Kulinarischer Vierkampf: In Sasbachwalden kann man beim Dinner Jumping zwischen den Gängen einen Fußmarsch zum Verdauen zurücklegen.

Es ist kalt an diesem Abend in Sasbachwalden. Da kann ein bisschen Bewegung nicht schaden. Wir haben unser Quartier, das Hotel Talmühle in der Ortsmitte, verlassen und machen uns auf den Weg. Es geht stetig bergauf. Fachwerkhäuser liegen links und rechts der Straße, eingebettet in eine Kulisse aus Weinbergen. Wir kommen am Hochseilklettergarten vorbei. In Serpentinen schlängelt sich die Straße den Berg hinauf. Nach etwas mehr als zehn Minuten sind wir am Ziel: Es ist die erste Station des Dinner Jumpings. Christel Berger vom Holzwurm begrüßt uns freundlich. Sie serviert uns einen Riesling-Sekt. Natürlich von der ortsansässigen Kelter Alde Gott. Als erster Gang erwartet uns eine Wildterrine auf Blattsalat und Preiselbeersahne, dazu gibt’s ein Gläschen Silvaner. In der guten Stube steht ein Backofen, in dem an manchen Tagen Flammkuchen gebacken wird. Es ist gemütlich hier.

Nach der Vorspeise will Berger wissen, ob alles in Ordnung war. Aber ja, der Auftakt ist gelungen. Die Bedienung geht zum Telefon und ruft das Hotel Engel an: "Unsere Gäste kommen jetzt zu euch. In 15 Minuten sind sie da." Gesagt, getan. Wir verlassen den Holzwurm und wandern wieder hinab ins Tal.

 

Im Engel erwartet uns schon ein Gruß aus der Küche. Meeresfrüchte auf Meerschaumrettich. Dann der Höhepunkt des Abends. Fischvariationen mit Zander, Barsch, Lachs, Crevetten und Jakobsmuschel. Dazu ein Grauburgunder. Herbert Decker gesellt sich zu uns. Der 51 Jahre alte Hotelchef ist mit Eugen Oberle, dem Chef des Holzwurms, einer der Gründungsväter des Dinner Jumpings. "In einer launigen Runde mit anderen Saschwaller Gastronomen fing alles an", erzählt er. Saschwaller, so nennen sich die Einwohner des kleinen Dorfs in der Ortenau. Es floss reichlich Wein, wie sollte es auch anders sein. Irgendwann erzählte einer der Wirte, dass es in der Schweiz ein Hotel-Hopping gäbe – inklusive Halbpension. Doch die Saschwaller wollten etwas eigenes erfinden. Das war die Geburtsstunde des Dinner Jumpings.

Die fünf beteiligten Wirte – neben Decker und Oberle gehören Carl Wegele (Fäßlewirt), Marius Fallert (Talmühle) und Peter Prestel (Sonne) dazu – und die Wünsche der Gäste zu koordinieren, ist nicht immer einfach. Decker: "Bis zu 15 Emails gehen da schon mal hin und her." Doch der Aufwand lohnt sich. 600 Gäste pro Jahr buchen laut Kur-Geschäftsführer Alexander Trauthwein ein Dinner Jumping. Meist sind es sechs bis zehn Genießer, die einen Abend lang gut gelaunt durch den Weinort pilgern. Aber auch so mancher Betrieb kommt mit seiner Belegschaft vorbei. 30 Personen habe er schon bewirtet, so Decker. Er selbst hat es mit seinem Hotelteam ebenfalls schon getestet. "Die Stimmung war bestens", sagt er. Schon während den Spaziergängen mischt sich die Gruppe neu, und im nächsten Lokal hat man erneut einen anderen Tischnachbarn neben sich sitzen.

Jetzt wissen wir also Bescheid und können zur dritten Station, dem Hauptgang, aufbrechen. Auch in der Sonne kommt zunächst ein "kleiner" Gruß aus der Küche. Ein Pfannküchle mit Fischragout. Dann haben wir die Wahl zwischen Reh und Wildhase mit Pfifferlingen oder Schweinelendchen. Wir entscheiden uns für das Wild und bereuen es nicht. Ein Spätburgunder rundet die Sache ab.

