Das Stadtplanungsamt testet am Bismarckplatz eine neue Verkehrsführung. Der Versuch soll im November starten und ein Vorläufer für die Umgestaltung des Platzes sein.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Die Pläne werden natürlich umstritten sein. Davon geht Martin Holch aus. „Aber deshalb probieren wir es vorher aus“, sagt der Stadtplaner. Holch ist Sachgebietsleiter Stadterneuerung beim Stadtplanungsamt und von Beginn an für die Umgestaltung des Bismarckplatzes zuständig. Das gilt auch für die intensive Bürgerbeteiligung dort. Der nächste Schritt in diesem Prozess ist eine „verkehrsrechtliche Anordnung“ entlang der Schwabstraße. Was im Verwaltungsjargon sperrig klingt, ist konkret eine neue Verkehrsführung auf Zeit – ein Versuch quasi.

 

Seit 2014 plant die Stadt mit Bürgern die Umgestaltung des Bismarckplatzes. Der Entwurf sieht auch eine neue Verkehrsregelung entlang der Schwabstraße vor – um später einen größeren Platz zu haben. „Wir reduzieren dafür die Schwabstraße auf zwei Fahrspuren, es gibt künftig keine Abbiegespuren mehr zur Bismarckstraße, auch die Buchten für die Bushaltestellen entfallen“, sagt Holch. Der Taxistand werde verlegt, die Abbiegespur in Richtung Bebelstraße zum Vogelsang ebenfalls. „Die Linie 42 hält dann auf der Fahrbahn“, ergänzt Holch. Die Autos müssen künftig warten bis die Busse weiterfahren.

Autofreie Zone vor dem Fragola

Und: Der Abschnitt vor dem Café Fragola wird für Autos geschlossen. Radler dürfen weiter dort fahren. Wie stark wird der Verkehr dadurch beeinträchtigt? Hat es überhaupt negative Auswirkungen? Oder steigt die Lebensqualität der Anwohner? Die neue Gestaltung soll auch dazu dienen, die Verkehrslage entspannter zu gestalten. Bisher ist diese auf der Schwabstraße zwischen der Rotebühl- und der Bebelstraße unübersichtlich. Deshalb befürworten vor allem die umliegenden Schulen eine Beruhigung der Situation. Eine der beiden Ampeln soll auf jeden Fall künftig bleiben, um den Schulkindern einen sicheren Überweg zu garantieren.

Auf der Schwabstraße gilt bereits jetzt auf einzelnen Streckenabschnitten – wenn zum Beispiel Schulwege kreuzen wie am Bismarckplatz – Tempo 30, ansonsten Tempo 40. Prinzipiell gilt eigentlich auf Vorbehaltsstraßen die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern in der Stunde. Auf Vorbehaltsstraßen wird der überörtliche Verkehr gebündelt, um die benachbarten Tempo-30-Zonen zu entlasten. Es gibt nun sogar Überlegungen, die 30er-Zone auf der Schwabstraße auszuweiten.

Viele befürchten eine Überlastung auf den Hauptverkehrsstraßen

Es besteht die Möglichkeit, dass die neue Verkehrssituation nicht funktioniert. Bei einer Bürgerveranstaltung im Westquartier gab es zu der Idee, die Bismarckstraße dicht zu machen, auch kritische Stimmen. Viele befürchteten, dies führe zu größeren Belastungen auf anderen Straßen. „Deshalb machen wir diese vorgezogene Maßnahme und bauen noch nichts fix“, sagt Holch. Wenn es funktioniert, bleibt es gleich so, bis der Bismarckplatz endgültig umgebaut wird.

Das Projekt ist Teil des Sanierungsgebietes Stuttgart 28 und kostet rund 4,5 Millionen Euro. Sofern der Gemeinderat dem Entwurf zustimmt, kann es im November losgehen. Zuvor informiert die Stadt die Anwohner noch schriftlich. Die Bauarbeiten für den neuen Bismarckplatz starten erst im Jahr 2022, schätzt Holch. Ganz so lange wie die Planung wird die Bauphase aber nicht dauern. „Wir rechnen fünf Jahre für die Planung, ein Jahr bauen und zwei Jahre für das Beschwerdemanagement.“ Eventuell dauern die Arbeiten aber an der Stelle länger, weil in Abschnitten gearbeitet wird. Bis zum Baubeginn gebe es auf jeden Fall noch viele einzelne Beschlüsse.

Stadt hinkt dem Zeitplan hinterher

Dem ursprünglichen Zeitplan hinkt die Stadt hinterher, räumte Thomas Schuster vom Stadtplanungsamt ein. Die Abstimmungen innerhalb der Ämter hätten sich länger hingezogen. Sein Ausblick: „Ich bin guter Dinge, dass wir in Zukunft auf dem Bismarckplatz etwas Besseres hinkriegen.“ Insgesamt gehe man bei der Gestaltung sogar über den Wettbewerbsentwurf hinaus, betonte er. „Wir trauen uns.“ Wie das später aussehen könnte? „Wie eine italienische Piazza“, sagt Schuster.

Der Bismarckplatz gilt als das Wohnzimmer des Westens. In der Kritik stand, dass er kein richtiger Platz sei, weil die Schwabstraße ihn durchtrenne. Künftig richtet sich der Platz auf die Elisabethenkirche aus, davor soll es eine große Freitreppe geben. Quer zu den Alleen sollen sogenannte „Stadtbeete“ zum Sitzen, Gärtnern und Spielen einladen. Das Trafogebäude soll einem Café weichen.