Die Vorschläge zur Erweiterung und Sanierung der Stuttgarter Oper werden bis November konkretisiert. Die Interimsspielstätte während der Bauzeit soll in der Nähe liegen. Der konkrete Standort steht aber noch nicht fest.

Stuttgart - Der Verwaltungsrat der Stuttgarter Staatstheater hat am Montag wichtige Weichenstellungen zur Sanierung und Erweiterung des Operngebäudes vorgenommen. Alle Entscheidungen habe das Gremium, bestehend aus Mitgliedern von Land und Stadt einstimmig getroffen, sagte die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer (Grüne). Man habe einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht und werde jetzt die Grundlagen vertiefend prüfen lassen, um im November eine Entscheidung zu treffen.

 

Der geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks nannte drei wesentliche Gründe für Sanierung und Erweiterung: Die Gastronomie sei nicht wettbewerbsfähig. Er will flächenmäßig wieder das Niveau des Hauses von 1912 erreichen. Außerdem bezifferte er das Flächendefizit der Staatsoper auf rund 10 000 Quadratmeter Nutzfläche; davon sei mehr als die Hälfte verschärften gesetzlichen Regelungen geschuldet. „Wir können nicht auf Dauer unter dem Damoklesschwert der Gewerbeaufsicht und dem Schutzschild des Bestandsschutzes arbeiten“, sagte Hendriks. Außerordentlich wichtig sei die Optimierung der Bühnentechnik.

Parkplatz zwischen Oper und Landtag bleibt tabu

Die Bau- und Vermögensverwaltung des Landes hat für den Verwaltungsrat alle zur Debatte stehenden Maßnahmen analysiert und – analog zur Ampelschaltung – in grün (geht in Ordnung), gelb (Machbarkeit muss geprüft werden) und rot (geht gar nicht) klassifiziert. Auf Grün steht die Ampel für die Erweiterung des Kulissengebäudes an der Konrad-Adenauer-Straße (B 14). Abbruch und ein höherer Neubau seien machbar. Auch die Überbauung des Opern-Innenhofs ist Konsens, ebenso die Bebauung des landeseigenen Parkplatzes westlich des König-Katharina-Stifts, sagte Finanzstaatssekretär Peter Hofelich (SPD). Auf Rot steht die Ampel dagegen für eine Bebauung des Parkplatzes zwischen Oper und Landtag.

Zumindest auf die Machbarkeit hin untersucht werden sollen geplante Erweiterungsbauten auf dem Areal des Königin-Katharina-Stifts. Die Funktionalität der Schule müsse aber gewährleistet bleiben, fordert Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne). Große Probleme sieht das Landesdenkmalamt beim Ausbau des Littmann-Baus Richtung Landtag. Dort soll eine weitere Seitenbühne untergebracht werden, die es der Oper ermöglichen würde, mehrere Bühnen gleichzeitig für den Spielbetrieb vorzuhalten. Heute müssten die Bühnenbilder täglich auf- und abgebaut werden.

Suche nach Platz für die Interimsspielstätte

Als Interimsspielstätte während der Bauzeit ist – wie berichtet – ein bis zu fünfstöckiges Gebäude an Stelle des Eckensees im Gespräch. Dieser Standort wird offenbar im Verwaltungsrat favorisiert, man sei aber darauf nicht festgelegt und habe deshalb die Ampel nur auf Gelb gestellt, betonte Kuhn. Der Vorschlag solle nun „vergleichend untersucht werden“. Zur Frage, welche anderen Grundstücke noch denkbar sind, schwiegen sich Kuhn und Hofelich auf Nachfrage aus. Nach StZ-Informationen propagiert das Finanzministerium als Alternative ein Ausweichdomizil auf einem Areal zwischen dem Königin-Katharina-Stift und dem Hotel am Schlossgarten entlang der Schillerstraße. Dafür müssten allerdings alte Bäume gefällt werden.

Einem vorübergehenden Umzug der Oper nach Ludwigsburg erteilte OB Kuhn eine Absage: „Die Stuttgarter Oper sollte in Stuttgart sein.“ Hohe Kosten für Infrastruktur und Betrieb im Ludwigsburger Forum am Schlosspark sowie Mindereinnahmen wegen des geringeren Fassungsvermögens sprechen für Intendant Hendriks gegen eine Verlagerung. Ohnehin favorisiert er ein Ausweichquartier in unmittelbarer Nähe des Littmann-Baus.

Für Kuhn geht Genauigkeit vor Geschwindigkeit

OB Kuhn kalkuliert mit einer Planungszeit von vier Jahren, die reine Bauzeit betrage zwischen drei und fünf Jahre – ohne Verzögerungen. „Schnelligkeit bringt nix“, sagte Kuhn. Er will erst bauen, wenn eine verlässliche Kalkulation vorliegt. Und er will erst über Kosten sprechen, wenn die Planung steht. „Eine Elbphilharmonie darf uns nicht passieren“, stellte er fest. „Wir wollen nicht viel Geld ausgeben für eine mittelmäßige Oper, sondern eine gute, große Lösung für die nächsten Jahrzehnte“, so der OB. Die Stadt lege Wert auf einen „realistischen Kostenpuffer“ und eine gründliche Planung. Hofelich bezifferte die derzeit nur grob kalkulierten Kosten auf 342 Millionen Euro auf Basis der Preise von 2014. Insider hatten gegenüber der Stuttgarter Zeitung bereits von bis zu 600 Millionen Euro gesprochen, weil es vor allem bei der Sanierung des über 100 Jahre alten Opernhauses viele Unwägbarkeiten gebe.