Saunabesuche werden künftig teurer: Schuld daran ist eine Mehrwertsteuerermäßigung, die nun abgeschafft werden soll. Die Entlastung für Saunen wurde 1968 aus gesundheitspolitischen Gründen eingeführt.

Stuttgart - Richtig ins Schwitzen kommen zurzeit nicht die Saunabesucher, sondern die Betreiber der Schwitzbäder. Schuld daran ist eine unübersichtliche Mehrwertsteuerermäßigung, die nun abgeschafft werden soll. Die Entlastung für Saunen wurde 1968 aus gesundheitspolitischen Gründen eingeführt. Damals war die Politik der Meinung, dass Schwitzen in der Sauna einem gesundheitlichen Zweck diene und steuerlich begünstigt werden müsse. 37 Jahre später entschied der Bundesfinanzhof allerdings anders: In einem Urteil von 2005 wurde der Saunagang als Wellness-Vergnügen deklariert und sollte nicht mehr mit sieben Prozent, sondern künftig mit 19 Prozent besteuert werden. Bis zum Herbst dieses Jahres hatte die Politik dieses Urteil durch einen Nichtanwendungserlass ignoriert. Von Juli 2015 an soll es nun allgemein angewendet werden. Heilbäder und Schwimmbadbesuche hingegen sollen nach wie vor gesundheitsfördernd sein.

 

Der Deutsche Sauna Bund fürchtet Einbußen

Für Felix Schneider, Geschäftsführer des Erlebnisbades Fildorado in Filderstadt, ist „die Abgrenzung zu den Heilbädern nicht nachvollziehbar“. Die Heilwirkung der Sauna sei wissenschaftlich erwiesen, beteuern einige in der Branche. Mit dem Vorhaben hat der Gesetzgeber die Branche kalt erwischt. Der Deutsche Sauna Bund (DSB) befürchtet, dass die Anzahl der Besucher, die wöchentlich in die Sauna gehen, um zehn Prozent sinken wird, wenn sie mehr für den Eintritt zahlen müssen. Denn wegen der hohen Energie- und Personalkosten, so Schneider, bleibe nichts anderes übrig, als die Kosten auf den Kunden zu übertragen. Konkret könnte das einen Aufpreis von etwa 1,50 Euro pro Besucher des Fildorados bedeuten. Das ist noch überschaubar, anderswo – wie etwa in den Stuttgarter Schwabenquellen – müssen die Gäste künftig dagegen einen Aufpreis bis zu 4,50 Euro pro Besuch zahlen.

Im Fildorado haben 800 Saunafreunde unterschrieben

Der Verband erwartet insgesamt Verluste von mehr als 200 Millionen Euro und ein „Bädersterben“. Dagegen wehrt er sich mit einer Unterschriftenaktion bis Januar 2015 in den Bädern. Im Fildorado haben schon 800 Saunafreunde unterschrieben. Das Vorhaben soll verhindert werden. Für den Geschäftsführer des DSB, Rolf-Andreas Pieper, ist klar: „Einem nackten Mann greift man nicht so schamlos in die Tasche.“