Gut, dass noch ein weiterer Spaziergang zur letzten und vierten Station ansteht. Wir erreichen unseren Ausgangspunkt, die Talmühle. Hier ist der Senior und Sternekoch Gutbert Fallert zu Hause. Ein stiller, ganz anderer Typ als unsere bisherigen Gastgeber. Es ist spät geworden und wir sind schon gut vier Stunden unterwegs. Fallert lässt den Nachtisch bringen. Ein Traum: Quarkknödel mit Apfelragout und Zimteis.

Nach viereinhalb Stunden ist unsere Genussreise durch Sasbachwalden zu Ende. Erschöpft und zufrieden fallen wir ins Bett. Am nächsten Morgen treten wir die Heimreise an. Die Investition von 60 Euro für das Dinner Jumping haben wir nicht bereut.

Sasbachwalden ist seit den 1950er Jahren Luftkurort und darf sich seit 2005 auch heilklimatischer Kurort nennen. In Deutschland sind nur 60 Gemeinden mit diesem Prädikat zertifiziert. Es weist auf eine besonders gute Luftqualität und ein hervorragendes Heilklima hin. Obwohl Sasbachwalden nur 2500 Einwohner hat, liegen zwischen dem am tiefsten und dem am höchsten gelegenen Punkt des Ortes 1000 Höhenmeter und vier Heilklimazonen. Die Gemeinde lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Pro Jahr kommen rund 150.000 Übernachtungsgäste. Der Name Alde Gott geht übrigens auf eine Sage aus dem Jahr 1648 zurück. Damals fand ein junger Wanderer in Sasbachwalden die Frau seines Lebens. Daraufhin soll er gesagt haben: "Der alte Gott lebt doch noch!"

Dinner Jumping in Sasbachwalden

So funktioniert’s: Das Dinner Jumping gibt es seit 1994. Jeder der vier Gänge – von der Vorspeise bis zum Dessert – wird in einem anderen ausgewählten Speiselokal serviert. Die Spaziergänge von Lokal zu Lokal dauern maximal 15 Minuten. Wer eine Wunschroute hat, kann diese angeben. Ansonsten legt die Kurverwaltung in Absprache mit den Wirten die Route fest. Ideal ist der Start zwischen 17 und 18 Uhr, denn die Restauranthopper müssen insgesamt vier Stunden Zeit einplanen.

Was ist im Preis enthalten: Das Dinner Jumping kostet 60.- Euro. In den ersten drei Gängen ist jeweils ein Glas Wein und Mineralwasser nach Wunsch enthalten. Zu jedem Gang gibt es eine vegetarische Alternative. Zum Dessert gibt es Espresso oder Kaffee. Wer bestimmte Gerichte will, gibt dies bei der Kartenbestellung an. Man kann sich aber auch überraschen lassen.

Wer macht mit: Fünf Gastronomen sind dabei: Herbert Decker (Hotel-Restaurant Engel, Talstr. 14), Carl Wegele (Restaurant Fäßlewirt, Murberg 1), Marius Fallert (Hotel Talmühle - Restaurant Fallert, Talstr. 36), Eugen Oberle (Saschwaller Burehus Holzwurm, Am Altenrain 12), Peter Prestel (Restaurant Sonne, Talstr. 32). Damit ist gewährleistet, dass in der Regel an allen Wochentagen (Montag- bis Sonntagabend) ein Dinner Jumping möglich ist.

Kartenbestellung: Terminabsprachen und Kartenverkauf mindestens sieben Tage vor dem Wunschtermin bei der Kurverwaltung im Kurhaus, Talstraße 51 in 77887 Sasbachwalden. Telefon 0 78 41 / 10 35. email: info@sasbachwalden.de. Weitere Infos auch unter http://www.dinner-jumping.de und http://www.sasbachwalden.de.