2,7 Millionen Euro investiert das Landesamt für Vermögen und Bau in die dringend notwendige Sanierung von Schloss Favorite in Ludwigsburg. Zwei Jahre wird das Gemäuer geschlossen sein – und soll dann mit neuem Konzept wieder mehr Besucher anlocken.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Versailles – das war die Referenz. Die Schlossanlage bei Paris war das Herzensprojekt von Ludwig XIV., und sie wurde zum Vorbild für zahlreiche Schlossbauten in Europa. Als Eberhard Ludwig Anfang des 18. Jahrhunderts einem kleinen Jagdsitz den Namen Ludwigsburg verpasste und später den Ausbau zu einem barocken Schloss forcierte, hatte auch er Versailles vor Augen.

 

Die französischen Könige trafen sich mit ihren Frauen und Mätressen gern im Lustschloss Trianon, eine halbe Stunde Fußweg vom Hauptbau entfernt; und auch diesen Ansatz übernahm Eberhard. Immerhin war das Liebesleben des Herzogs turbulent. Obwohl bereits verheiratet, ehelichte er 1707 zusätzlich seine Mätresse Wilhelmine von Grävenitz – ein Skandal. Das Problem löste er auf seine Art, ließ sich zwar wieder scheiden, aber gleichzeitig in Ludwigsburg für Wilhelmine das Lustschloss Favorite bauen. Die Ehefrau? Blieb in Stuttgart.

Von Anfang an war das Favorite also ein Anhängsel des benachbarten und ungleich größeren Residenzschlosses, und das ist heute noch so. „Würde es an einem anderem Platz stehen, wäre es ein absolutes Highlight“, sagt der Schlossverwalter Stephan Hurst. Aber das große touristische Angebot in Ludwigsburg – mit Monrepos, barocker Innenstadt, Residenz – sei Fluch und Segen zugleich. In dem Zusammenhang verkaufe sich das Favorite unter Wert.

Die Fassade wird gestrichen, das Dach repariert, Risse werden verschlossen

Das soll sich ändern, und der erste Schritt ist getan. Seit einigen Tagen steht das Gerüst. 2,7 Millionen Euro investiert das Landesamt für Vermögen und Bau: Die Fassaden werden gereinigt und gestrichen, Risse verschlossen, Steine ausgetauscht, das Dach repariert. Der Großteil der Arbeiten betrifft die Hülle, im Innern wird vor allem die Decke des großen Saals saniert. Ansonsten werde man die Räume konsolidieren, sagt der Projektleiter Volker Janzen, das heißt: Schäden ausbessern.

Für das Amt ist das Projekt ein finanzieller Kraftakt, der sich nicht weiter aufschieben ließ. Im Vordergrund stünden die konservatorischen Maßnahmen, also die Erhaltung des Schlosses, sagt der Amtsleiter Andreas Hölting. „Es geht nicht darum, dass man von Weitem sieht, dass da viel Geld hinein geflossen ist.“

Dennoch ist mit den Bauarbeiten ein Neustart verknüpft. Zwei Jahre lang wird es dauern, das Schloss herzurichten, so lange ist das Haus geschlossen. In dieser Zeit will der für die Vermarktung zuständige Landesbetrieb Staatliche Schlösser und Gärten ein Konzept entwickeln, um künftig mehr Besucher anzulocken. „Da ist noch viel Potenzial vorhanden“, sagt Hurst.

Das Favorite leidet unter der Dominanz des Residenzschlosses

Während jährlich Hunderttausende ins Residenzschloss und den Barockgarten strömen, lassen die Besucher das Favorite meist links liegen. Betreten werden darf das Lustschloss ausschließlich im Rahmen von Führungen, nur noch 8837 Gäste wurden 2016 gezählt, Tendenz fallend. Was auch daran liegt, dass mit der SWR-Talkshow Nachtcafé, die bis 2014 im Favorite aufgezeichnet wurde, ein wichtiger Frequenzbringer weggefallen ist.

Er tendiere dazu, im Favorite-Schloss ein Besucherzentrum zu integrieren, sagt Hurst. Einen Ort also, an dem sich Gäste über das Monument informieren können, kombiniert vielleicht mit einem Museumsshop. Gastronomische Angebote sind an dieser Stelle kaum realisierbar, weil das Schloss inmitten eines Parks und Naturschutzgebiets liegt. Das Ziel müsse eher sein, so Hurst, das Favorite „enger mit dem dominanten Bruder, dem Residenzschloss, zu verknüpfen“. Auch das Konzept für Sonderführungen soll überarbeitet werden, weil diese eine gute Möglichkeit seien, „auch Besucher aus der Umgebung immer wieder neu für das Schloss zu begeistern“.

Noch sind die Überlegungen wenig konkret. Man werde nun, sagt Hurst, langsam in die Gespräche einsteigen – und er sei sich sicher, „dass wir etwas Schönes hinkriegen“. Ob das ausreicht, um das Favorite aus dem übermächtigen Schatten des Residenzschlosses zu holen, weiß indes auch Hurst nicht. „Aber das“, sagt er, „ ist letztlich natürlich auch ein Luxusproblem.“