Das Warten könnte bald ein Ende haben: Wenn alles nach Plan läuft, kehrt Schauspielchef Hasko Weber kurz vor Ende seiner Intendanz ins Stammhaus zurück. Damit wäre eine lange Zeit der Provisorien beendet.

Stuttgart - Auf der Sitzung des Verwaltungsrats der Staatstheater wird am Montag auch über den Stand der Sanierung im Schauspielhaus gesprochen werden. Falls die nach Mängeln notwendig gewordene zweite Bauphase wie geplant im März abgeschlossen wird, könnte das Stammhaus Mitte Juni wieder eröffnet werden. Das erklärte Marc-Oliver Hendriks, der geschäftsführende Intendant des Theaters, auf StZ-Anfrage: „Unsere derzeitigen Planungen sehen vor, dass die letzte Inszenierung der Saison wieder im Schauspielhaus stattfindet.“

 

Die Wochen zwischen März und Juni seien notwendig, um die geplante Premiere reibungsfrei über die Bühne bringen zu können. Hendriks rechnet vor, dass die Funktionsfähigkeit der neu eingebauten Technik zwei Monate lang auf Herz und Nieren geprüft werden müsse. Erst dann könnten Umzug und Theaterproben unter Realbedingungen folgen, so dass am 21. Juni die letzte Inszenierung in der Amtszeit von Hasko Weber im Schauspielhaus Premiere feiern könnte: „Großes Fressen“ in der Regie von Volker Lösch. „Löschs ,Dogville‘ gehörte 2005 zum Eröffnungsreigen im Schauspielhaus“, so Hendriks, „wenn seine Inszenierung dort auch die Intendanz von Hasko Weber beendet, schließt sich ein Kreis.“

Die Verzögerung hat zu massiven Mehrkosten geführt

Für den Fall, dass die Sanierung doch noch vor März erledigt sei, komme auch ein früherer Eröffnungstermin als Mitte Juni in Betracht. Allerdings sei es unrealistisch, neben Löschs „Fressen“ noch mit einer weiteren Premiere zu rechnen. „Wir könnten dann wieder Repertoire spielen“, sagt der Geschäftsführer.

Sollte das Schauspiel im Juni 2013 tatsächlich sein Domizil bespielen, wäre eine lange Zeit der Provisorien beendet. Die im August 2010 begonnene Sanierung hätte dann, mit einer kurzen Unterbrechung, fast drei Jahre gedauert, dreimal so lange wie geplant. Die Verzögerung hat auf der Baustelle bis jetzt zu außerplanmäßigen Mehrkosten von fünf Millionen Euro geführt, im Theater selbst von drei Millionen – wegen Investitionen in Ausweichquartiere und wegen Einnahmeausfällen.

Die Verwaltungsräte werden auch über das Gutachten des Rechnungshofes diskutieren, der das Baudebakel, wie berichtet, untersucht hatte. Die Ergebnisse bewertete das Finanzministerium auf StZ-Anfrage selbstkritisch. „Leider“ seien bei dem Projekt beim Landesbetrieb Vermögen und Bau und besonders beim Amt Stuttgart „erhebliche Versäumnisse zu Tage getreten“. Man werde nun „mögliche Konsequenzen” prüfen. Dem Vernehmen nach wurden innerhalb der Bauverwaltung bereits Zuständigkeiten verändert. Die zunächst erwogene Ablösung von Verantwortlichen – bis hinauf in die Führungsebene des Ministeriums – hat sich dagegen als schwierig erwiesen.

Für Stuttgarts Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) zeigt der Prüfbericht „sehr deutlich, dass die Landesbauverwaltung  schlicht überfordert war“. Aufgrund „fataler Fehleinschätzungen“ sei gegenüber dem Theater-Verwaltungsrat immer wieder versichert worden, es laufe alles wie geplant. Aus dem Gutachten könne sie „nicht die Notwendigkeit erkennen, dass sich die Stadt nun an den deutlichen Mehrkosten beteiligt”, die wegen der Fehler der Landesbauverwaltung entstanden seien, sagte Eisenmann der StZ.