Im reichen Stuttgart sollten Ganztagsschüler nicht endlos auf eine Mensa warten müssen, findet Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Schon jetzt ist absehbar, dass an vielen Schulen wieder lange Gesichter gemacht werden. Denn selbst im besten Fall werden sich viele geplante Sanierungen und Neu- und Erweiterungsbauten um Jahre verzögern. Das bedeutet, dass viele Ganztags- oder Gemeinschaftsschulen weiterhin räumlich improvisieren müssen, weil so schnell keine Mensa gebaut werden kann oder Aufenthaltsräume herbeigezaubert werden können. Das ist eine zusätzliche Belastung für Schüler und Lehrer. Ganz zu schweigen von Toiletten, die so marode sind, dass viele Schüler sich den Gang dorthin lieber verkneifen.

 

Zum großen Teil haben die Verantwortlichen in der Stadt diese Missstände über Jahre oder Jahrzehnte selbst verursacht: weil sie die Instandhaltungspauschale lange Zeit anderweitig vergeigt hatten, was sich längst gerächt hat – Stichwort herabstürzende Decken –, und weil sie das Fachpersonal heruntergefahren haben. Damit haben sie nicht nur die Umsetzung der Maßnahmen durch das Hochbauamt ausgebremst, sondern damit wurde indirekt auch der Beschluss des Gemeinderats torpediert – denn auf diese Weise konnten die beschlossenen 50 Sanierungsmillionen im Jahr eben nicht verbaut werden.

In der Rathausspitze scheint sich eine gewisse Einsicht durchzusetzen

Doch jetzt scheint sich in der Rathausspitze eine gewisse Einsicht durchzusetzen. Selbst Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) bekennt sich mittlerweile offen dazu, dass es mehr und vor allem unbefristetes Personal braucht, um ihre Schulen endlich auf Vordermann zu bringen. Dass auch der Erste Bürgermeister Michael Föll und Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer (beide CDU) die Beschlussvorlage mit dem Vorschlag zur Personalaufstockung mitgezeichnet haben, ist ebenfalls ein gutes Zeichen.

Es sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst bei positivem Gemeinderatsvotum sich viele Schulen bei ihren Bauvorhaben weiterhin in Geduld fassen müssen. Ganz überraschen kann dies die Bildungsstätten nicht. Schulbürgermeisterin Fezer hat in den vergangen drei Wochen in acht Gesprächsrunden Schulleiter, Elternvertreter und Bezirkspolitiker über den regionalen Stand der Dinge informiert. Gut so. Das macht die Vorgänge transparenter. Eine Mensa kann dadurch natürlich trotzdem nicht herbeigezaubert werden.