der schwäbischen Küche muss Soller enttäuschen. „Ich plane keine Weinstube oder ähnliches“, kündigt er an. Davon gebe es mit der Weinstube Heeb, der Heslacher Weinstube und dem Goldenen Adler in fußläufiger Umgebung genug. „Ich fände etwas Italienisches oder Mediterranes schön“, sagt der neue Besitzer. Italienische Küche, nicht zu gehoben, aber in guter Qualität, schwebt ihm vor. Interessenten hat er schon, entschieden ist noch nichts. „Ich überlege noch“, sagt der ehemalige Schmuckdesigner.

Offenheit gegenüber Wohngemeinschaften

Derzeit hat die Gaststätte nicht die oberste Priorität. Zunächst sollen die Wohnungen in den oberen Geschossen fertig werden. Dort ist zurzeit Baustelle. „Es ist schon noch viel zu tun“, sagt Soller beim Rundgang durch das Haus. Die komplette Elektrik musste er erneuern lassen, die Wohnungen erhalten sämtlich neue Bäder und Küchen. Auch die Raumaufteilung hat Soller modernisiert. Die Durchgangszimmer wollte der Besitzer und Bauherr nicht mehr haben. „So bin ich bei der Vermietung flexibler“, sagt er.

Vier bis fünf Wohnungen wird das Gebäude am Bihlplatz am Ende haben. Im ersten Obergeschoss besteht entweder Platz für zwei kleinere Wohnungen oder eine große. Die Ausstattung bezeichnet Soller als „gehoben, aber nicht luxuriös“. Auch Normalverdiener sollen sich dort eine Wohnung leisten können, wünscht er sich. „Ich kann mir hier gut ein sehr junges Publikum vorstellen“, sagt der 57-Jährige, der mit seiner Familie seit jeher am Hasenberg lebt. Auch Wohngemeinschaften für Studenten oder junge Berufstätige steht er offen gegenüber.

Um vieles kümmert sich Soller vor Ort selbst. Rund fünf bis sechs derartige Objekte in Stuttgart und Region hat er bereits verwirklicht in den vergangenen zehn Jahren – zuletzt ein Gebäude neben dem Esslinger Rathaus. „Ich mache immer nur eines auf einmal“, sagt er. Am Bihlplatz fühlt er sich besonders wohl. „Das ist wirklich ein Objekt, das Spaß macht“, sagt er. Er ist überzeugt, dass das neue gestaltete Gebäude den Platz aufwerten wird. Für die Gaststätte wünscht er sich auf jeden Fall eine Außenfläche. Parallel dazu stellt er sich für den Laden ein kleines Café vor.