Am Mittwoch hat der städtische Baubürgermeister Matthias Hahn den symbolischen Startschuss für den Abriss auf der Industriebrache Schoch gegeben. Bis 2018 sollen auf dem Gelände 125 Wohnungen entstehen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Auf der blau gestrichenen Tür ist noch deutlich „Warenausgabe“ zu lesen. Auch Halogenleuchten hängen noch an der Decke und große Container stehen zwischen Stahltreppen und Lastzügen in einer der ehemaligen Produktionshallen der Firma Schoch am Feuerbacher Bahnhof. Bis 2004 veredelte die Firma Schoch Metalle, dann wurde der Betrieb auf dem rund 1,4 Hektar großen Areal eingestellt. Am Mittwoch hat der Baubürgermeister Matthias Hahn nun den symbolischen Startschuss für den Abriss auf der Industriebrache gegeben.

 

„Es ist ein sehr langer Weg, den wir hier beschreiten“, sagte Hahn. „Schon als junger Stadtrat habe ich mich darüber empört, dass man am Feuerbacher Bahnhof gegen ein verschlossenes Fabriktor läuft.“ Kurz nach der Einstellung des Betriebs der Firma Schoch begannen erste Überlegungen, wie das Gelände künftig genutzt werden kann. Der Bürgerbeteiligung im Jahr 2011/2012 folgte ein städtebaulicher Planungswettbewerb, aus dem das Düsseldorfer Architekturbüro Schüler und die Freiburger Landschaftsarchitekten Faktorgrün als Sieger hervorgingen. Nun hat die offizielle Neuentwicklung des „Quartiers am Wiener Platz“ begonnen.

Boden unter den ehemaligen Hallen ist komplett verseucht

„Zunächst einmal müssen die Hallen ausgeräumt werden, und danach wird man mit dem sichtbaren Abriss beginnen“, erläuterte Hahn. Er schätzt, dass in den kommenden Monaten rund 25 Bauarbeiter täglich auf der Industriebrache tätig sind, um die Gebäude abzutragen. Ab Herbst sollen die Altlasten im Boden und Grundwasser beseitigt werden. „Dies kann bis zu zwei Jahre dauern, da der Boden komplett mit Chromat und Kohlenwasserstoffen verseucht ist und wir dementsprechend vorsichtig sein müssen“, sagte Hahn. Um die Bodengifte zu entsorgen, müssen die Bagger bis zu zwölf Meter tief graben. Dabei fallen etwa 100 000 Tonnen Erdaushub an. Rund 2,6 Millionen Euro kostet der Abriss der Lager- und Produktionshallen. Weitere 20 Millionen sind nötig, um die verseuchte Industriebrache bewohnbar zu machen.

Ist die Industriebrache platt gemacht und sind die Gifte beseitigt, sollen auf dem „Quartier am Wiener Platz“ bis 2018 125 Wohnungen entstehen. „Von diesen 125 Wohnungen werden 30 Prozent gefördert und 40 Prozent sollen an Baugemeinschaften gehen“, erläuterte Hahn. Auf dem südlichen Baufeld entlang der Kremser Straße ist geplant, eine Kindertagesstätte unterzubringen. Auch die ambulante Erziehungshilfe und das Beratungszentrum „Jugend und Familie“ haben Interesse signalisiert, in das Quartier zu ziehen. Ansonsten sind Geschäfte und Büros vorgesehen.

23 Millionen Euro kostet die Beseitigung der Altlasten

Auf dem nördlichen Baufeld wird sich die benachbarte Firma Klumpp Coatings vergrößern: „Wir leiden seit Jahren unter der Enge in unseren Hallen und sind daher sehr froh, dass wir in die Entwicklung miteinbezogen wurden“, sagte Wolfgang Klumpp, Geschäftsführer der Firma, die Beschichtungssysteme für Holz- und Kunststoffoberflächen herstellt. „Künftig werden wir auf dem Gelände auf etwa 4000 Quadratmeter in einem dreigeschossigen Bau unsere Logistik und Produktion unterbringen.“ Das Firmengebäude soll zum Wiener Platz hin von einer etwas höheren Blockrandbebauung optisch abgeschirmt werden. Zusätzlich soll die bisher nicht sehr ansprechende Fassade des angrenzenden Postbaus aufgehübscht werden.

Das frühere Metallveredelungswerk der Gebrüder Schoch an der Dornbirner und Kremser Straße galt in den 1950er und 60er Jahren als deutschlandweit führendes Unternehmen dieser Branche. Mehr als 1000 Leute arbeiteten zeitweise im Drei-Schicht-Betrieb in den Produktionshallen. Nach der Einstellung des Betriebs blieben eine große Industriebrache gegenüber des Feuerbacher Bahnhofs und ein mit Chromat und Chlorkohlenwasserstoffen belasteter Untergrund zurück.

Eine Brache in Feuerbach:

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