An diesem Samstag muss der FC Bayern München beim SC Freiburg ran. So wie vor knapp 25 Jahren. Wie der Rekordmeister damals an der Dreisam baden ging – der Rückblick auf ein legendäres Spiel und ein Stück Fußballgeschichte.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Am Ende blieb es nicht mehr beim Klassikersong, in dem den Bayern die Lederhosen ausgezogen werden, nein, es wurde an diesem legendären Fußballabend am 23. August 1994 noch bitterer für den FC Bayern München. „Ihr seid nur ein Punktelieferant“ hallte es durchs Freiburger Stadion, das damals noch Dreisamstadion hieß – und es soll Augenzeigen gegeben haben, die später behaupteten, ein paar Bäume im angrenzenden Schwarzwald hätten kurz vor Schluss freudig mitgewackelt zu den Freiburger Freudenliedern. Und zu dem Orkan, der unten auf dem Platz über den Rekordmeister hinwegfegte.

 

5:1. Für den SC Freiburg. Gegen den FC Bayern. 3:0 nach 18 Minuten. Ekstase im Schwarzwald. Der helle Wahnsinn. Und aus heutiger Sicht: Schier unvorstellbar. An diesem Samstag, also fast 25 Jahre später, empfängt der SC Freiburg die Bayern wieder in der Bundesliga. Allein ein Sieg wäre schon eine Sensation. Ein 5:1? Wäre aus einer fernen Galaxie.

Lang, lang ist’s also her, 17 500 Zuschauer waren an diesem heißen Augustabend 1994 dabei im Freiburger Schmuckkästchen, das damals, im zweiten Bundesligajahr des SC, noch ein bisschen kleiner war als heute. Klein war an diesem Abend aber nur der FC Bayern, denn es war nicht ein Klassenunterschied, der auf dem Platz zu sehen war. Es waren zwei. Oder drei. Und das Lied vom Punktelieferant? War nicht nur hämisch. Sondern absolut zutreffend an diesem Abend.

Cardoso tänzelt durch die Bayern-Abwehr

Es war das zweite Bundesligaspiel des neuen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni, der später auch mal den VfB Stuttgart beehren sollte, und schon dreieinhalb Jahre vor seiner „Ich-habe-fertig-Rede“ war die Flasche leer. Wie Pappkameraden standen die Bayern in Freiburg auf dem Platz, und wenn nicht, dann taumelten sie von einer Verlegenheit in die nächste. Die Breisgau-Brasilianer um den überragenden Rodolfo-Esteban Cardoso, der passend zu seinem wunderbar rhythmischen Namen durch die Münchner Abwehr tänzelte, nahmen den Rekordmeister auseinander.

Ro-dol-fo-Este-ban-Card-do-so! Fünf zu eins! Wahn-Sinn!

Und so lief es damals: Es waren gerade mal 18 Minuten gespielt, da führte der SC schon mit 3:0. Martin Spanring, Ralf Kohl und, genau, Rodolfo Esteban Cardoso, besorgten die Treffer für furiose Freiburger. Christian Ziege konnte vor der Pause lediglich zum 1:3 verkürzen. Trainer Giovanni Trapattoni gestikulierte am Seitenstreifen wie ein Wilder. Vergeblich.

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In Hälfte zwei stand es irgendwann 5:1 – und die Bayern zeigten sich von ihrer hässlichen Seite. Frust-Fouls, wohin das Auge reichte. Sechs Münchner holten sich so gelbe Karten ab. Der französische Star-Stürmer Jean-Pierre Papin musste nach seiner auffälligsten Szene mit Gelb-Rot runter. Und Kapitän Lothar Matthäus bilanzierte hinterher: „Wir Spieler müssen uns an die eigene Nase fassen. Aber wenn ich jetzt alles sagen würde, was in meinem Kopf los ist, dann würde ich Ärger kriegen.“

Und der Freiburger Trainer, ein gewisser Volker Finke, tönte: „Es gibt keine Mannschaft in der Bundesliga, die wir nicht schlagen können.“ Am Ende dieser Saison belegte der SC Freiburg hinter Werder Bremen und dem Meister Borussia Dortmund Platz drei. Und der FC Bayern? Wurde Sechster.

Lang, lang ist’s her.