Laut der Verbraucher-Zeitschrift „Öko-Test“ sind viele Buttermarken und auch Schokonikoläuse offenbar mit Schadstoffen belastet. Wie bedenklich diese Rückstände für den Menschen sind, das zeigt diese Übersicht.

Schokolade, Butter oder Olivenöl – in vielen Lebensmitteln werden inzwischen Ölgemische nachgewiesen. Aktuell schlagen die Tester der Zeitschrift „Öko-Test“ Alarm: Sie haben für ihre aktuelle Ausgabe Butter und Schokonikoläuse auf ihre Inhaltsstoffe geprüft – und festgestellt: Teilweise ist die Konzentration insbesondere in der Butter so hoch, wie es die Öko-Tester noch nie zuvor in einem Lebensmittel gemessen haben. Wie bedenklich diese Rückstände für den Menschen sind, das erklären Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA).

 

Um welche Mineralölrückstände handelt es sich?

Es wurden in den Lebensmitteln sogenannte aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MOAH) gefunden, die als krebserregend gelten. Ebenfalls enthalten waren gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MOSH), die sich im Körper anreichern können – mit heute noch nicht absehbaren gesundheitlichen Folgen.

Müssen sich Verbraucher beim Verzehr von möglich belasteten Lebensmitteln wie Butter und Schokolade Sorgen machen?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht bei den üblichen Essgewohnheiten kein „akutes Lebensmittelsicherheitsproblem“. Dass derzeit häufiger Rückstände gefunden werden, führen Experten vom CVUA auch auf immer empfindlichere Analysemethoden zurück. „Die Untersuchungen sind sehr komplex, weil es eben sehr viele dieser Kohlenwasserstoffverbindungen gibt“, sagt Eberhard Schüle, Abteilungsleiter vom CVUA. Grundsätzlich sind solche Kontaminationen von Lebensmitteln allerdings unerwünscht, heißt es seitens des BfR. Derzeit gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, die die Gehalte an Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln regulieren. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitet derzeit aber eine Verordnung, die regeln soll, wie viel dieser Substanzen in Lebensmittel übergehen dürfen. Auf EU-Ebene wurden im Mai diesen Jahres Richtwerte für die besonders problematischen aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MOAH) auf dem Niveau der analytischen Bestimmungsgrenze veröffentlicht. Lebensmittel die nachweisbare Rückstände über diesen Richtwerten aufweisen, sollen vom Markt genommen werden.

Wie können diese Rückstände in Lebensmittel gelangen?

„Der Übergang von Mineralölbestandteilen ist beispielsweise aus recycelten Kartons auf Lebensmittel wie Reis, Müsli, Cornflakes oder Gries möglich“, sagt Eberhard Schüle vom CVUA Stuttgart. Denn für die Herstellung wird unter anderem bedrucktes Altpapier verwendet, das Mineralölbestandteile etwa aus Zeitungsdruckfarben enthalten kann. Im Fall der Butter haben die Öko-Tester festgestellt, dass die Verpackung in wachskaschierter Alufolie einen wesentlichen Anteil an der Belastung mit MOSH habe. Das sei möglich, sagt Schüle. „Denn Mineralstoffrückstände lagern sich gerne in sehr fetthaltigen Lebensmitteln ab, sowie in Nahrungsmitteln, die eine große Oberfläche haben.“ Andere mögliche Eintragsquellen sind auch Schmierstoffe aus Anlagen zur Lebensmittelherstellung – was erklären könnte, warum auch oft Schokolade mit Mineralölrückständen behaftet sein kann, sagt Eberhard Schüle: So können Kakaobohnen durch Schmieröle an Erntemaschinen verunreinigt werden oder beim Transport in Sisal- und Jutesäcken, die mit Mineralölen behandelt sind. Auch Abgase von dieselbetriebenen Maschinen können dazu führen, dass sich auf Lebensmitteln Mineralölrückstände ablagern können. Abgesehen davon kommen Mineralöle flächendeckend in der Umwelt vor.

Was können Verbraucher tun?

Verbraucherschützer raten, trockene Lebensmittel aus Kartons wie Reis oder Nudeln nach dem Einkauf möglichst in Gläser oder Kunststoffbehälter umzufüllen. Wissenschaftliche Versuche zeigen: Je länger ein Lebensmittel lagert und Mineralölen ausgesetzt ist, desto mehr dringen davon in das Produkt ein – vor allem bei Raumtemperatur. Tiefkühlkost wie Fischstäbchen oder Spinat kann weiterhin im Eisfach im Karton gelagert werden: Nach Ansicht des BfR ist bei Tiefkühltemperaturen nicht mit einem entsprechenden Übergang zu rechnen, weil die Mineralölbestandteile unter solchen Bedingungen nicht übergehen.

Was sollten Hersteller tun?

Zumindest im Bezug auf die Verpackung von Lebensmitteln ist ein Problembewusstsein erkennbar, bestätigt Eberhard Schüle vom CVUA Stuttgart: Kartonverpackungen bestehen inzwischen häufiger aus Frischfasern. Erkennbar ist das an der helleren Pappe. Zudem werden vermehrt Innenbeutel oder beschichtete Papiermaterialien verwendet, die den Übergang von Mineralölbestandteilen auf die Lebensmittel verhindern sollen. Besonders wirksame Barrieren sind der Kunststoff PET und Aluminiumfolie. Tatsächlich ist die einzige gute Butter im Öko-Test ohne Mineralöl in Pergamentpapier eingepackt. Wichtig wäre es nach Ansicht der Öko-Tester, auch bei der Auswahl der Rohwaren sorgfältiger auf die Herkunft und die einzelnen Verarbeitungsprozesse zu achten. Dafür brauche es aber auch seitens der Politik gesetzliche Grenzwerte.