Nach weiteren Nachträgen: Politiker machen ihrem Unmut über Planungsbüro Luft.

Heimsheim - Eine lange Liste voll mit nachträglichen Zusatzausgaben für die Stadthalle in Heimsheim hat die as-Planungsgesellschaft im Gemeinderat vorgelegt. Sicher die Gesamtauflistung, hätte es einem bei einem flüchtigen Blick auf die Unterlagen in den Sinn kommen können. Doch nein, es waren alles neue Punkte. Zusätzlich zu den vielen anderen, die in den vorangegangenen Sitzungen bereits genehmigt werden mussten. Klar, dass die Ratsmitglieder ihrem Unmut über die Entwicklung in der Sitzung einmal deutlich Luft machten.

 

Die Stadthalle wurde vergangenes Jahr grundlegend saniert und umgebaut, unter anderem ist der Haupteingang jetzt auf der anderen Gebäudeseite, zudem gibt es ein Foyer für die Besucher und einen zusätzlichen Vereinsraum. Im Sommer 2018 soll die Sporthalle noch hergerichtet werden. Insgesamt waren für das Projekt 3,39 Millionen Euro eingeplant (Stand 2017, ohne Mehrwertsteuer).

Die Planer rechnen nach aktueller Prognose mit einem Endbetrag von 3,61 Millionen, wie Stefan Voigt von der as-Planungsgesellschaft später erklärte. Damit lägen die Mehrkosten letztlich bei „nur“ rund 220 000 Euro und damit weit unter den zehn Prozent, die bei solchen Großprojekten eigentlich immer einkalkuliert werden. Schwer zu glauben in Anbetracht der vielen Punkte, in denen am Ende deutlich mehr Geld bereitgestellt werden musste als eigentlich gedacht. Das fanden nicht nur die Ratsleute. Auch die Heimsheimer Kämmerei machten diese Angaben stutzig. Ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor, nach den bisherigen Berechnungen kommt die Verwaltung jedoch auf eine deutlich höhere Summe, hieß es am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung.

Allein 130.000 Euro mehr bei Elektro-Gewerken

Unabhängig vom Endergebnis brachten die ständigen Nachträge die Ratsleute doch ziemlich auf die Palme. Allein 130 000 Euro Mehrkosten sind es bei den Elektro-Gewerken. „Die Summen, die wir hier auf den Tisch gelegt bekommen, müssen wir den Bürgern erklären“, beklagte Rolf Vetter von der SPD. Bei diesem Projekt sei kaum etwas so gelaufen, wie es geplant war. „Ich bin von den Planungsarbeiten recht enttäuscht.“ Seine Ratskollegen sahen es ähnlich. Ralf Rüth von der CDU gestand zu, dass einige Probleme tatsächlich nicht vorhersehbar waren, beispielsweise der nasse Estrich unter den Fliesen. „Aber es gibt Punkte, da fehlt bei mir das Verständnis.“ Bereits in früheren Sitzungen hatte er die ausufernden Kosten bei den Elektro-Gewerken angeprangert. Uwe Braun (CDU) hätte sich im Vorfeld mehr Ehrlichkeit von dem Planungsbüro gewünscht. Er habe von Anfang an ein schlechtes Gefühl dabei gehabt, den ganzen „alten Kram“ weiterzuverwenden. „Der ist immerhin 30 Jahre alt.“ Doch als die Planer ihr Okay dazu gaben, habe sich der Rat darauf verlassen.

Wolfgang Kühn vom Ingenieurbüro p&h Hönes, Fachmann für den Bereich Elektro, hatte den Vorwürfen wenig entgegenzusetzen. „Das war auch für uns eine Lehre, uns nicht mehr auf eine ,halbe Sanierung’ einzulassen.“ Zum Hintergrund: Der erste Sanierungsentwurf war dem Rat zu teuer, sodass die as-Planungsgesellschaft einen abgespeckten Entwurf präsentierte. „Auch wir haben daraus gelernt“, so Kühn.

Auch die Sporthalle wird teurer

Er betonte allerdings auch, dass die beauftragten Arbeiten nicht einfach teurer geworden seien, „sondern Sie haben hier eine Mehrleistung erhalten“. Zum Beispiel wurden Brandlasten bereinigt und neue Elektroleitungen verlegt. Dass diese vielfach in verbotenen Bereichen lagen, hätte man im Vorfeld schlicht nicht wissen können. „Aber genau für so etwas haben wir Sie doch“, bemängelte Gaby Wulff (Bürger für Heimsheim). „Sie wissen, was früher Standard war und was heute Standard ist.“ Das hätte man frühzeitig bedenken müssen. „In meiner fast 20-jährigen Arbeit habe ich so etwas noch nicht erlebt.“

Dass die Angebote für die noch anstehende Sporthallensanierung ebenfalls stark vom Ansatz abweichen, entspannte die Situation nicht gerade. Bei den Gewerken Sportboden und Sportgeräte müssen jeweils rund 10 000 Euro mehr bereitgestellt werden, beim Gewerk Prallwände fast 30 000. Gründe sind unter anderem zusätzliche Geräte, was sich erst nach den Gesprächen mit den Vereinen herauskristallisiert hatte, und Ersatz für die Tore zu den Geräteräumen, die nicht mehr den Vorschriften entsprechen. Auch so etwas hätte man vorher wissen können, warfen einige Ratsleute dem Planungsbüro vor. Die Ausschreibung für den Abbruch des Sportbodens musste ganz aufgehoben werden, da die Angebote mehr als doppelt so teuer waren wie der Ansatz – ohne Zusatzleistungen.