Schon als 13-Jährige erspielte sich Saoirse Ronan in einer Nebenrolle Nominierungen für den Golden Globe und den Oscar. 2018 hat sie für ihre Rolle in „Lady Bird“ einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin bekommen. Jetzt ist die irische Schauspielerin als Maria Stuart im Kino zu erleben.

Stuttgart - Bekannt wird Saoirse Ronan2007 mit einer Nebenrolle. Mit gerade einmal dreizehn Jahren spielt sie in dem Drama „Abbitte“ ihre wesentlich älteren Kollegen Keira Knightleyund James McAvoy an die Wand. Jetzt ist die 24-jährige in „Maria Stuart, Königin von Schottland“, dem Kino-Debüt der Theaterregisseurin Josie Rourke, als tragische Herrscherin zu zu sehen.

 

Frau Ronan, Sie sind seit Jahren für die Titelrolle in dem Film „Maria Stuart, Königin von Schottland“ im Gespräch gewesen. Das Projekt wurde immer wieder verschoben. Warum sind Sie Maria Stuart treu geblieben?

Ich fand die Vorstellung unglaublich reizvoll, eine schottische Königin und damit eine keltische Heldin und Ikone zu spielen. Die Hauptfiguren in Filmen wie „Braveheart“ oder „Michael Collins“ sind immer Männer. Und selbst diese Rollen sind eher selten. Ich fand dieses Projekt jetzt aufregend. Und es ist einfach eine verdammt gute Rolle. So eine Chance hat man selten. Das ist wie ein Lottogewinn.

In welchen Momenten ähneln sich das Leben eines Filmstars und das einer Königin?

Ich habe schon einmal jemanden köpfen lassen, weil er mir den Kaffee nicht richtig zubereitet hatte . . . (lacht). Kleiner Scherz. Aber Sie haben Recht, es existieren eindeutig Parallelen. Das fiel mir sofort auf, als ich mich näher mit der Geschichte von Maria Stuart beschäftigt habe. Eine Königin wird einem Publikum, ihrem Hof präsentiert, und sie versucht, sich in einem bestimmten Licht von ihrer besten Seite zu zeigen. Ganz ähnlich läuft es, wenn wir Pressetermine absolvieren oder über den roten Teppich laufen.

Spielen Sie dann eine weitere Rolle?

Ich verstelle mich nicht vollkommen. Es gibt sozusagen einen wahren Kern. Aber das bin dann auch nicht hundertprozentig ich. Da ist natürlich auch eine Menge Illusion im Spiel. Und diese Erfahrungen haben mir geholfen, Maria Stuart zu spielen.

Womit konnten Sie sich darüber hinaus identifizieren?

Dass ich wie Maria Stuart eine relativ junge Frau bin, die sich in der Welt der Erwachsenen durchsetzen muss, um ernst genommen zu werden. Ich hatte auch immer die Tendenz, es allen Recht machen zu wollen. Maria versucht das beste für ihr Land zu tun – egal, was die anderen von ihr denken. Da habe ich eine Menge von ihr gelernt. Ich muss mich öfter durchsetzen, wenn mir etwas nicht passt.

In welchen Situationen?

Während der Dreharbeiten zum Film musste ich eine wichtige Entscheidung treffen. Während mir eine Gruppe von Menschen sagte, ich soll unbedingt eine bestimmte Sache tun, meinte eine andere, ich soll genau das lassen. Die Vorstellung, jemanden zu verärgern, finde ich ganz schrecklich. Aber ich bin dann am Ende meinem Herzen gefolgt, und das hatte etwas unglaublich Befreiendes. Das werde ich jetzt öfter tun!

Sie tragen in diesem Film sehr beeindruckende historische Kleider. Wie lange dauert es, so etwas an- und wieder auszuziehen?

Das Ausziehen ging ganz schnell, weil ich es am Ende des Drehtages kaum erwarten konnte, aus den den ganzen Schichten von Kleidern heraus zu kommen. Die sind ganz schön unbequem, besonders das Korsett. Das Ankleiden hat morgens bis zu einer Stunde gedauert. Und zusätzlich habe ich dann noch bis zu zwei Stunden in der Maske gesessen.

Apropos fantastische Kleider. Die „Award Season“ ist in vollem Gange. Gerade haben Sie bei der Verleihung der „Golden Globes“ einen Preis überreicht. Macht diese Hochsaison der Preisverleihungen auch Spaß, oder ist das nur anstrengend?

In diesem Jahr kann ich es etwas besser genießen. Im vergangenen Jahr war ich ja mit „Lady Bird“ selbst überall nominiert. Da musste ich ganz anders präsent sein. Und, ganz ehrlich, das ist anstrengend. Ich will nicht herum jammern, ich muss ja nicht in einem Bergwerk schuften. Aber trotzdem, es geht an die Substanz. Du musst zwölf Stunden am Tag strahlen, lächeln und Konversation machen.

Aber dafür bekommen Sie Freigetränke . . .

Stimmt (lacht)! Und grandiose Designer-Kleider, die ich allerdings nach den Preisverleihungen zurückgeben muss. So gesehen war Maria Stuarts Leben eine permanente „Award Season“, weil sie immer repräsentieren musste.

Was war Ihr surrealster Moment bei einer Preisverleihungen?

Ich werde immer fürchterlich aufgeregt, wenn ich Musiker oder Fernsehstars treffe. Denn dann bin ich selbst ein Fan. Das Coolste, was ich bisher erlebt habe, war mein Auftritt bei „Saturday Night Live“. All die Comedians zu treffen, das war spektakulär!

Sie stehen seit Ihrem zehnten Lebensjahr vor der Kamera. Wann ist aus dem Spiel Ernst geworden?

Eigentlich erst in den vergangenen Jahren. Da wurde auf einmal alles bedeutungsvoller. Ältere Kolleginnen haben mir prophezeit: Wenn du erwachsen wirst, fehlen die guten Rollen. Die werden für junge Frauen sehr selten geschrieben. Und sie hatten recht. Ich musste plötzlich berufliche, kreative Entscheidungen treffen, welche Rollen ich spielen will und welche nicht. Ich habe angefangen, mir über meine Karriere Gedanken zu machen, die sich ja sowieso nicht planen lässt. Das kannte ich früher nicht. Wenn ich vor der Kamera stehe, fühlt es sich aber immer noch an, als ob ich erst zwölf Jahre alt wäre. Das hat sich nicht verändert.

Ab Do in den Kinos Gloria und Metropol