Das Bundesfinanzministerium hat beschlossen die Mehrwertsteuer für Saunabesuche zu erhöhen. Die Saunabetreiber aus dem Kreis Göppingen wollen ihre Gäste jetzt zum Protest aufrufen, damit die Politik ihre Entscheidung nochmals überdenkt.
Kreis Göppingen - Um durchschnittlich einen Euro pro Besuch werden die Saunapreise vom 1. Juli an auch im Kreis Göppingen steigen. Der Grund: das Bundesfinanzministerium hat, wie bereits berichtet, nach 50 Jahren festgestellt, dass die gemeinschaftliche Schwitzerei nicht mehr der gesundheitlichen Vorbeugung, sondern nur dem allgemeinen Wohlbefinden dient. Damit einher geht nun eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent, was wiederum den Saunabetreibern die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
„Wir werden zwar alles versuchen, aber letztlich nicht umhinkommen, diese Erhöhung in irgendeiner Form an unsere Kunden weiterzugeben“, stellte der Göppinger Stadtwerke-Chef Martin Bernhart jetzt bei einem Pressegesprächs klar. Zu dem Termin hatten die Betreiber der fünf öffentlichen Saunen im Stauferkreis eingeladen – und sich Verstärkung durch die Arbeitsgemeinschaft öffentlicher Bäderbetriebe Baden-Württemberg geholt.
Ein Rückgang der Besucherzahlen wird erwartet
Deren Vorsitzender, Necdet Mantar, machte deutlich, was er von der Gesetzesänderung hält: „Es ist eine bodenlose Frechheit, wie hier versucht wird den Betreibern, noch mehr aber den Gästen, die aktiv etwas für ihre Prävention tun, in die Tasche zu greifen.“ Bis jetzt seien alle Bemühungen der Verbände gescheitert, die Politik noch zu einem Einlenken zu bewegen, fügte er hinzu. „Nun bleibt uns nur noch, in allen Bädern die Gäste über die drohenden Preiserhöhungen zu informieren, um damit eine Protestwelle von unten auszulösen“, sagte Mantar.
Ob diese, falls sie denn überhaupt entsteht, Erfolg haben wird, hält der Eislinger Oberbürgermeister Klaus Heininger zumindest für fraglich. „Wir rechnen allerdings fest damit, dass sich ein Anstieg der Preise negativ auf die Besucherzahlen niederschlagen wird“, erklärte er. In der Vergangenheit habe es im städtischen Bad immer einen Rückgang gegeben, wenn das Saunieren teurer geworden sei. Heininger macht deshalb eine weitere Rechnung auf: „Neben dem volkswirtschaftlichen Schaden, der entsteht, wenn die Leute weniger für ihre Gesundheit tun, ist das abermals ein Griff in die kommunalen Kassen.“
Saunabetrieb gleicht bisher das Defizit der Bäder aus
Sein Schulteskollege Norbert Aufrecht aus Heiningen unterstreicht und erläutert diese Aussage: „Wir können durch den zurzeit noch einträglichen Saunabetrieb das Riesendefizit das unser Voralbbad verursacht, zumindest etwas lindern.“ Gelinge das nicht mehr, würden sich zumindest kleinere Gemeinden damit beschäftigen müssen, was mit der vorhandenen Infrastruktur geschehe. Für ihn sei die Entscheidung des Bundes darüber hinaus ein Abbild der insgesamt verfehlten Gesundheitspolitik. „Bei uns wird erst dann bezahlt, wenn die Leute krank sind, das Kind also bereits in den Brunnen gefallen ist“, betonte Aufrecht.
Thomas Straub von der Bad Überkinger Kurverwaltung brachte noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Uns kostet allein der Umstand, die Besuche unseres Thermalbads und unserer Sauna künftig steuerlich getrennt abrechnen zu müssen, eine Menge Aufwand und damit Geld.“ Dieses Problem sieht Martin Bernhart auch für die Göppinger Barbarossa-Thermen, wo es ebenfalls kombinierte Eintrittspakete gibt: „Wir müssen künftig jeden Preis splitten.“ So machbar das noch wäre, so schmerzhaft seien, falls sich die Steuererhöhung nicht mehr aufhalten lasse, die Folgen für die Besucher. „Entweder die Preise ziehen an oder das Minus wird pro Jahr um mindestens 50 000 Euro größer, was wiederum am Steuerzahler hängenbleibt.“