Um in der sich schnell wandelnden Technologiewelt mithalten zu können, will der Softwarekonzern SAP sich wieder einmal erneuern. Einige Mitarbeiter könnten dabei auf der Strecke bleiben. Ihre Stellen wird es so in Zukunft nicht mehr geben.

Walldorf - Europas größter Softwarehersteller SAP plant einen weiteren Umbau beim Personal. Der Konzern werde zum ersten Mal seit 2015 ein unternehmensweites Restrukturierungsprogramm umsetzen, hieß es am Dienstag. SAP werde Mitarbeiter umschulen, auf andere Positionen versetzen und in einigen Fällen auch mit Abfindungen in den Vorruhestand schicken, damit die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten könne, sagte SAP-Chef Bill McDermott in Walldorf. Trotzdem soll die Mitarbeiterzahl weiter wachsen. Zuletzt hatte SAP rund 96 500 Beschäftigte. „Nächstes Jahr könnten es 105 000 in unserem Unternehmen sein“, sagte McDermott.

 

Auch am Stammsitz in Walldorf dürften am Ende des Jahres mehr Menschen arbeiten als derzeit, betonte Finanzchef Luka Mucic. Beim letzten Umbau dieser Art 2015 hatte der Konzern gut 3000 Stellen abgebaut und Mitarbeiter dazu bewegt, auf eine andere Position zu wechseln oder mit hohen Abfindungen das Unternehmen zu verlassen.

Gespräche mit Betriebsräten im Februar

Das aktuelle Programm ziele auf eine noch höhere Zahl, sagte Mucic. „Wenn unsere Berechnungen stimmen, (...), dann sprechen wir hier vielleicht von 4400 Jobs, also 4,5 Prozent unserer Beschäftigten.“ Die Gespräche mit den Betriebsräten sollen im Februar beginnen.

Laut einem Sprecher dürften es in Deutschland aus der Erfahrung des vergangenen Programms rund 1000 bis 1200 Beschäftigte sein, die eine Vereinbarung mit dem Unternehmen treffen. Berechtigt für die geplanten Programme seien hierzulande rund 3000 Mitarbeiter.

Durch die Umstellung auf neuere Technologien werden Jobs bei SAP überflüssig - während in den Wachstumsbereichen eingestellt wird. War es 2015 vor allem das so genannte Cloud Computing, bei dem Software über Server aus dem Internet zur Verfügung gestellt wird, geht es diesmal auch um Technologien für künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge. Darunter versteht man intelligent vernetzte Geräte oder Maschinen. Auch 2015 beschäftigte SAP am Ende mehr Menschen als zuvor.

Die Kosten für das aktuelle Programm sollen zwischen 800 und 950 Millionen Euro liegen. Dem gegenüber stünden Einsparungen von 750 Millionen bis 850 Millionen Euro.

Hohe Nachfrage nach Software zur Miete

Zuletzt wuchs der Konzern vor allem dank der Nachfrage nach Software zur Miete aus dem Internet stark - das soll sich nach der Planung fortsetzen. Der Auftragseingang habe im Gesamtjahr 2018 erstmals 10 Milliarden Euro übertroffen, sagte Mucic. „Durch diese ausgezeichnete Geschäftsentwicklung sind wir bestens für weiterhin starkes profitables Wachstum im Jahr 2019 und darüber hinaus aufgestellt.“

Angetrieben wird SAP dabei auch von den beiden milliardenschweren Übernahmen der Firmen Callidus und Qualtrics im vergangenen Jahr. Zukäufe in dieser Größenordnung plant SAP nach den Worten von Chef McDermott in den nächsten ein bis zwei Jahren erst einmal nicht mehr.

Die Ausrichtung auf Softwareprogramme zur Miete aus dem Internet hatte den Konzern lange viel Geld gekostet, 2018 sollte die operative Marge erstmals seit 2013 wieder zulegen. Das schaffte der Konzern am Ende nur knapp. Der an der Börse wertvollste deutsche Dax-Konzern will in diesem Jahr auch seine Profitabilität weiter steigern.

Starke Lizenzverkäufe

Im traditionell starken Schlussquartal machte SAP dank starker Lizenzverkäufe viel Boden gut. Im gesamten Jahr 2018 legte der Umsatz so um fünf Prozent auf 24,71 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stieg der Gewinn nur um ein Prozent auf 4,09 Milliarden Euro, unter anderem weil SAP mehr Steuern zahlen musste.

Bis 2023 will der Dax-Konzern den Umsatz mit der Cloud verdreifachen, schon 2019 soll das Geschäft währungsbereinigt mit bis zu 39 Prozent stärker wachsen, als Analysten es SAP zugetraut hatten.