Bei einem Stadtteilspaziergang zwischen Vaihinger Markt und Bahnhofsvorplatz machen sich Bürger und Vertreter von Ämtern und Politik ein eigenes Bild vom Sanierungsgebiet Vaihingen 4. Die Umsetzung einiger Punkte könnte aber schwierig werden.

Vaihingen - Das Metallgestühl neben dem Beet auf dem Vaihinger Markt liegt verlassen da, gegenüber stehen Autos, wo eigentlich Fußgänger flanieren sollten. Der Platz wirkt weitgehend unbelebt. Das liegt nicht nur am trüber werdenden Wetter, wie Thomas Schuster vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung erklärt. Eine Bank oder eine Bücherei seien eben nicht dazu angetan, außerhalb der eigenen Räumlichkeiten für buntes Treiben zu sorgen.

 

„Früher standen hier ein Springbrunnen und ein Pavillon für Veranstaltungen“, erinnert sich Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt, der ebenso wie Schuster, die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Rathaus Anna Deparnay-Grunenberg und Fabian Mayer, Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht, am Stadtteilspaziergang durch das Sanierungsgebiet Vaihingen 4 teilnimmt. „Er stand aber ungünstig und man musste jedes Mal mit einem Lkw Bühnenteile anliefern und ein Podest aufbauen, damit die Leute etwas sehen konnten.“ Bauliche Veränderungen am Platz seien heikel, weil eine Tiefgarage unter dem Areal liegt. Neue Grünflächen brächten schnell Probleme mit der Entwässerung mit sich. Auch die Statik sei empfindlich, wie Frank Hüttner vom Tiefbauamt erklärt. Ein weiteres Handicap sind die Besitzverhältnisse: „Die Fläche hier gehört vielen verschiedenen Eigentümern“, seufzt Schuster. „Momentan sind drei Kolleginnen damit beschäftigt, alle Adressen herauszufinden, damit man versuchen kann, sie alle an einen Tisch zu bekommen.“

Die Umsetzung dürfte oftmals schwierig werden

Eine Aufwertung soll in jedem Fall stattfinden. An Vorschlägen herrscht kein Mangel. Die Umsetzung dürfte sich allerdings vielfach als schwierig erweisen. „Für schnelle Lösungen ist Vaihingen zu kompliziert“, stellt Thomas Schuster nüchtern fest. So wäre die Einrichtung einer Art Shared Space entlang der Achse zwischen Hauptstraße und Rathaus, vorbei an der Schwabengalerie, wohl nur mit immensem Aufwand möglich. Gut vorstellen kann sich Schuster dagegen eine Aufhebung der Trennung zwischen motorisiertem Verkehr und Fußgängerbereich an der Sigmundstraße, die von der Emilienstraße aus im Grunde nur als Parkhauszufahrt genutzt wird. „Hier fahren die Autos ohnehin langsam“, so der Stadtplaner. „Es bietet sich an, die Achse vom Bahnhof durch den Stadtpark bis zur Hauptstraße zu verlängern.“ 1,67 Millionen Euro haben Stadt und Land zunächst für Sanierungsmaßnahmen freigegeben. Die in den kommenden 15 Jahren tatsächlich anfallenden Kosten dürften bei 7,5 Millionen liegen. Die Differenz soll durch Anträge zur Aufstockung des Etats aufgebracht werden.

Auch der Park ist in den Sanierungsplan eingeschlossen. Abgesehen vom Wunsch nach zusätzlicher nächtlicher Beleuchtung bleibt Schuster hier allerdings sehr zurückhaltend. Man müsse gut abwägen, ob Investitionen wirklich zu einer Verbesserung führten, gibt er zu bedenken. Die Anlage sei doch eigentlich sehr schön. Deutlicher wird Harald Marquardt vom Kunstverein Kultur am Kelterberg: „Ich wehre mich mit Händen und Füßen, wenn hier im großen Stil eingegriffen wird“, zeigt er sich entschlossen. „Das ist einer der schönsten Parks in Stuttgart!“ Am 5. Mai soll er durch die Enthüllung einer neue Skulpturengruppe oberhalb des Wasserbassins auch für Kunstfreunde noch attraktiver werden.

Am Bahnhof will die Stadt noch gar nicht planen

Ungewiss ist derzeit die Zukunft des Bahnhofsvorplatzes. Grund: Die Seilbahn, die zur Entlastung der Nord-Süd-Straße angedacht ist und auch vom Bahnhof zum Eiermann-Campus führen könnte. „Ehe dieses Thema nicht entschieden ist, müssen wir mit der Planung an dieser Stelle gar nicht erst beginnen“, konstatiert Schuster.

Eine Einschätzung, ob das Seilbahn-Projekt kommen wird, möchte er nicht abgeben. Auch Bürgermeister Mayer belässt es bei einem feinsinnigen Lächeln. Die Begehung des Sanierungsgebiets empfindet er trotz vieler offener Fragen als Bereicherung: „Wenn man die Dinge selbst gesehen hat, kann man ganz anders diskutieren und entscheiden“, resümiert er. „Ich habe mir einige Themen notiert, die unterwegs aufkamen und mache mir nun einen Knoten ins Taschentuch. In jedem Fall habe ich Vaihingen ein Stück besser kennengelernt.“