Die Zeit drängt, dennoch passiert in Sachen Ertüchtigung des Leinfelder Gartenhallenbades derzeit nichts. Das Projekt ist aus Personalmangel zurückgestellt. Stammgäste haben ihren Unmut darüber nun Luft gemacht.

Leinfelden-Echterdingen - Rainer Schrägle schwimmt gerne – am liebsten frühmorgens. Noch vor dem Büro springt der Mann ins Nass des Leinfelder Gartenhallenbades. Von 7.30 Uhr an zieht er dort dienstags, mittwochs oder auch freitags seine Bahnen – je nachdem, wie es der Arbeitsalltag zulässt. Allein ist er mit diesem sportlichen Hobby nicht – im Gegenteil. „Es ist teilweise richtig voll“, sagt er. Wie lange die Frühschwimmer in dem Leinfelder Bädle allerdings noch ihrer Leidenschaft nachgehen können, ist derweil offen. Denn das Bad ist mehr als 50 Jahre alt. Die Technik ist marode, sie kann jederzeit ausfallen.

 

Vorschläge für eine Ertüchtigung gab es schon viele. Im Herbst 2018 brachten die Freien Wähler zuletzt das Renault-Gelände in Echterdingen als Grundstück für einen Neubau ins Spiel. Im Februar 2017 hatte die Verwaltungsspitze die Idee präsentiert, die Schwimmhalle zu sanieren und einen Anbau mit Lehr- und Kinderbecken zu bauen. Kostenpunkt: 12,5 Millionen Euro.

Der Gemeinderat hat zu entscheiden, ob saniert, angebaut oder gänzlich neu gebaut wird. Die Zeit drängt, dennoch passiert derzeit nicht viel. In den Osterferien werden zwar ein paar Schönheitsreparaturen gemacht. Die Technik wird dabei aber nicht angetastet. Das Großprojekt Hallenbad wurde aus Personalmangel, wie Baubürgermeisterin Eva Noller sagt, zurückgestellt. Eine Stelle ist in der technischen Verwaltung weiterhin unbesetzt. Gleichzeitig gibt es jede Menge Aufgaben. Die Mitarbeiter kümmern sich um die Erweiterung der Echterdinger Grundschulen. Es gilt den Bau von Kindergärten, den Umbau der Filderhalle sowie der Musberger Turn- und Festhalle voranzutreiben.

Bürger fühlen Stadträten auf den Zahn

Der Unmut von Schrägle und anderen Stammgästen des Leinfelder Bades ist dennoch groß. Sie befürchten, dass die Stadt zuwartet, bis ihr Bad eines Tages ganz geschlossen werden muss. Soweit wollen sie es aber nicht kommen lassen. Die Gruppe hat sich – auch mit Blick auf die Ende Mai anstehenden Kommunalwahlen – mit einem Schreiben an die Fraktionen und auch an die Verwaltungsspitze gewandt. Sie fühlen den Stadträten mit Fragen auf den Zahn. Sie wollen unter anderem wissen, wie wichtig den Mandatsträgern ein Hallenbad in der Stadt ist. Sie fragen, für wie notwendig die Stadträte einen detaillierten Bericht der Verwaltung über den Zustand des Hallenbades halten und wie sinnvoll sie es finden, dass die Bürger über diesen Zustand ebenfalls informiert werden.

Die Vielschwimmer haben die Diskussion rund um den Erhalt des Bades von Anfang an mitverfolgt. Sie werfen den Verantwortlichen vor, wenig zielorientiert vorzugehen. Es habe noch nicht einmal eine richtige Bestandsaufnahme gegeben, bemängelt Schrägle gegenüber unserer Zeitung. Bei einer Bürgerversammlung im März 2017 habe Baubürgermeisterin Eva Noller Fragen zur Technik, zu den Mängeln und auch zu den Reparaturkosten nicht befriedigend beantworten können.

Zum Zustand des Bades seien lediglich Behauptungen in den Raum gestellt worden. Bereits im Februar vor zwei Jahren haben die Bürger via einer Unterschriftensammlung darum gebeten, sie besser zu informieren. Die Verwaltung hat zunächst zugesagt, gemeinsam mit ihnen das Hallenbad zu besichtigen, dann aber aus Sicherheitsgründen wieder abgesagt.

Bürgermeisterin will Mitarbeiter nicht noch mehr belasten

Letzteres bestätigt Baubürgermeisterin Noller im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie sagt aber: „Es wurden mehrere Bestandsaufnahmen des Bades gemacht.“ Und betont: „Dies waren aber immer nur Momentaufnahmen.“ Die Bauverwaltung hat vor, die Bausubstanz der Schwimmhalle intensiv untersuchen zu lassen, um zu klären, ob diese saniert werden kann oder neu gebaut werden muss. Diese Untersuchung soll aber laut Noller erst dann gemacht werden, wenn klar ist, wann genau die Stadt das Projekt tatsächlich angeht.

Sie hat Verständnis für die Verfasser des Schreibens. Noller sagt: „Mir liegt es auch am Herzen, dass die Bürger, insbesondere aber die Schüler in unserer Stadt schwimmen können.“ Doch zunächst müsse die offene Stelle in der Bauverwaltung besetzt werden. Denn: „Ich kann meine Mitarbeiter nicht noch mehr belasten“, sagt sie.

Zurück zu den Vielschwimmern: Stadträte oder gar Oberbürgermeister Roland Klenk haben sich bei Rainer Schrägle noch nicht gemeldet. Der Gemeinderat wird sich aber im Mai erneut mit dem Hallenbad befassen. „Wir bereiten gerade einen Bericht vor“, sagt Eva Noller. Dabei soll auch ein Plan B präsentiert werden, also ein Fahrplan, was passiert, wenn das Gartenhallenbad von einem Tag auf den anderen ausfällt.