Sarah Sanders, Donald Trumps frühere Sprecherin im Weißen Haus, wechselt als politische Kommentatorin zu dem Sender, der den US-Präsidenten hofiert wie Staatsfernsehen: Fox News. Doch Trumps Liebe gilt nun einem anderen.

Stuttgart - (dpa/AFP)Als Sprecherin im Weißen Haus war Sarah Sanders für ihre harten Wortgefechte mit Reportern bekannt – nun zieht es sie selbst in den Journalismus. Sanders wird ab September bei dem konservativen Nachrichtensender Fox News arbeiten, wie das Medienhaus am Donnerstag mitteilte. Demnach soll sie politische Kommentare und Analysen für alle Sendersparten liefern, etwa Fox Business Network sowie die Radio- und Podcastabteilung. Sanders selbst erklärte, sie sei „mehr als stolz“, bei Fox anzuheuern.

 

Sanders war unter US-Präsident Donald Trump von Juli 2017 bis Juni 2019 Regierungssprecherin. In dieser Funktion zankte sie sich oft heftig mit Journalisten, die ihr harte Fragen über die zahlreichen Kontroversen um ihren damaligen Chef stellten. Ihren ersten Auftritt bei Trumps langjährigem Lieblingssender hat Sanders am 6. September in der Sendung „Fox & Friends“.

Fox News berichtet auch über Demokraten

Seit Jahren wirbt der rechtslastige US-Sender überwiegend kritiklos im Stil eines Staatsfernsehens für den US-Präsidenten, doch auf Trumps Seite ist die Liebe abgekühlt. Stattdessen schwärmt er nun für den kleineren Sender One America News Network (OANN), der ihm noch herzlicher zugeneigt ist. „Tatsächlich mache ich, wenn immer es möglich ist, @OANN an!“ bekundete Trump kürzlich im Kurzbotschaftendienst Twitter. Über Fox News hingegen zog Trump zuletzt immer wieder her. Der Sender sei „nicht mehr das, was er mal war“, moserte der Präsident im Juli, nachdem Fox News seiner Ansicht nach einen Oppositionsabgeordneten zu schonend befragt hatte.

Tatsächlich hat Fox News diverse Auftritte demokratischer Präsidentschaftsbewerber bei Bürgerversammlungen ausgestrahlt, zudem lassen die Fox-News-Umfragen Trump nicht gut aussehen. „Fox bewegt sich immer mehr auf die verlierende (falsche) Seite zu, indem es über die Dems (Kurzform für die Demokraten) berichtet“, grantelte Trump bereits im Mai. Jüngst beschwerte sich der Präsident, seine „schlimmsten Umfragewerte“ habe er immer bei Fox News bekommen. Befragungen für den Sender hatten ergeben, dass Trump im direkten Vergleich mit den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern Joe Biden und Bernie Sanders deutlich hinten liegt.

Kuschelt der Neue mit Russland?

OANN mit Sitz im südkalifornischen San Diego setzt konsequent auf eine noch Trump-freundlichere Berichterstattung als Fox News. Eine Gemeinsamkeit mit Trump ist, dass OANN einer großen Nähe zu Moskau verdächtigt wird. Kritiker werfen dem Sender vor, russische Propaganda zu verbreiten.

Trumps frische Liebe zu OANN bedeutet aber nicht, dass seine alte Liebe zu Fox News völlig erloschen ist. So startet der Präsident weiterhin regelmäßig mit der Morgensendung „Fox & Friends“ in den Tag – von der Sendung hat er sich immer wieder inspirieren lassen, dort hat er auch häufig Telefoninterviews gegeben. Vielleicht schafft es nun Trumps glühende Bewunderin Sarah Sanders, seine frühere Begeisterung für den Sender wieder anzufachen.

Rege Fluktuation zwischen Sender und Regierung

Die Nähe des Präsidenten zu Fox News ist in den USA schon lange ein Thema. Der Präsident soll die rechtskonservativen Verlautbarungen des Senders täglich stundenlang verfolgt und seine Lieblingsmoderatoren Sean Hannity und Lou Dobbs angerufen und um Rat gefragt haben.

Auffällig ist auch die rege Personal-Fluktuation zwischen dem Sender und der Regierung. Trump hat bereits mehr als ein Dutzend frühere Fox-Mitarbeiter angeheuert, sein nationaler Sicherheitsberater John Bolton zum Beispiel war früher ebenso als Kommentator für Fox News tätig wie Mercedes Schlapp, Trumps Direktorin für strategische Kommunikation, und Richard Grenell, seit 2017 US-Botschafter in Deutschland. Heather Nauert, früher Sprecherin im State Department (US-Außenministerium), moderierte vorher die Sendung „Fox & Friends“, zu der nun Sanders stößt. Hope Hicks, die frühere Kommunikationsdirektorin im Weißen Haus, ist nun ebenso im Management des Senders beschäftigt wie der ehemalige stellvertretende Pressesprecher Raj Shah.

Neben dem Liebesentzug durch den Präsidenten leidet Fox News nach wie vor unter der Verwicklung in den Metoo-Skandal: 2016 warfen mehrere Mitarbeiterinnen dem Sender-CEO Roger Ailes vor, sie sexuell belästigt zu haben. Die prominenteste von ihnen war die Moderatorin Megyn Kelly, die Ende des Jahres in Kino kommt – in Gestalt von Charlize Theron in dem Filmdrama „Bombshell“. Nicole Kidman spielt darin die ehemalige Fox News-Kommentatorin Gretchen Carlson, Margot Robbie eine fiktive Frauenfigur. Der Film dürfte weder beim Sender auf Gegenliebe stoßen noch beim Präsidenten – auch dessen frauenfeindliche Haltungen und Aussagen dürften zum Filmstart wieder ein Thema werden, was ihm mitten im Wahlkampf alles andere als gelegen käme.