Der Kreis Esslingen bekommt neue Stationen, die die Stickstoffdioxidbelastung messen sollen. Die Auswahl überrascht – zumindest beim ersten Hinschauen. Hier gibt es eine Übersicht über alte und neue Messstationen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Kreis Esslingen - Esslingen hat schon eine, Leinfelden-Echterdingen ebenso. Und auch im Filderstädter Stadtteil Bernhausen steht seit geraumer Zeit eine Anlage, mit deren Hilfe die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg die Luftqualität an viel befahrenen innerörtlichen Straßen kontrolliert und erfasst.

 

Vom 1. Januar an kommen – zumindest für drei Monate – vier weitere solcher Messstationen im Landkreis hinzu. Eine wird in der Schorndorfer Straße 24 in Esslingen platziert, die anderen in der Kirchheimer Straße 55 in Lenningen, in der Deizisauer Straße in Denkendorf sowie in der Steinengrabenstraße 14 in Nürtingen. Mit diesen sogenannten Spotmessungen weitet die Landesanstalt ihr Programm aus. Insgesamt werden am 1. Januar 40 neue Anlagen im Land aufgestellt, mit deren Hilfe die Konzentration des Luftschadstoffs Stickstoffdioxid gemessen werden soll.

Die Kommunen sind von der Ankündigung der Landesanstalt für Umwelt komplett überrascht worden. „Wir wissen nicht so recht, was wir damit anfangen sollen“, sagt etwa der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht und mutmaßt, dass die Wahl auf Lenningen gefallen sei, weil die Gemeinde ebenso wie das benachbarte Owen in jüngster Vergangenheit immer wieder über den durch die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm bedingten starken Lastwagenverkehr geklagt habe. Schlecht: „Wir sind sehr gespannt, was dabei herauskommt.“

Die Prioritätenliste stammt aus dem Jahr 2006

Mit seiner Vermutung liegt Schlecht allerdings falsch. Eine Sprecherin der Landesanstalt erklärt, dass man zwar auch Meldungen von Bürgern und Kommunen bei der Wahl der Standorte berücksichtigt habe. Denkendorf und Lenningen hätten aber bereits auf einer im Jahr 2006 erstellten Prioritätenliste gestanden, die nun aufgrund der Sonderfinanzierung durch das Land teilweise abgearbeitet werde. Berücksichtigt würden dabei Straßen, die von mehr als 10 000 Kraftfahrzeugen am Tag genutzt würden, auf denen eine vergleichsweise geringe Windgeschwindigkeit herrsche und in denen die Wohnbevölkerung direkt von der Immissionsbelastung betroffen sei.

Auch Nürtingen ist von der Ankündigung überrascht worden. Allerdings, so bestätigt die Sprecherin der Stadt, Susanne Weisheit, sei der Standort in der Steinengrabenstraße gut gewählt. Schon vor rund 20 Jahren – genau könne sich in der Stadtverwaltung niemand mehr daran erinnern – habe es an gleicher Stelle mehrer mobile Messungen gegeben. Schon damals habe die Steinengrabenstraße an den Grenzwerten gekratzt. Auch heute sei die Bundesstraße – sie ist die Fortführung der B 297 aus Kirchheim in Richtung Tübingen – stark befahren und deshalb im Lärmaktionsplan der Stadt als Brennpunkt benannt. Deshalb sei man in der Tat gespannt auf die Ergebnisse.

Die Ergebnisse gibt es im Frühsommer 2019

Mit denen ist aber wohl erst im Frühsommer 2019 zu rechnen. Denn anders als die stationären Anlagen, die tagesaktuelle Werte messen und weitergeben können, handelt es sich bei den mobilen Spotpunkten um Anlagen, deren Werte erst im Nachgang der Messung ausgewertet werden. Deshalb bestehe nicht die Gefahr, dass unmittelbar nach den Messungen Fahrverbote drohen. Das betont auch die Sprecherin der Landesanstalt für Umwelt. Zunächst sei es die Aufgabe, überhaupt Ergebnisse zu ermitteln. Über weitere Maßnahmen werde man erst im Anschluss beraten.

Auch Roland Karpentier, der Sprecher der Stadt Esslingen, findet, dass die Schorndorfer Straße geeignet ist, um dort den nun schon zweiten Messpunkt in Esslingen einzurichten. Schließlich laufe über die Straße fast der gesamte Querverkehr vom Rems-Murr-Tal über den Schurwald in Richtung Autobahn A 8. Roland Karpentier: „Wir haben Verständnis dafür, dass sich die Anwohner für die Luftqualität in der Straße interessieren.“