Santiago Ascacibar spuckt, schubst und muss sich mit Blick auf das für diesen Montag erwartete Urteil des DFB-Sportgerichts warm anziehen. Auch der VfB bestraft das Verhalten seines Mittelfeldspielers.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Auch rund eine Stunde nach Spielschluss hatte Kevin Volland ganz und gar nicht vor, sein vernichtendes Urteil über Santiago Ascacibar zu korrigieren. „Ich bin ja auch kein Unschuldslamm“, erklärte der Stürmer von Bayer Leverkusen mit weiterhin ernster Miene, „aber ich käme nie auf die Idee, einen Gegenspieler zu bespucken. So etwas macht man einfach nicht“, sagte der Bayer-Profi, der unmittelbar nach Schlusspfiff im Fernsehinterview in Richtung des VfB-Mittelfeldmannes noch wesentlich drastischere Worte gewählt hatte. „Solche Leute brauchen wir nicht in der Bundesliga!“, erklärte Kevin Volland da: „Das ist ja nicht das erste Mal bei dem Kollegen. Mir hat er auch schon vor die Füße gespuckt.“

 

Ascacibar manövriert sich ins Abseits

Es ist keine Frage: Mit seinem Ausraster kurz vor Spielende hat sich Santiago Ascacibar komplett ins Abseits manövriert. Wer seinen Gegenspieler, in diesem Fall den Leverkusener Torschützen Kai Havertz, in der Nachspielzeit bespuckt, wer die Rote Karte sieht, den Schiedsrichter Tobias Stieler schubst, wer sich dann noch direkt vor den Augen des Referees mit einem Schlag per flacher Hand gegen Havertz in Richtung Kabine verabschiedet, der darf sich mit Blick auf das für diesen Montag erwartete Urteil des DFB-Sportgerichts warm anziehen. Zumal man sich besser nicht vorstellt, was passiert wäre, hätten die Kollegen Ascacibar nicht mit vereinten Kräften von weiteren Untaten abgehalten.

Vier Spiele Sperre ist das Mindestmaß in so einem Fall. „Ich tippe, Ascacibar hat bereits Sommerpause“, sagte derweil der ehemalige Schiedsrichter Markus Merk („Das ist das schlimmste aller Vergehen“) als TV-Experte bei Sky. Dies würde bedeuten, dass Ascacibar – wenn überhaupt – dann bei einer Strafe von fünf Spielen erst in den möglichen Relegationspartien des VfB wieder eingesetzt werden kann.

Als sogenannter Wadenbeißer und Giftgrätsche, neudeutsch „aggressive leader“, wurde Ascacibar 2017 vom VfB verpflichtet, weil jedes Team im defensiven Mittelfeld einen Spieler benötigt, der auch den robusten Zweikampf und das taktische Foul im Repertoire hat – und der mit seinen Emotionen die anderen anheizt. „Wir brauchen den Santi dringend. Aber diesmal hat er es ein bisschen übertrieben“, sagte der VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler.

Lange hatte man Ascacibar in Stuttgart seine recht spezielle Spielweise zugestanden – und damit auch akzeptiert, dass man aufgrund von Gelbsperren zweimal pro Saison auf ihn verzichten muss. Sowohl in der Vorsaison als auch in der laufenden Runde hat der 22-Jährige jeweils zehn Gelbe Karten gesehen. Dazu gesellte sich in der vergangenen Spielzeit eine Gelb-Rote Karte nach einem Foul am Hoffenheimer Zulj.

Die Spuck-Schubs-Schlag-Attacke

Mit seiner Spuck-Schubs-Schlag-Attacke hat Ascacibar den Bogen nun aber auch nach Ansicht seiner Chefs deutlich überspannt. „Spucken geht gar nicht“, sagte der Trainer Markus Weinzierl. Also wurde der blonde Kraftwürfel, der sich schon länger den Vorwurf gefallen lassen muss, in seiner Entwicklung zu stagnieren, intern mit einer Geldstrafe belegt. „Santi hat ganz klar eine Grenze überschritten. Das dulden wir nicht. Dies habe ich ihm auch vor der Mannschaft gesagt“, erklärte der Sportvorstand Thomas Hitzlsperger.

Leverkusens Sportchef Rudi Völler, der im WM-Achtelfinale 1990 selbst Opfer einer Spuckattacke des Niederländers Frank Rijkaard wurde, wollte sich in die Ascacibar-Diskussion nicht einmischen: „Die haben hier Probleme genug“, das ließ Völler in den Stadionkatakomben wissen.