Mitglieder des Vereins Peña Real Madrid Stuttgart Spanier in Stuttgart reagieren auf den Anschlag in Barcelona mit einer Mischung aus Empörung und Trotz.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Am Tag nach dem Terroranschlag in Barcelona hat Sonia Pascual ein besonderes Erlebnis. Ein deutscher Hotelgast kommt auf sie zu und verkündete: „Jetzt buchen wir alle Barcelona!“ Gerade jetzt. Zum Trotz.

 

So tickt die 40-jährige gelernte Hotelfachfrau, die als sogenannter Rooms Division Manager in einem Stuttgarter Hotel arbeitet, selbst auch: „Wir lassen uns vom Terror nicht unterkriegen“, sagt sie. Mit „uns“, meint die Stuttgarterin spanischer Herkunft nicht nur die Spanier, sondern eigentlich alle, denen Freiheit wichtig ist. In ihren Sätzen drückt sich trotz der schlechten Nachrichten Zuversicht aus, die mehr ist als Hoffnung.

Die Stuttgarter Anlaufstelle für Real Madrid- und Spanienfans

Die Menschen in Barcelona machten es eindrucksvoll vor, sagt Sonia Pasqual. „Ich hab selbst Familie in Barcelona. Schon wenige Minuten nach dem Anschlag auf den Ramblas, im Herzen Barcelonas, haben mir Verwandte eine Whatsapp geschickt. Meine Cousine, die dort in der Nähe wohnt, durfte ihr Haus nicht verlassen. Aber dann kehrte schnell so etwas wie Normalität zurück“, meint Sonia Pascual. „Nach allem, was ich weiß, haben die Menschen in Barcelona sehr cool reagiert – so schrecklich der Anschlag ist.“

Diese Stimmung herrschte demnach auch am Donnerstag im Clublokal des Vereins Peña Real Madrid Stuttgart in der Immenhofer Straße. Eine Anlaufstelle für in Stuttgart lebende Fans des Fußballclubs Real Madrid – ob Spanier oder Deutsche. Hier trifft man sich, spielt Karten, pflegt spanische Lebenskultur und schaut gemeinsam Fernsehen, wenn die Spieler von Real Madrid auflaufen. 102 Mitglieder zählt der Verein. Sonia Pascual ist eines von ihnen, sie engagiert sich ehrenamtlich für den Verein, macht die Pressearbeit und betreut die sozialen Netzwerke.

„Die Leute sind einfach nur sauer“

Als sich die Nachricht vom Terroranschlag in Barcelona verbreitete, saßen gerade 15 Mitglieder des Vereins in der Immenhofer Straße beisammen; die meisten anderen sind zurzeit im Urlaub – natürlich in Spanien. „Die Betroffenheit war natürlich groß“, sagt Sonia Pascual. „Schon wieder!“ – das war der Tenor im Vereinslokal. „Die Leute sind einfach nur sauer, dass Menschen so etwas tun – unabhängig davon, wo das passiert.“

„In solchen Momenten spielt Nationalität keine Rolle“, sagt Sonia Pascual. „Und Vereinszugehörigkeit schon gleich gar nicht.“ So groß die Rivalität zwischen den Fußballclubs Real Madrid und FC Barcelona ist, so eng steht man in dieser Situation zusammen. Auch in der Antwort auf den Terror, meint die spanische Schwäbin: „Sicherheit ist wichtig, aber wir fangen jetzt nicht an, uns zu verbarrikadieren.“ Oder Spanien als Reiseland zu meiden.

Auch die Tourismusbranche reagiert unaufgeregt. „Aktuell verzeichnen wir nur vereinzelte Kundenanfragen zur Situation vor Ort“, sagt eine Tui-Sprecherin am Freitag. Ähnlich äußert sich DER Touristik. Bisher seien nur vereinzelte Anfragen zu Barcelona eingegangen, heißt es dort. „Konkrete Stornierungswünsche waren nicht dabei.“ Die Reaktion des Hotelgastes in Stuttgart, der am Freitag auf Sonia Pascual zuging, scheint eine Grundstimmung widerzuspiegeln.