Das historische Bauwerk zwischen Stuttgart-Süd und S-West soll saniert und fahrradfreundlicher gestaltet werden. Dafür beginnt nun die Planung.

S-Süd - Die Pläne, den Schwabtunnel umfassend zu sanieren, nehmen langsam Gestalt an. Der Baubeginn ist zwar noch nicht absehbar, aber zusätzlich zu einer optischen Aufhübschung des Tunnels soll nun auch noch die Nutzung des geschichtsträchtigen Bauwerks neu geordnet werden. Den Auftrag, hierfür die verschiedenen Möglichkeiten zu prüfen, hat die Stadtverwaltung Anfang Februar vom Gemeinderat erteilt bekommen, einen entsprechenden Antrag hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebracht. Neu ist die Idee nicht, vor nunmehr zwei Jahren hatte dies der Bezirksbeirat-Süd bereits gefordert, damals ebenfalls auf Anträge der dortigen Grünen-Fraktion. Bei der Sitzung am 26. Februar hat die Stadtverwaltung nun dem Gremium den aktuellen Planungsstand vorgestellt.

 

Dämmplatten gegen den Lärm

Die vorgesehene, eigentliche Sanierung ist dabei recht schnell zusammengefasst: Im Inneren soll die Verkleidung gereinigt und ausgebessert werden, neue LED-Bänder sollen den Tunnel heller machen. Außerdem soll dem Grünen-Antrag im Gemeinderat zufolge der Lärm in dem Bauwerk reduziert werden. Das könnte man über Dämmplatten erreichen; diese Möglichkeit wird derzeit gemeinsam mit dem Denkmalschutz geprüft. Außen soll das Portal, also die Öffnung in den Tunnel, saniert werden.

Die Neuordnung des Verkehrs durch den Schwabtunnel dagegen ist ein komplizierteres Vorhaben. „Hier eine Lösung zu finden, ist so etwas wie einen Gordischen Knoten zu lösen“, erklärt Rainer Wallisch vom Stadtplanungsamt im Bezirksbeirat. „Der Schwabtunnel ist eine ganz tolle, historische Verbindung. Aber den Anforderungen heute ist er im Moment nicht gewachsen.“ Bei einer Verkehrszählung im Jahr 2017 durchquerten den Tunnel in zwölf Stunden knapp 12 000 Kraftfahrzeuge, 1105 Fußgänger und mehr als 400 Fahrradfahrer. Diese wollen alle bei der Planung bedacht sein. Eröffnet wurde der Tunnel im Jahr 1896, von 1902 bis 1972 diente er als erster Straßenbahntunnel der Welt, darüber hinaus ist er der erste Tunnel mit Autoverkehr in Deutschland.

Die Autos sind geblieben. Sie drängen sich im Schwabtunnel mit Fahrradfahrern und Fußgängern auf einer Breite von gut zehn Metern. Das ist nicht viel Spielraum für Veränderungen, erklärt Wallisch den Bezirksbeiräten. Das Stadplanungsamt befinde sich derzeit noch in der „Suchphase“, in der alle Möglichkeiten geprüft werden, bevor mit der konkreten Planung begonnen werden kann.

Ein zentraler Punkt in dieser Phase sind die Betonbegrenzungen, welche bisher den Gehweg von der Fahrbahn trennen. Eigentlich sind sie als Spritzschutz gedacht, die Bezirksbeiräte betonten auch, dass sie erheblich zum Sicherheitsgefühl der Fußgänger beitragen. „Fast alle Fußgänger finden den Spritzschutz wichtig“, sagt zum Beispiel der FDP-Bezirksbeirat Wolf-Dieter Wieland. Andererseits nimmt die beidseitige Absperrung einiges von dem begrenzt vorhandenen Platz ein.

Rad- statt Gehweg?

Heftig diskutiert wird im Bezirksbeirat außerdem der Umgang mit dem Radverkehr, welcher erleichtert werden soll. Für Fahrradstreifen oder gar Fahrradwege in beide Richtungen ist der Tunnel zu eng. Stattdessen könnte man einen der Gehwege abbauen und den freigewordenen Platz für Fahrradstreifen nutzen. Derzeit wird auch eine Variante mit Piktogrammen auf der Fahrbahn geprüft. Dabei wird zwar nichts an der Verkehrsführung geändert, aber durch Bilder von Fahrrädern auf der Straße darauf hingewiesen: Die dürfen hier auch fahren. Dadurch soll das Sicherheitsgefühl der Fahrer erhöht werden.

Auch der Bezirksbeirat gab dem Stadtplanungsamt eine Reihe von Ideen in Form von Prüfaufträgen mit. So soll zum Beispiel in Betracht gezogen werden, in eine Richtung den Fahrradstreifen in die Mitte der Straße zu legen. In die andere Richtung könnte beispielsweise ein gemeinsam genutzter Rad- und Fußgängerweg die Platzverhältnisse entspannen. Dass die Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 auf 30 Kilometer pro Stunde abgesenkt werden soll ist unstrittig. Der Schwabtunnel bleibt aber „eine harte Nuss für die Verkehrsplanung“, sagt Norbert Retlich (Grüne).