Schüler und Lehrer mit Vorerkrankungen sind gefährdet
Nun indes zeichnet sich laut Aussage des Rektors des Otto-Hahn-Gymnasiusm (OHG), Mathias Hilbert, ab, dass die Schadstoffwerte in der Luft – es geht in erster Linie um Formaldehyd und PCB – noch höher sein könnten als bislang angenommen. Das habe sich während der heißen Tage der vorigen Woche herauskristallisiert. Wenn die Temperaturen in den Räumen auf 28 Grad und mehr steigen, würden die jährlich zulässigen Schadstoffgrenzwerte oft in nur einer halben Stunde erreicht, sagt Hilbert. Viele Schüler, Lehrer und Eltern sind alarmiert – und sagen, der Neubau dürfte keinesfalls erst 2025 in Angriff genommen werden.
Der Schulleiter hatte bereits im April im Schulausschuss des Gemeinderats erklärt, er könne „manche Kollegen und auch Schüler wegen Vorerkrankungen in bestimmten Räumen nicht unterrichten lassen.“ Der Leiter des Hochbauamts, Mathias Weißer, hatte damals indes gesagt, es bestehe „derzeit“ keine Gefährdung. Messungen hätten gezeigt, dass die installierten Lüftungssysteme die Schadstofflast unter die kritische Marke drückten.
Die Werte erzwingen keine Schließungen von Räumen
Daniel Wittmann, zurzeit kommissarischer Leiter des Fachbereichs Bildung und Familie bei der Stadtverwaltung, erklärt jetzt auf Anfrage, dass die aktuell im Frühjahr gemessenen Werte nicht über jenen der Vorjahre lägen. Die sogenannten Eingreifwerte, bei denen es zwangsläufig zu Schließungen von Räumen kommen müsste, würden nicht überschritten. Der beauftragte Gutachter habe allerdings darauf hingewiesen, dass die Werte nochmals bei hochsommerlichen Temperaturen überprüft werden sollten.
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Die Vorsitzende des OHG-Elternbeirats, die Ludwigsburger FDP-Stadträtin Stefanie Knecht, sagt, wegen der hohen Belastung der Luft mit Formaldehyd und mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) bestehe akut Handlungsbedarf. Es sei „schändlich“, dass der Neubau erst 2025 in Angriff genommen werden solle. Nun gelte es, ganz schnell Klimaanlagen einzubauen, „idealerweise Anlagen mit Luftreinigung“, um die Temperaturen in den Schulräumen zu senken und auf diese Weise die Werte zu drücken.
Eine neue Beschattungsanlage soll die Wärme draußen halten
Mathias Hilbert weist indes auch darauf hin, dass die Schule sehr schnell reagiert habe. In den Räumen mit den womöglich extrem hohen Schadstoffwerten würde der Unterricht bei zu hohen Temperaturen sofort beendet. In der Regel sei das aber nicht vor 12 Uhr der Fall. Die Stadt habe beschlossen, eine bessere Beschattungsanlage zu kaufen, damit die Wärme draußen bleibe. Die Hausmeister seien angehalten, alle Räume mit Fenstern täglich zu lüften. Ferner solle die Entrauchungsanlage dazu beitragen, „die Hitze rauszublasen“ aus dem Gebäude. Hilbert: „Wir haben sofort reagiert“, kein Schüler und kein Lehrer werde gefährdet. Nun gelte es, Formaldehyd-Filteranlage zu beschaffen. Um das PCB-Problem in der benachbarten Gottlieb-Daimler-Realschule in den Griff zu bekommen, müssten die dortigen Räume regelmäßig nass gewischt werden, denn PCB binde sich an Staub.
Bei einer Schulkonferenz ist eine hitzige Debatte zu erwarten
Auch Hilbert fordert, alles für einen schnelleren Start des Neubauprojekts zu tun. Warten bis 2025 sei keine gute Option. Der Rektor der benachbarten Realschule, Hartmut Meier, sieht das ganz ähnlich. Er sagt, es sei unbestritten, „dass die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler seit Jahren Luftschadstoffen ausgesetzt sind“. Allein das spreche für einen schnellen Baubeginn.
Für kommenden Montag ist am OHG eine Schulkonferenz angesetzt. Dann kommen Schüler, Lehrer und Eltern zusammen und diskutieren auch über das Thema hohe Schadstoffwerte bei Hitze. Dem Gymnasium dürfte eine hitzige Debatte ins Haus stehen.