Die Ludwigsburger Kultkneipe ist saniert worden. Jetzt steckt alles voller Hightech. Das macht es schwer, den Klubcharakter zu bewahren.

Ludwigsburg - Ausverkauft! Das ist die Ansage , die am häufigsten wiederkehrte, als der künstlerische Leiter Peter Sömmer das Programm des Scala kommentierte. Ausverkauft, das gilt für die letzte Veranstaltung im Rahmen der Reihe Scala on Tour heute Abend mit Christoph Sonntag im Festsaal der Waldorfschule ebenso wie für das erste große Konzert am 17. September, wenn der zwei Jahre lang für den Betrieb gesperrte Große Saal der Ludwigsburger Kulturkneipe wieder eröffnet wird. Am 23. Mai soll der Umbau fertig sein, am 15. Mai soll das Haus in einer Art Probebetrieb laufen. Kleine, meist private Veranstaltungen dienen als Stresstests für die neue Sound-, Licht- und Videotechnik im generalsanierten Haus.

 

Die Scala-Macher sprechen nur von der Blackbox, wenn sie den neuen Saal meinen. Tatsächlich sind fast die komplette die Wand und die Deckenverkleidung in Schwarz- und Anthrazittönen gehalten. Farbe werden erst die roten Stühle und der ebenfalls rote Bühnenvorhang in den Saal bringen. Die Stühle sollen aber erst im Juli eingebaut werden, während der Vorhang schon an Ort und Stelle ist, allerdings noch in eine Schutzfolie gehüllt, die ihn vor Schmutz und Knitterfalten bewahren soll.

Klimatechniker ausgebremst

„Eigentlich ist der Saal jetzt wie ein Tonstudio“, meint Sömmer. Denn mit dem geballten Hightech-Material, das in dem historischen Saal eingebaut wurde – unter anderem 15 Kilometer Kabel, die am Ende hinter der Wandbespannung verschwunden sein werden – habe das Scala einen Quantensprung gemacht. „Der Sound ist trocken, aber wir wollten Atmosphäre bewahren“, sagt der künstlerische Leiter. Darum wurde das Ganze kurz vor der Perfektion leicht ausgebremst, sodass zumindest im Bühnenbereich „ein musiktauglicher Hall“ erzielt werden kann. Stammgäste sollen auch künftig nicht auf den typischen Scala-Klang verzichten müssen.

Im Sinne der Klubatmosphäre sind auch die Klimatechniker gebremst worden. „Unsere Gäste sollen sich nicht wie in einem Flugzeug fühlen“, sagt Sömmer. Statt konstanter Unterkühlung ist eine Anpassung an die jeweilige Außentemperaturen angestrebt. „Die Leute sollen auch mal schwitzen, das gehört dazu“, meint der Programmmacher:  „Das Scala soll ein besonderer Spielort bleiben.“

Auch wenn ihnen die Besucher und viele Showgrößen während der schwierigen Interimszeit treu geblieben seien, freuten sich doch nun alle auf die im September beginnende neue Ära im alten Haus, meint der Scala-Geschäftsführer Edgar Lichtner. Allein der Umstand, dass ab sofort wieder verlässlich terminiert werden kann – ohne ständige Rücksichtnahme auf die Programgestaltung ihrer zeitweisen Gastgeber Forum und Waldorfschule – macht den Scala-Leuten das Leben sehr viel leichter.

Stresstest im Juli

Auch wenn das ursprünglich angepeilte Datum für das Sanierungsende nicht ganz gehalten werden kann, beunruhigt das niemanden: Sollte die Bau zunächst am 5. Mai übergeben werden, so ist inzwischen der 23. Mai daraus geworden. Der Hauseigentümer – die Wohnungsbau Ludwigsburg – hat mit einem großen Zeitpuffer vorgesorgt. Diese Toleranz ist auch deshalb nötig,weil die hochempfindliche Technik sicher vieler Nachjustierungen bedarf. Der gesamte Juni steht für die Programmierung der Sound- und Lichttechnik zur Verfügung. Das meiste zeige sich erst im Praxisbetrieb, meint Lichtner. Einem ersten Härtetest wird der Saal unterzogen, wenn am 25. Mai die Brauerei Rossknecht dort den 25. Geburtstag feiert. Noch ohne Bestuhlung, aber mit Bühnennutzung.

Im Juli wird eine Tanzschule mehrere Tage im Haus gastieren. Zu diesem Treffen werden bis zu 150 Gäste erwartet. „Das wird dann der eigentliche Stresstest“, sagt Lichtner, „denn dafür wird die gesamte Bühnentechnik samt Filmleinwand einbezogen sein.“ Das mit der Leinwand war stets ein Ärgernis, weil sich die Kulturmacher im Scala den Saal mit dem Verein Kinokult teilen. Das heißt, entweder war die Leinwand offen und deshalb kein Konzert möglich oder umgekehrt. Jetzt gibt es eine flexible Leinwand, die jederzeit in die Höhe gefahren werden kann – und damit viel mehr Flexibilität für die Programmgestaltung. Auch das neue Foyer sei bespielbar – zum Beispiel für Kindertheater.