Der Königsfamilie reicht es: Carl Gustav von Schweden und seine Frau Silvia reagieren mit ungewöhnlich scharfer Kritik auf eine satirische Fotomontage. Das Bild zeigt das Monarchenpaar bei einem Abendessen in zwielichtiger Gesellschaft.

Stockholm - Muss ein König Hohn und Spott ertragen, weil es die Natur der Satire ist, die Macht herauszufordern? Oder darf er sich wehren wie jeder andere, der sich beleidigt fühlt? Diese Frage erregt in Schweden die Gemüter, seit die als provokant bekannte Fotografin Elisabeth Ohlson Wallin eine Fotomontage veröffentlicht hat, die nun vom Königshof als „verletzend, kränkend und böswillig“ gebrandmarkt wird. „Das königliche Mahl“ nennt Ohlson Wallin ihr Bild, auf dem Carl Gustaf von Schweden inmitten von Gaunern abgelichtet ist, vor ihm eine Nackte, mit Pizza bedeckt. Vor dem Tisch sitzt Königin Silvia und versucht, ein Hakenkreuz unter den Teppich zu kehren.

 

Das weckt bei allen Schweden die von der Künstlerin erwünschten Assoziationen. Die Nackte ist die Sängerin Camilla Henemark, mit der Carl Gustaf in den neunziger Jahren ein Techtelmechtel gehabt haben soll. Die zwielichtigen Typen, mit denen der König diniert, spielten alle im Skandal um die Biografie „Der widerwillige Monarch“ und dessen angebliche Beziehungen zur Unterwelt eine Rolle. Und Silvia wird vorgeworfen, die Verstrickungen ihres Vaters Walther Sommerlath ins Nazi-Regime erst verschwiegen und später beschönigt zu haben.

Gibt es ein juristisches Nachspiel?

Sie habe die „Machtstrukturen verdeutlichen“ wollen, erklärt Ohlson Wallin das Bild, das zunächst die sozialdemokratische Zeitschrift „Tiden“ publizierte und das seither in vielen Titeln nachgedruckt wurde. Die 50-Jährige hatte auch schon mit ihrem Bilderzyklus „Ecce Homo“, der Jesus ins homosexuelle Milieu verpflanzte, Aufregung verursacht. „Das ist Satire“, sagt sie, „Humor und Ernst zu mischen, um auf wichtige Fragen hinzuweisen“.

Für den Königshof jedoch sind die Grenzen überschritten. „Niemand muss sich mit allem abfinden. Das gilt auch für König und Königin“, schrieb der Hofmarschall Svante Lindqvist in einer ungewöhnlich scharfen Reaktion auf der Website des Königshauses. „Normalerweise würde es heißen: kein Kommentar“, sagte Lindqvist der Zeitung „Aftonbladet“. „Aber diesmal wollen wir deutlich machen, dass man zu weit gegangen ist.“ Ob es mit der Erklärung getan ist oder ob noch ein juristisches Nachspiel folgt, ist zunächst offen.

In Schweden „darf man das“, finden die Kommentatoren

In der Redaktion von „Tiden“, die das Thema Machtstrukturen zum Titel gemacht und Wallin um die Illustration gebeten hatte, glaubt man nicht an eine Klage. Bertil Ternert, Informationschef am Hof und selbst unter den abgelichteten Tafelgästen beim „königlichen Mahl“, räumt ein, dass die Sache „kompliziert“ sei. Wer hat schließlich ein Interesse daran, die Affären um Carl Gustaf und Silvias Vater nochmals vor einem Gericht aufzuwärmen? Es sei „richtig, den König auf die Schippe zu nehmen“, meint die Zeitung „Aftonbladet“: „In Schweden darf man die Macht kränken und verhöhnen“, der König müsse das „Skandalbild“ dulden, eben „weil er König ist“. Falls ihm dies unangenehm sei, könne er ja abdanken.