Bis Ende des Monats will die Stadt Leinfelden-Echterdingen beim Land beantragen, dass der Ortskern von Musberg in das Sanierungsprogramm aufgenommen wird. Im Zuge dessen soll auch neuer Wohnraum entstehen – allerdings an einem ungewöhnlichen Ort.

Musberg - Erst die historische Mitte in Echterdingen, nun das Zentrum von Musberg. Leinfelden-Echterdingen hat den Wert seiner historischen Ortskerne mit den alten Gebäuden erkannt und will diese aufpolieren. Doch dafür muss einiges getan werden.

 

„Es besteht gehobener Sanierungsbedarf in weiten Teilen des Untersuchungsgebiets.“ Es sind deutliche Worte, die Albrecht Reuß über den Zustand der Gebäude und öffentlichen Flächen im Ortskern von Musberg findet. Für eine erste Grobanalyse hatte er ein kritisches Auge auf die Häuser, Straßen und Wege im Zentrum von Musberg entlang der Filderstraße geworfen. „Erhebliche Mängel an der Bausubstanz zeigen sich beim Neuen Rathaus und dessen Nebenbau, der Ritterscheuer und beim Pfarrsäle der evangelischen Kirchengemeinde“, so der Chef der Firma Citiplan, die mit der Untersuchung beauftragt worden war.

Die Kirchengemeinde hatte den Stein ins Rollen gebracht, weil sie eben jenes „Säle“ sowie den Pfarrgarten sanieren will. Der könnte – so eines der Ziele der Sanierung – öffentlich zugänglich gemacht werden und damit den von Reuß als „mangelhaft“ bezeichneten Außenraum im Gebiet neben anderen Maßnahmen aufwerten.

Scheunen könnten bewohnbar gemacht werden

Außerdem soll die Ortsmitte barrierefrei umgestaltet werden. Zudem soll durch die Sanierung neuer, kostengünstiger Wohnraum geschaffen werden, indem Scheunen bewohnbar gemacht werden und das Neue Rathaus umgewandelt, vielleicht sogar zu Gunsten eines neuen Gebäudes abgerissen wird. Auch der für die Nahversorgung wichtige Lebensmittelmarkt könnte erweitert werden.

„Mit all diesen Maßnahmen sollen die Identität und Attraktivität des Ortes gesteigert werden“, betonte Albrecht Reuß. Er empfiehlt einen behutsamen Umgang mit dem baulichen Erbe. „Weiterhin gilt der Grundsatz Innen- vor Außenentwicklung“, ergänzte er bei seinem Vortrag im Technischen Ausschuss.

Rund 6,5 Millionen Euro könnte die Sanierung nach einer ersten Schätzung kosten. Zieht man die Einnahmen ab, dann bleibt eine Summe von etwas über 5,1 Millionen Euro übrig. „3,15 Millionen Euro sind förderfähig“, so Arun Gandbhir, der Projektleiter der Stadtentwicklung GmbH Steg, die ebenfalls an der Grobanalyse beteiligt war. Das bedeutet, dass für die Sanierung vom Bund und Land knapp 1,9 Millionen Euro kommen würden, während die Stadt 40 Prozent, also 1,26 Millionen Euro übernimmt. Zählt man die nicht förderfähigen Kosten dazu, belaufe sich der Anteil der Stadt auf 3,242 Millionen Euro rechnete Gandbhir vor.

Die evangelische Kirchengemeinde bekommt kein Geld

Nach dem einstimmigen Votum im Technischen Ausschuss wird es jetzt sehr schnell gehen. Die Stadt wird bis Ende des Monats den entsprechenden Antrag beim Land stellen. „Bei einem Termin im Wirtschaftsministerium hat man uns dazu ermutigt“, sagte Baubürgermeisterin Eva Noller. Denn immerhin hat die Stadt Leinfelden-Echterdingen zurzeit zwei Sanierungsverfahren am Laufen und bekommt dafür öffentliche Mittel: eben die eingangs beschriebene historische Mitte von Echterdingen sowie das noch nicht abgeschlossene Sanierungsverfahren Westlich Max-Lang-Straße in Leinfelden.

Ironie der Geschichte: die evangelische Kirchengemeinde wird kein Geld aus dem Fördertopf bekommen.