Landwirte in Leinfelden und Musberg müssen große Schäden durch Wildschweine verkraften. Die Stadt muss sich am finanziellen Ausgleich beteiligen.

Leinfelden-Echterdingen - Wildschweine fressen fast alles. Aber Mais ist eine ihrer Leib- und Magenspeisen. Die Paarhufer führen sich dabei nicht nur das Korn zu Gemüte. Sie graben mit ihrer Nase auch noch Felder und Wiesen um. So gelangen sie an winzige Schnecken und andere Eiweißlieferanten. „Sie verbringen teilweise Tage in einem Feld“, sagt Thomas Schauer. Er muss es wissen. Als Leiter der städtischen Liegenschaften-Abteilung ist er auch für den Stadtwald zuständig. Zu seinen Aufgaben gehört es, sich um die Probleme der Jagdpächter und auch um die Belange der Landwirte zu kümmern.

 

Im August hat eine Rotte Wildschweine in Leinfelden, südlich des Gebietes Mohrenäcker, große Maisbestände verwüstet. Allein dort ist ein Flurschaden von 2000 Euro entstanden. Die Tiere haben auch in Musberg ihr Unwesen getrieben. Insgesamt ist laut Schauer ein Schaden von mehr als 3500 Euro entstanden. Das Problem: Jäger können die Tiere gerade in Leinfelden und Musberg nicht groß aufhalten. Die Felder liegen zu nah an den Wohngebieten, um zur Flinte zu greifen. „Viele Flächen sind für das Jagen tabu“, berichtete Walter Vohl, Landwirt und FW-Stadtrat am Dienstagabend im Technischen Ausschuss.

Stadt muss 2000 Euro übernehmen

Die Kommune muss sich am Ausgleich der Flurschäden mit etwa 2000 Euro beteiligen. Der Hintergrund: Um das finanzielle Risiko überschaubar zu halten, hat die Stadt vor Jahren den Betrag gedeckelt, den Jagdpächter bei Wildschäden in ihrem Gebiet übernehmen müssen. Übersteigt die Schadensersatzforderung der Landwirte 50 Prozent der jährlichen Jagdpacht, kommt die Stadt ins Spiel. Sie übernimmt dann den Rest des Betrages. So soll das Jagen attraktiv gehalten werden. „Wir sind darauf angewiesen, dass es Jagdpächter gibt“, sagt Schauer unserer Zeitung.

Die politischen Fraktionen sehen das offenbar genauso. Die Regelung war Anfang März ausgelaufen. Der Ausschuss hat sie am Dienstag einstimmig bis zum Frühjahr 2018 verlängert. Bernd Stäbler, CDU-Stadtrat aus Musberg, brachte das Thema Schutzzäune auf. Er wollte wissen, wer diese Absperrungen veranlassen muss. FDP-Stadtrat Wolfgang Haug berichtete daraufhin von Wildzäunen, die im Siebenmühlental aufgestellt wurden. „Die Jägerschaft hat die Zäune auf eigene Kosten erstellt.“ Seitdem gibt es dort kaum noch Schäden durch Wildschweine. Das bestätigt auch Jochen Schimpf, Jagdpächter aus Echterdingen, den die Verwaltung eingeladen hatte.

Abschussprämie nicht zielführend

Bei dem Zaun handelt es sich um „einen umlaufenden Elektrozaun, der alle 14 Tage freigeschnitten wird“, sagte er. Das Einzäunen von einzelnen, in die Landschaft eingesprengten Maisfelder, aber mache wenig Sinn. Dies wäre zu aufwendig, Eine Abschussprämie, wie sie Karl Kizele, ebenfalls Landwirt und FW-Stadtrat, in der Sitzung anregte, hält der Jagdpächter für nicht zielführend. Das würde nur für Jungtiere Sinn machen, die sonst nicht zu verwerten seien. Dies allerdings halten er und seine Kollegen für ethisch schwierig und gegenüber den Bürgern kaum vermittelbar.

Landwirte und Jäger stehen in gutem Kontakt miteinander. Wildschäden werden mitunter auch so ausgeglichen, dass sich Bauern über einen kostenlosen Wildschweinbraten freuen und die Jagdpächter Wiesen und Felder wieder herrichten.