Untertürkheim soll schöner werden. Die Stadt stellt 500 000 Euro für Maßnahmen zur Stärkung des Einzelhandels bereit. Das Förderprogramm ist jetzt vorgestellt worden.

Untertürkheim - Das Zentrum Untertürkheims hat sich in den letzten Jahren gewandelt: In vielen Geschäftsstraßen, wo früher der Einzelhandel die Menschen anzog, herrscht heute gähnende Leere. Dies soll sich nun ändern. Um den Ortskern zu beleben, wird die Stadtverwaltung aktiv: Untertürkheim ist einer von sechs Stadtbezirken, die vom städtischen Förderprogramm mit jeweils 50  000 Euro aus dem Doppelhaushalt 2018/19 bezuschusst werden. So soll der Entwicklung hin zu leer stehenden Ladenlokalen, häufigem Betreiberwechsel, Billiganbietern oder dem Vormarsch von Spielhallen und Wettbüros Einhalt geboten und das Stadtteilzentrum aufgewertet werden.

 

Die sogenannten „Richtlinien zur Förderung der Revitalisierung von Ladenlokalen in Geschäftsstraßen“ hat Hermann-Lambert Oediger, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, jüngst dem Bezirksbeirat vorgestellt. Ziel ist die „Aufrechterhaltung und Rückgewinnung des Einzelhandels sowie einzelhandelsnaher Dienstleistungen und im Einzelfall der Gastronomie“, sagte Oediger. Dies soll durch die gezielte Stärkung der Geschäftsstraßen geschehen.

Handlungsbedarf in der Widdersteinstraße

Besonders groß ist die Not laut Stadtverwaltung in der Widdersteinstraße, weshalb sie der Schwerpunkt der Fördermaßnahmen sein wird. Diese sollten sich jedoch nicht auf diesen Bereich beschränken, empfiehlt Oediger. Wenn anderswo ein innovatives Ladenkonzept entstehe, dürfe dies nicht per se von der Förderung ausgeschlossen werden. Welches Bauvorhaben im Stadtbezirk finanziell bezuschusst wird, entscheidet ein Beirat, bestehend aus einem Vertreter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung, der Wirtschaftsförderung, der Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel sowie einem Vertreter des Industrie-, Handels- und Gewerbevereins (IHGV). „Diese Viererkonstellation wird viel Erfahrung und Wissen mitbringen“, sagte Oediger.

Es werde aber nicht nur darum gehen, vorhandene Strukturen wiederzubeleben. „Wir werden überprüfen, ob bei den Vorhaben ein Mehrwert im Sinne des Stadtzentrums vorliegt oder ob lediglich ein Pächterwechsel stattfindet“, erklärte Oediger. Gefördert werden Baumaßnahmen, die zu einer angemessenen Nutzung und zu einer Belegung der Ladenlokale führen. Wer für die Umsetzung eines Ladenkonzepts Baumaßnahmen durchführen muss, kann einen Förderantrag stellen. Maximal wird ein Viertel des benötigten Geldes bezuschusst. In Ausnahmefällen, wenn energetisch modernisiert oder ein denkmalgeschütztes Gebäude saniert wird, können auch 35 Prozent der Kosten von der Stadt übernommen werden.

Ladensterben besonders schlimm

Angesichts der veranschlagten Summe von 50 0 00 Euro befürchten die Bezirksbeiräte, dass dieses Budget entweder wenige aufwendigere oder nur kleinere Projekte zulasse. Derzeit sei das Förderprogramm ein Experiment, daher werde sich zeigen, ob nachgelegt werden müsse, sagte Oediger. Um für die Förderung zu werben, will die Stadtverwaltung auf Eigentümer leer stehender Ladenlokale zugehen.

Spätestens seit der Präsentation der Studie des Entwicklungsbüros Acocella im vergangenen Jahr ist klar, dass es Handlungsbedarf gibt. Laut Untersuchung ging der Einzelhandel in keinem Stadtbezirk so stark zurück wie in Untertürkheim: Im Zeitraum von 2008 bis 2016 sank die Zahl der Betriebe von 33 auf 22. Um dem entgegenzuwirken, hat der Gemeinderat einen kommunalen Investitionsfond in Höhe von knapp drei Millionen Euro eingerichtet.

Dass es auch anders gehen kann, zeigt das aktuelle Projekt eines Privatinvestors in der Fußgängerzone. Nach zwei Jahren intensiver Verhandlungen mit der Stadt errichtet er an Stelle des ehemaligen Gebäudes der Firma Paulus an der Ecke Widderstein-/Silvrettastraße ein Wohnhaus. Der Abriss soll Anfang 2019 erfolgen, „ein Ladengeschäft im Erdgeschoss bleibt bestehen“, weiß Stadtteilmanagerin Mareike Merx. Eine Art Leuchtturmprojekt sieht Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel in dem Vorhaben. Zum einen, um qualitativ hochwertigen Wohnraum im Ortskern zu schaffen, zum anderen aber auch, „weil die Untertürkheimer sehen, dass sich wieder etwas bewegt“, hofft sie „auf mehrere Nachahmer“ – die Fördermittel von Seiten der Stadt sind dabei sicher ein möglicher und wichtiger Ansporn.