Nach Geothermiebohrungen sind in Böblingen an 200 Häusern erhebliche Schäden entstanden. Die Landesregierung warb für diese Energie, das Landratsamt stimmte den Bohrungen zu. Nun lassen sie die Betroffenen im Regen stehen.

Böblingen - Die Mühlen der Bürokratie mahlen mal wieder viel zu langsam. Bereits am 19. Juli war die letzte der 17 undichten Geothermiesonden geflickt, die dafür verantwortlich sind, dass sich in Böblingen die Erde hebt. Der Auftraggeber, das Landratsamt, hat die Öffentlichkeit darüber nicht informiert. Das soll nun, wie zu erfahren ist, Ende August geschehen. Warum soviel Zurückhaltung bei einer an sich doch positiven Nachricht? Was steckt dahinter? Die Urlaubszeit? Das Vorgehen nährt jedenfalls wieder einmal unnötige Spekulationen und Vermutungen.

 

Bürger werden abgewimmelt

Möglicherweise ist es reine Taktik der Behörde, um weitere Zeit zu gewinnen. Denn viele Fragen sind noch immer ungeklärt. Wie etwa: Wie viel Geld werden die betroffenen Eigentümer erhalten? Wird es ausreichen, die Schäden zu beheben? Wann überhaupt wird die Allianz-Versicherung zahlen? Das Landratsamt und der Böblinger Oberbürgermeister Stefan Belz (Grüne) lassen die Betroffenen im Regen stehen. Zahlreiche Hilferufe von Bürgern haben sie bisher einfach abgewimmelt.

Dabei könnte schnelle und unbürokratische Unterstützung aus einem Fonds kommen, den die Stadt Böblingen, der Landkreis – vielleicht beide gemeinsam – oder auch das Land einrichten. Damit die Betroffenen vor dem Winter die gröbsten Schäden reparieren können. Denn viele haben dafür nicht das nötige Geld. Der Kreis dagegen erhält die Kosten für die Sanierung der Bohrlöcher vom Land erstattet.

Landesregierung warb für Geothermie

Dies führt denn auch zur politischen Komponente des Dramas. Schließlich war es die Landesregierung, die für Geothermie geworben hat. Das Landratsamt Böblingen wiederum hat die Bohrungen genehmigt, ohne die geologischen Verhältnisse zu prüfen. Da wäre es nur recht und billig, den Betroffenen zu helfen. Und zwar jetzt.