Moin Sylt, Stuttgart ist bereit: Am Samstag geht der Ableger der Kult-Strandhütte Sansibar bei Breuninger an den Start. Am Freitag wurde schon mal vorgefeiert.

Stuttgart - Das Dünengras wächst in Hydrokultur. Der Sand fehlt, er würde nur das geölte Tafelparkett zerkratzen. Trotzdem: der Stuttgarter Ableger der Sylter Institution namens Sansibar will das ganz besondere Inselfeeling der Edelstrandhütte in die Karlspassage transportieren. Ob das gelingt, davon durften sich am Freitagabend beim „VIP-Event“ rund 350 geladene Gäste ein Bild machen.

 

Wie also sieht der Laden aus? Der Architekt Frank Dittel spricht von einer „spannenden Herausforderung“, die Atmosphäre der Insellocation in einen großstädtischen Kontext zu übertragen. Das sollen Meeresblau, Sand- und Goldtöne sowie rustikales Altholz leisten. „Bei genauerer Betrachtung kann der Besucher die Struktur eines Fischernetzes oder die Anmutung eines Wellengangs erkennen.“ Dafür könnte zu späterer Stunde bei manchem auch die Bar mit den schicken Kugellampen sorgen . . . Übrigens: Donnerstag bis Samstag legt von 22 Uhr an ein DJ auf und bei Sonnenuntergang wird auch in Stuttgart das Caprilied erklingen.

Herbert Seckler, der Sansibar-Gründer mit Wurzeln in Aalen, verließ zur Eröffnungsparty seine Insel, was er sonst nur äußerst selten tut, und brachte zur Unterstützung auch seinen Sohn Niklas und Frau Helga mit. Das gemeinsame Gastroprojekt war vor Jahren bei einem Syltbesuch des Breuninger-Chefs Willy Oergel ausgeheckt worden. Oergel hat für Stuttgart vieles eigenhändig ausgesucht, Materialien geprüft, am Einrichtungskonzept gefeilt. So wollten es sich beide auch nicht nehmen lassen, die Stuttgarter zu begrüßen.

70 Prozent der Gerichte sind vorgegeben

„Die Partnerschaft war am Anfang nicht einfach“, verriet Oergel den Premieregästen. Eine freie Fläche im zweiten Stock habe Seckler abgelehnt. Jetzt entstehe im Dorotheen-Quartier die neue Mitte der Stadt: „Das wird der Hotspot von Stuttgart. Gut dass wir so lange mit der Sansibar gewartet haben. Wir wollen ein Stückchen von der Lässigkeit, der Lebensart und dem guten Essen nach Stuttgart bringen.“ Auch Herbert Seckler sprach von einer schweren Entscheidung. Er habe zunächst gedacht: „Sansibar – das kann man nicht transportieren.“ Aber der Breuninger in Stuttgart sei in seiner Kindheit etwas ganz Großes gewesen: „Ich bin ehrfürchtig vor den Schaufenstern gestanden.“

Ganz unerfahren ist man bei Breuninger nicht: Schon seit Herbst 2013 gibt es eine Sansibar-Festlandfiliale im Düsseldorfer Kö-Bogen. Das Restaurant ist allerdings deutlich kleiner als das in Stuttgart, wo es innen mehr als 270 und außen rund 100 Plätze geben wird. „Hausherr“ ist hier wie da Heinz Schiebenes; er verantwortet die Gastronomie in allen Breuninger-Häusern. Düsseldorf sei gut aufgestellt – da habe „nichts näher gelegen“, als in Stuttgart nachzuziehen.

Bei der Speisekarte wird vieles gleich sein und manches anders. 70 Prozent der Gerichte seien vorgegeben, so Schiebenes, darunter Inselklassiker wie die Currywurst oder der Kaiserschmarrn (ja, doch). Die restlichen 30 Prozent seien der Kreativität des Küchenchefs überlassen. Der heißt Götz Rothacker, hat in bekannten Häusern gekocht und die Sansibar-Küche in Düsseldorf geleitet. Jetzt ist er aus dem Taunus ins Ländle gezogen und lässt keine Zweifel dran, wer der Chef am Herd ist. „Ich kann schon krätzig werden“, sagt Rothacker, der sonst mit Worten lieber geizt.

Gosch am Rotebühlplatz macht dicht

Wenn Seckler wieder nach Sylt entschwunden ist, wird Nadja Betzler das Sansibar-Gesicht sein. Sie ist als Betriebsleiterin für die Reservierungen zuständig. Ein Tipp: Die beste Sicht aufs Geschehen bietet der erhöhte Sitzbereich schräg hinter der Bar.

Der eine kommt, der andere geht: Das Fischlokal Gosch am Rotebühlplatz – auch eine Sylter Institution – macht im Herbst dicht. Dann gibt es nur noch das Bistro im Hauptbahnhof und das Zelt auf dem Sommerfest. Peter Bohnenberger – seine Mutter ist die Schwägerin von Jürgen Gosch – zieht mit dem Restaurant nach Frankfurt um. Da wird vielen Stammgästen eine dicke Träne in den Chablis fallen.