Obwohl Straßen, Wege und Plätze regelmäßig von der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) gereinigt werden, nimmt die Vermüllung zu. Nicht zuletzt Schuld daran sind Bürger, die ihren Unrat achtlos wegwerfen und Anlieger, die ihrer Reinigungspflicht nicht nachkommen.

Zuffenhausen - Klebrige Kaugummireste, achtlos weggeworfene Pappbecher, herumliegende Zigarettenkippen, Verpackungsmüll aller Art: Die Liste ließe sich noch beliebig fortführen. Wer auf der Unterländer Straße unterwegs ist, für den gehört das alles zum täglichen Anblick. Obwohl die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) regelmäßig vor Ort sind, hat sich die Lage in den vergangenen Jahren nicht verbessert. Im Gegenteil: „Die Vermüllung hat im kompletten Stadtbezirk zugenommen“, heißt es in einer Stellungnahme der AWS auf Nachfrage der Nord-Rundschau.

 

Bezirksvorsteher Gerhard Hanus ist genervt. „Ich bin doch nicht der Ober-Putzer von Zuffenhausen“ sagt er und berichtet, dass sich immer wieder empörte Bürger an ihn wenden, um sich über Verschmutzungen zu beklagen. Nicht selten greifen sie Hanus persönlich an und machen ihn für die Situation verantwortlich. Dabei, so erzählt er, sei er regelmäßig im Bezirk unterwegs, fotografiere herumliegenden Müll und schreibe E-Mails an die AWS – die dann auch komme und den Unrat beseitige. Eines liegt Hanus besonders am Herzen: Nicht nur das Reinigen, sondern auch das Entstehen von Müll sei entscheidend für die Sauberkeit. Dabei nimmt er sowohl Passanten als auch Grundstückseigentümer in die Pflicht. Erstere würden immer wieder Müll achtlos wegwerfen, Letztere kämen ihrer Reinigungspflicht nicht immer nach.

Die Einkaufsmeile macht optisch einen schlechten Eindruck

„In der Unterländer Straße unterliegen die Gehwege der privaten Anliegerverpflichtung“, bestätigt Annette Hasselwander, Leiterin der AWS Stabsstelle Presse. Die AWS habe „dort keinen Einfluss, die Situation zu ändern“. Gisa Gaietto, Sachgebietsleiterin beim Amt für öffentliche Ordnung (AöO), erzählt, dass dieser Sachverhalt in einer städtischen Satzung geregelt sei. Allerdings wäre diese vor einigen Jahren geändert worden. Bestand früher noch eine Reinigungsverpflichtung, so gelte heute der Terminus „Bedarfsreinigung“. Komme man dieser nicht nach, drohe ein Bußgeld, das bei 40 Euro beginne, je nach Ausmaß aber auch höher ausfallen könne. „Wir erinnern die Leute immer wieder an ihre Verpflichtungen“, sagt Gaietto.

In einem Brief an das AöO regt Gerhard Hanus nun an, alle Eigentümer der Unterländer Straße in einem amtlich verfassten Schreiben auf ihre Reinigungspflichten hinzuweisen. Gaietto befürchtet, dass ein allgemein gehaltener Brief wenig bis keine Wirkung zeitigen könnte. Erfahrungsgemäß bringe es mehr, wenn die Bürger direkt angeschrieben würden. Insgesamt gebe es mehr als 60 Grundstücke an der Unterländer Straße.

Dass die Zuffenhäuser Einkaufsmeile optisch nicht gerade als Schaufenster herhalten kann, bedauert auch Andrea Finkel, die Vorsitzende der Fachgruppe Zuffenhausen Zuhause (ZuZu) im Bund der Selbständigen (BdS). Deren 32 Mitglieder würden regelmäßig zur Sauberkeit ermahnt und ihre Pflichten auch erfüllen. Auf die Nichtmitglieder habe man allerdings keinen Einfluss. Finkel appelliert in diesem Zusammenhang an die Kunden, die sich an die Geschäftsleute wenden und mangelnde Sauberkeit beklagen könnten.

Bis Mitte 2017 hatte es die Aktion „Gemeinsam für eine saubere Einkaufsstraße“ gegeben, bei der zweimal wöchentlich ein ehemaliger AWS-Mitarbeiter sauber gemacht hat. Bürgerverein, Bezirksamt, der BdS sowie die Aktionsgemeinschaft Einkaufsziel Zuffenhausen (EZZ, heute ZuZu) hatten das Projekt aus der Taufe gehoben, finanziert worden war es durch gut 4600 Euro Spendengelder. Die sind mittlerweile aufgebraucht, außerdem ist es laut Finkel sehr schwer, überhaupt eine geeignete Reinigungskraft zu finden. Letztendlich müsse sich jeder an die eigene Nase fassen: „Wir leben alle in einer Welt, die Bevölkerung muss dafür sensibilisiert werden.“ Gelegenheit dazu wird es am Samstag, 17. März, geben. Dann veranstaltet das Bezirksamt zum Auftakt von „Let’s Putz“ einen „Frühjahrsputz“. Von 10 bis 12 Uhr können Einzelpersonen oder Gruppen mit Besen und Kehrschaufel losziehen. Informationen gibt es unter Telefon 0711/21 65 73 71 oder unter E-Mail an poststelle.zuffenhausen@stuttgart.de.