Sarah Connor hat im Hof der Ludwigsburger Residenz mit viel Soul 10 000 Leuten gute Laune gemacht. Aber sie sprach auch ernste Themen an.

Die nette Dame an der Abendkasse mahnt noch mal: „Sie haben aber keine Kamera dabei?“ Die Auflagen sind nämlich streng für Presseleute beim Sarah-Connor-Konzert im Hof der Ludwigsburger Residenz. Die Fans ahnen nichts von solchen Beschränkungen, die Vorfreude auf das im letzten Jahr verschobene Open-Air-Konzert ist riesig, alles strömt vorbei an den Ständen, der Einlass läuft zügig und organisiert. Pünktlich um acht und ohne großes Brimborium entert Sarah Connor mit ihrer dreizehnköpfigen Band die Bühne, dabei herrscht noch reges Kommen und Suchen. Kleine Dramen spielen sich am Rand der Menge ab, von denen die Sängerin vorne nichts mitbekommt; von den Tränen einer jungen Frau etwa, die mit ihrer Beinschiene und Krücke sichtlich eingeschränkt ist, aber trotzdem nicht auf die kleine Empore für Rollstuhlfahrer darf. Später bringt ihr jemand einen Stuhl, aber vom Bühnengeschehen wird sie aus dieser Position nicht viel sehen an diesem Abend.

 

Auf den Leinwänden hinter Connor erscheint ein riesiges Meer aus Köpfen, auf das die Sängerin in den nächsten zwei Stunden schauen wird. Connor ist bestens aufgelegt. „Schönen Abend, Ludwigsburg“, ruft sie nach der „Kleinstadtsymphonie“, begeistert über die „10 600“ Gäste, wie sie sagt.

„Ich möchte euch gerne zwei Stunden Leichtigkeit schenken, wir feiern jetzt eine richtig fette Party“. Doch kurz darauf schlägt sie ernstere Töne an. „Wir müssen unsere Werte, Freiheit, Demokratie schützen“, sagt sie, auch in Deutschland würden rechte Stimmen lauter. „Dagegen müssen wir ansingen!“

Leichtigkeit und ernste Themen

Für eine bessere Welt

Und genau das tut Sarah Connor die nächsten zwei Stunden engagiert mit warmer, fester Stimme und ihrer perfekt abgemischten Band im Rücken. Zwischen Songs wie „Deutsches Liebeslied“, „Meine Insel“, „Ruiniert“ und dem fulminanten „Vincent“ über die erste Liebe eines schwulen Teenagers plaudert sie herzlich mit den Fans. Sie holt Kinder wie den sechsjährigen Paul nach vorne an die Bühne, damit die sich ausruhen und etwas sehen können.

Connor vermittelt glaubwürdig, dass es ihr um Respekt und gesellschaftliche Vielfalt geht; um die Idee einer besseren, heileren Welt, die sie mit ihrer Musik in die Mitte der Gesellschaft tragen will. Zum Schluss erzählt sie noch von der ukrainischen Mutter mit ihren Kindern, die sie bei sich aufgenommen hat, und appelliert an das Mitgefühl ihrer Fans mit dem Song „Augen auf“. Auf der Leinwand hinter ihr läuft ein düsterer Film mit Kriegsszenen. Die fette Party ist vorbei.