Das Studiotheater zeigt eine Helmut-Kohl-Revue: "Verdienste? Unbestritten!" Gezeigt wird nicht Kabarett, sondern Satire.

Stuttgart - Ein Abend über den Riesen Helmut Kohl in einem kleinen Theater? Ja, das geht, denn auf der zimmergroßen Bühne des Studiotheater wirkt Dietmar Kwoka als Kanzler besonders mächtig. Kohl ist der treudeutsche Typus des übergewichtigen Biedermanns, dazu passt ganz gut der Familienmief, in dem Christof Küster, der die Kohl-Revue "Verdienste? Unbestritten!" inszeniert hat, den Oggersheimer platziert.

Da bleckt Gundi-Anna Schick als Kanzlergattin ihre Zähne à la Hannelore, und die mauligen Söhne Peter (Boris Rosenberger) und Walther (Sabriye Kara) in weißen Rollis halten Dias mit der Beschriftung "Wolfgangsee 79" hoch. (Die schön hässlichen Kostüme sind von Maria Martinez-Pena.) Auch des Einheitskanzlers Büroleiterin Juliane Weber (Barbara Bernt) gehört mehr oder weniger zur Sippe.

Kein Kabarett, sondern eine Satire


Kwoka spielt Kohl mit treffendem Tonfall als stets leicht verärgertes und atemberaubend herablassendes Genie der Machtausübung, während die anderen Akteure alle möglichen Größen übernehmen, heißen sie nun Thatcher, Reagan, Blüm oder Geißler. Auf der Bühne stehen bloß zwei Tische mit bodenlangen Decken wie bei Parteitagen. Herrlich, wie Kohl am Telefon Politiker abmeiert. Grandios gelingt dem Pfälzer das bei Egon Krenz.

Gesprochen wird der historische Text des Telefonats von 1989. Während Krenz argumentativ herumzappelt, legt Kohl den Hörer weg und gießt sich seelenruhig Kaffee ein. Zu erleben sind Konferenzszenen und Reden, mal trällert Hannelore ein Loblied auf das Hausfrauendasein, mal werden CDU-Slogans in einer Fernsehshow dem Spott preisgegeben. Gezeigt wird nicht Kabarett, sondern Satire. Christof Küster und seine Truppe bekommen das alles bis auf ein paar flaue Passagen amüsant hin, mit einem Witz, der nicht klamaukig, sondern analytisch und scharf daherkommt.

Nächste Vorstellungen am 8., 9. und 10. April.