Die Stadt Korntal-Münchingen saniert schrittweise die für Bedürftige vorgesehenen Unterkünfte. Im Herbst ist das Gebäude in der Gschnaidtstraße 11 im Stadtteil Korntal an der Reihe.

Korntal-Münchingen - Der Putz an der Fassade bröckelt, zahlreiche Übergänge vom Dach zur Wand sind ebenso undicht wie Fenster und Rollladenkästen, sodass es in die Dachgeschosswohnungen zieht. Böden, Bäder, Küchen und Balkone sind abgenutzt, die Leitungen alt: Das Mehrfamilienhaus in der Gschnaidtstraße 11 im Stadtteil Korntal hat viele Mängel. So viele, dass der Gemeinderat von Korntal-Münchingen nun beschlossen hat, das Gebäude aus dem Jahr 1972 zu sanieren. Die Erneuerung inklusive energetischer Sanierung kostet fast 600 000 Euro. Bereits 2016 wurden einzelne der insgesamt sieben Wohnungen teilsaniert, weil Wasserleitungen korrodiert waren. Das ist der Grund, warum zunächst die Nummer 11 fertig saniert wird, bevor die Häuser Nummer 9 und 13 mit demselben Baujahr an der Reihe sind.

 

Im Herbst soll die Sanierung beginnen und bis zum Ende des Jahres beendet sein. Die Bewohner der oberen Etage müssen während der Arbeiten am Dach für drei Monate ausziehen. Für sie sucht die Stadt noch Ersatzunterkünfte. „Wir versuchen, die Leute in anderen städtischen Wohnungen unterzubringen“, sagt der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos). Sollte das nicht klappen, müsse man „im Extremfall“ auf Hotels ausweichen. Für die Räumung der Wohnungen, die Zwischenlagerung der Möbel und die Unterbringung veranschlagt die Stadt rund 46 000 Euro.

Kritik an umfassender Sanierung

Angesichts der „erschreckend hohen Kosten für ein Gebäude“, wie Martin Hönes, der Fraktionschef der CDU, es formulierte, entspann sich im Gemeinderat eine Diskussion. Anne-Hilde Föhl-Müller (Freie Wähler) etwa geht die energetische Sanierung zu weit. Aus ihrer Sicht reiche es, Dach, Fenster und Fassade entsprechend zu renovieren. „Ein privater Vermieter würde sich diese Sanierung nicht leisten“, ist die Kommunalpolitikerin überzeugt.

Guntram Schrempp von der SPD forderte eine „schrittweise Mieterhöhung“. Wolf Ohl, der Chef der Grünen, stimmte zu, gibt aber zu bedenken: „Wenn alle Sanierungskosten umgelegt werden, wird die Miete unbezahlbar.“ Auch Viola Noack (FDP) nennt die Kosten „einen Haufen Geld“. „Wir können den Zustand des Gebäudes jedoch nicht so lassen“, sagte die Liberale – zumal der Architekt und Energieberater Heiko Englert davor warnte, die Sanierung ins nächste Jahr zu schieben. „Das würde die Kosten um drei Prozent steigern“, sagte der Experte vom Stuttgarter Büro Knopp Architekten. Dieses ist mit der Planung und Ausführung der Sanierung beauftragt.

Jedes Jahr ein bis zwei Gebäude

Bürgermeister Wolf geht davon aus, dass Korntal-Münchingen jedes Jahr ein bis zwei städtische Wohngebäude saniert, die für sozial Schwache vorgesehen sind. Hintergrund ist das Sanierungskonzept gegen einen Gebäudeverfall, ausgelöst durch einen Antrag der SPD zum Haushalt 2013. Das Büro Knopp Architekten beleuchtet in seinem Anfang 2016 vorgelegten Gutachten den Zustand der Gebäude, den Sanierungsbedarf und gibt Handlungsempfehlungen. Von den 183 untersuchten Wohnungen, verteilt auf 24 Gebäude, sind laut Bericht alle Gebäude erhaltenswert – außer das verputzte Fachwerk in der Stuttgarter Straße 37. Im Betrachtungszeitraum bis zum Jahr 2050 ermittelte das Büro Sanierungskosten für die Gebäude von rund 5,5 Millionen Euro und Investitionen in die Instandhaltung der Wohnungen von circa 1,5 Millionen Euro.