Wenn Gebäude energetisch saniert werden, können die Mietkosten steigen. Das könnte sozial schwache Mieter vertreiben, befürchtet der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW).

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Berlin - Maßnahmen zur Einsparung von Energie dürfen nicht dazu führen, dass Mieter mit geringeren Einkommen aus ihren Wohnungen verdrängt werden. Dies erklärte Axel Gedaschko, der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). „Es muss vermieden werden, dass der preiswerte Wohnraum in Deutschland energetisch wegsaniert wird“, verlangte Gedaschko. Vor allem für Bewohner, die staatliche Hilfen wie etwa Hartz IV beziehen, sieht Gedaschko die Gefahr, dass künftig ihre wegen der Sanierung höheren Mietkosten nicht mehr bezahlt werden können. Eine weitere Gruppe, die aus ihren Wohnungen verdrängt werden könnte, sind nach Meinung des GdW-Präsidenten Rentner. Da deren Zahl steige, werde es auch immer mehr ärmere Rentner geben, die sich eine unter energetischen Gesichtspunkten modernisierte Wohnung nicht mehr leisten könnten, fürchtet Gedaschko: „Die Altersarmut wird in den nächsten Jahren zu einem stärkeren Thema werden.“

 

Falls eine Erhöhung der staatlichen Wohnzuschüsse oder anderer Transferleistungen nicht möglich sei, müssten Maßnahmen zur Einsparung von Energie stärker gefördert werden. Die heutige Verteilung der Fördermittel für die Energieeinsparung sei falsch. Bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien werde die Vermeidung von einer Tonne Kohlendioxid mit 465 Euro gefördert, bei der energetischen Gebäudesanierung würden dagegen nur Mittel in Höhe von 70 Euro bereitgestellt, um eine Tonne Kohlendioxid zu vermeiden.

Zu wenig Wohnungen werden gebaut

Die 3000 dem Verband angehörenden Wohnungsunternehmen haben im vergangenen Jahr ihre Investitionen um knapp acht Prozent auf 9,6 Milliarden Euro erhöht und wollen diese im laufenden Jahr um weitere zehn Prozent steigern. Etwa sieben Milliarden haben die Unternehmen – dabei handelt es sich um Wohnungsvermieter von der Genossenschaft über kommunale Wohnungsgesellschaften bis zu hin zu einzelnen Privatfirmen – in die Modernisierung und Instandsetzung von Gebäuden investiert. Die Vermietung ist das Hauptgeschäft der Mitglieder des Verbandes, der Neubau spielt eine geringere Rolle. Nach den Angaben einer Sprecherin wohnen in den rund sechs Millionen Wohnungen der Verbandsmitglieder etwa 13 Millionen Mieter.

Der Immobilienverband Deutschland (IVD) kritisiert in einer Mitteilung, dass in Deutschland weit weniger Wohnungen gebaut würden als für eine ausreichende Versorgung nötig seien. So habe eine Regierungsbehörde festgestellt, dass der jährliche Bedarf bei 195.000 Wohnungen liege. Tatsächlich gebaut worden seien aber etwa im vergangenen Jahr nur knapp 164.200 Wohnungen. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies aber immerhin eine Steigerung um fast 15 Prozent. Eine ähnliche Steigerung gab es auch im Mietwohnungsbau. In dieser Sparte wurden 61.200 Wohnungen errichtet. Gerade in Ballungsgebieten seien aber weit weniger neue Geschosswohnungen erstellt worden. So sei die Zahl derartiger Wohnungen etwa in Stuttgart 2011 um 21 Prozent gesunken. Eine kräftige Steigerung habe es nur in München gegeben. Beim IVD handelt es sich um einen Zusammenschluss von Dienstleistern rund um den Wohnungsbau von Maklern bis hin zu Bauträgern.