Das Gesamtkunstwerk Hospitalhof ist vollenendet. Die Hospitalkirche, die nach knapp zwei Jahren Renovierungszeit am 5. März wieder eröffnet, stellt den Schlusstein in diesem klösterlichen Ensemble dar. Die Sanierung der Kirche kostete 2,7 Millionen Euro.

Stuttgart - Eberhard Schwarz bekommt nicht genug. Jedes Mal, wenn der Pfarrer seine Hospitalkirche betritt, stellt sich dieses Glücksgefühl ein. „Man erlebt immer wieder dieses erhebende Gefühl der Gotik“, sagt Schwarz und lenkt die Gedanken in die Vergangenheit. Vor der Sanierung war alles anders. Man musste die Kirche verschämt durch einen Seiteneingang betreten. „Im Kirchenraum war es eng, dunkel und düster“, stellt Architekt Arno Lederer fest. Seit aber der Professor für Baukunst Hand an das sakrale Gebäude sowie den Hospitalhof gelegt hat, ist alles anders. Den maximal 250 Besuchern eröffnen sich neue Welten, neue Perspektiven in hellem Glanz.

 

Dort, wo vor der Sanierung eine dicke Wand stand, hat Lederer ein gläsernes Portal geschaffen. So durchflutet Licht die Kirche bis in den letzten Winkel. Sonnenstrahlen sollen, in Prismen der Eingangsfenster gebrochen, zusätzliche Effekte und In-Spirit-Ationen schaffen. Stadtdekan Søren Schwesig lässt es sich schon jetzt nicht nehmen, sich einmal täglich von dieser „Begeisterung“ tragen zu lassen. Immer dann wenn er seinen Arbeitsplatz vis-à-vis verlässt, um einzukehren, steigt in ihm ein befriedigendes Gefühl auf. „Denn steht nach fünf Jahren der Abschluss eines großen Projektes an“, sagt der Stadtdekan.

Festgottesdienst am 5. März

Am Sonntag, 5. März, 11 Uhr, wird mit einem Festgottesdienst nicht nur die Hospitalkirche eingeweiht. Es wird auch der Schlussstein in das Gesamtkunstwerk Hospitalhof gesetzt. Der Hospitalkirchen-Pfarrer stellt daher fest: „Eine Kirchensanierung ist immer auch ein inhaltliches Projekt. In diesem Fall ist es eine Investition in die Zukunft.“ Die alte Hospitalkirche sei somit das Symbol der Stadtkirche von gestern: „Die alte Kirche war sehr unbeweglich. Jetzt aber können wir uns bewegen.“ Räumlich, ohne starre Kirchenbänke. Aber auch gedanklich in alle Richtungen der modernen Stadtgesellschaft.

In diesem Sinne erfüllt die neue Hospitalkirche gleich drei Funktionen: Sie ist Orts- und Heimatkirche für 800 Gemeindeglieder des Hospitalviertels. Sie ist neben der Stifts- und Leonhardskirche eine der drei Citykirchen, die Bildung, Kultur sowie Kunst vermitteln sollen. Und sie soll schließlich für alle Passanten ein Ort der Einkehr, des Innehaltens sein. Hospitalhof-Chefin Monika Renninger nennt es einen „geistigen Rückzugsort in klösterlichem Ambiente“. Ganz gleich, in welcher Funktion man die Hospitalkirche auch einnimmt, für Monika Renninger ist sie in jedem Fall ein „neuer Anziehungspunkt“ in der Stadt.

363 000 Euro durch Spenden

Seit sich Architekt Lederer zum Abschluss des Kirchentages 2015 an die Arbeit gemacht hat, sind 2,7 Millionen Euro in die Sanierung geflossen, die sich wie folgt verteilen: 1,46 Millionen Euro aus Eigenmitteln der Gesamt- und Kirchengemeinde. 600 000 Euro aus dem kirchlichen Ausgleichsstock. 135 000 Euro aus dem Kirchenkreis. Und 363 000 Euro durch Spenden. Um die Finanzierung abzuschließen, fehlen noch 137 000 Euro durch Spenden. „Wir sind jedoch guter Hoffnung, dass wir das Geld bis zum Ende des Jahres zusammenbringen“, sagt Kirchenpfleger Hermann Beck. Seine Zuversicht gründet sich in diesem Gefühl, das viele spüren, wenn sie diesen Ort betreten: Ergriffenheit, die einen bewegt. Manchmal auch dazu, das Portemonnaie zu öffnen.